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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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echte Verbindung zu Arthur. Sie hätte gern seine Hand genommen, aber sie fürchtete, dadurch dieses fragile Gebilde zwischen ihnen wieder zu zerstören.
    Arthur beugte sich erneut vor. »Der Mann damals in deiner Wohnung, wer war das eigentlich?«, fragte er überraschend neugierig.
    »Mein Mann.«
    »Oh.«
    »Exmann«, korrigierte Mia hastig.
    Arthur lächelte. »Und ich dachte schon, du hättest jetzt ebenfalls was zu erklären.«
    Mia lachte. Dann fiel ihr auch etwas ein. »Woher kennt ihr euch eigentlich?«
    »Tun wir doch gar nicht.«
    »Du hast damals aber behauptet, Frank zu kennen.«
    Arthur dachte einen Moment nach. »Ach, richtig. Ich glaube, wir sind uns Silvester zufällig über den Weg gelaufen. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht, es ging alles ziemlich schnell. Dein Ex war ehrlich gesagt total betrunken.«
    Mia verdrehte die Augen.
    »Er schien nicht sehr glücklich zu sein«, fügte Arthur nachdenklich hinzu. Auf einmal hatte er die vergangene Silvesternacht so klar vor Augen, als sei sie erst gestern gewesen. »Er sagte ständig was davon, dass das letzte Jahr total beschissen war. Wegen eurer Scheidung, nehme ich an?«
    Mia runzelte verwundert die Stirn. »Wieso das denn? Er ist doch gegangen, nicht ich. Noch dazu ist er nahtlos von einem Bett ins nächste gestiegen. Grund zum Jammern hatte er echt nicht.«
    Arthur sah sie abwartend an. Sein Blick war offen und neugierig. Mia gab sich einen Ruck und erzählte ihm in kurzen Worten von Frank. Diesmal fiel ihr das Reden leichter, sie spürte nicht mehr diese hoffnungslose Verzweiflung wie damals, als sie zum ersten Mal in Arthurs Küche gesessen hatte. Arthur hörte ihr aufmerksam und interessiert zu. Hatte er das vielleicht auch damals schon, ohne dass Mia es bemerkt hatte? Oder war er tatsächlich erst jetzt wieder in der Lage, Anteil am Leben anderer zu nehmen? Wie auch immer es sich verhielt, der neue, aufmerksame Arthur gefiel Mia ausgesprochen gut.
    »Das Schlimmste war übrigens gar nicht, dass Frank sich mit einem Mann zusammengetan hat«, erzählte Mia. »Ich glaube, am meisten getroffen hat mich, dass es ausgerechnet der Mann sein musste, den ich am wenigsten leiden kann. Dieser total widerliche, arrogante Rocco.«
    »Vielleicht ist er in Wahrheit ja gar nicht so unsympathisch«, gab Arthur zu bedenken. »Vielleicht kam dir das nur so vor, weil du eifersüchtig warst.«
    »Eifersüchtig? Aber ich hatte doch keine Ahnung, dass Frank auf Männer steht. Wieso hätte ich also eifersüchtig sein sollen?«
    »Manchmal spüren wir Dinge schon lange, bevor wir sie uns bewusst machen.«
    Arthurs neuer Tiefsinn überraschte Mia und brachte sie ein wenig aus der Fassung.
    »Tja, so ist das eben«, schloss sie unbeholfen. »Manche Leute verlieren ihre Liebe durch Schicksale, andere werfen sie einfach weg wie Abfall.«
    Arthur sah sie lange an. »Ja«, sagte er schließlich. »Und die, die zurückbleiben, dürfen die offenen Rechnungen begleichen.« Bitterkeit lag in seiner Stimme, und Resignation. Er sah so aus, als wollte er noch etwas hinzufügen. Doch dann rief er nur die Kellnerin, um zu zahlen, und sie brachen auf.
    Vor Mias Haus saßen sie noch einen Moment still nebeneinander in Arthurs Wagen.
    »Bis bald?« Mia sah ihn zaghaft an.
    Er nickte, und als sie bereits die Hand am Türgriff hatte, gab er sich einen Ruck und sagte: »Ich habe übermorgen einen Termin in der Nähe von Flensburg. Vielleicht hast du ja Lust, mitzukommen.«
    Mia runzelte verwundert die Stirn, und er fügte rasch hinzu: »Der Termin wird nicht lange dauern, und wir könnten hinterher noch ein bisschen an die Ostsee fahren. Nieby ist zwar nicht Spiekeroog, aber Wasser ist Wasser, oder?«
    »Du willst, dass ich dich begleite?« Mia stellte sich vor, wie sie neben Arthur im Auto saß, nicht nur ein paar Minuten, sondern ein paar Stunden. Anderthalb Stunden hin, anderthalb zurück, schätzte sie, vielleicht auch weniger, Arthur fuhr einen schnellen Wagen. Und dann noch ein bisschen am Meer stehen, auf die Ostsee blicken, Wind und Weite genießen. Und das alles Seite an Seite mit Arthur Kessler, dem arroganten Anzugträger. Zu ihrer Überraschung breitete sich ein Gefühl satter Wärme in Mias Bauch aus, begleitet von einem ängstlich hämmernden Herzschlag.
    »Ja«, sagte sie, um einen gleichgültigen Ton bemüht, »warum nicht?« Ihr Herz raste noch mehr, als ein kleines, erfreutes Lächeln über Arthurs Gesicht huschte.
     
    Sie fuhren gemütlich am späten Vormittag los

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