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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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sein Gesicht und schaute kurz durch das kleine Loch.
    »Na dann!« Arthur grinste. »Auf unsere Wünsche!«
    Er ließ den Stein in seine Jackentasche gleiten.
     
    Sie traten den Heimweg in entspannter, friedlicher Stimmung an.
    »Das war ein schöner Tag«, stellte Mia fest, als sie wieder auf der Autobahn waren. Die Sonne stand schon tief und schien seitlich ins Auto. Arthur wirkte ebenfalls zufrieden. »So könnte von mir aus jeder Arbeitstag aussehen«, sagte er.
    Mia nickte. »Nur an der Verpflegung müssen wir noch arbeiten.«
    Arthur verzog das Gesicht. »Du meine Güte, ja, das Mittagessen war wirklich grauenvoll.“
    Er beugte sich vor, um den MP3-Player anzuschalten. Die sanfte Stimme von Norah Jones breitete sich im Inneren des Wagens aus und umhüllte sie weich und warm. Mia blinzelte schläfrig in die Sonne.
    Arthur überholte einen Laster. Er fuhr schnell, aber nicht leichtsinnig, und wechselte nach dem Überholmanöver wieder auf die rechte Spur zurück. Sie näherten sich einer Autobahnauffahrt, auf der ein roter VW Passat herangefahren kam, der einen Wohnwagen zog. Arthur konnte die Bahn nicht frei machen, weil er von anderen Autos überholt wurde. Er war schon fast auf der Höhe des Wohnwagens, als der Passat plötzlich nach links ausscherte. Arthur musste scharf bremsen, um einen Zusammenstoß mit dem Wohnwagen zu vermeiden. Zum Glück reagierte auch sein Hintermann schnell und bremste rechtzeitig ab.
    Laut fluchend drückte Arthur auf die Hupe.
    »Himmel noch mal!«, schrie Mia entsetzt. »Da nimmt uns dieser Penner glatt die Vorfahrt! Hat der Idiot etwa vergessen, dass er da hinten noch einen Wohnwagen dran hängen hat?«
    »Der Kerl hätte uns umbringen können«, sagte Arthur.
    »Allerdings!« Aufgebracht starrte Mia auf den Wohnwagen vor ihrer Nase. Sie wartete darauf, dass Arthur ihn überholte, damit sie sich diesen Sonntagsfahrer genauer ansehen konnten. Doch Arthur blieb auf der rechten Spur.
    »Der hätte uns umbringen können«, wiederholte er, und jetzt klang seine Stimme ungewohnt schrill. Überrascht sah Mia ihn an. Arthur war kreidebleich und umfasste krampfhaft das Steuer.
    »Das hätte er wirklich. Aber zum Glück ist ja nichts passiert. Du hast gut reagiert.« Mia legte einen beruhigenden Klang in ihre Stimme, damit Arthur sich schnell wieder von seinem Schreck erholte. Er war ein souveräner Autofahrer, der mit Sicherheit schon viele solcher kritischen Momente gemeistert hatte.
    »Fahr mal schnell an ihm vorbei, damit wir den Trottel los sind und nicht noch mehr passiert«, schlug sie vor.
    Doch Arthur blieb weiter auf der rechten Spur und starrte stumpf vor sich hin. Seine Hände umfassten das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervor traten.
    Plötzlich bremste er erneut sehr scharf ab, scherte auf den Standstreifen aus und brachte den Mercedes mit quietschenden Reifen zum Stehen.
    Mia riss entsetzt die Augen auf. »Was ist denn jetzt los? Ist was kaputt gegangen?«, fragte sie verwirrt.
    »Er hätte uns umbringen können«, sagte Arthur erneut, seine Hände zitterten, als er sie vom Lenkrad nahm und sein Gesicht war noch eine Spur bleicher geworden. »Umbringen, verstehst du?«, schrie er. »Er hätte uns UM-BRIN-GEN können!«
    Entsetzt beobachtete Mia Arthurs Ausbruch. »Ja, sicher«, sagte sie ruhig. »Er hätte uns umbringen können. Aber er hat es nicht. Du hast großartig reagiert und alles ist gut. Jetzt hol mal tief Luft, und dann fahren wir langsam weiter, okay?« Sie ärgerte sich, dass sie einen Tonfall angenommen hatte, als würde sie zu einem Kind sprechen.
    »Ich fahre nicht weiter«, erklärte Arthur mit dieser merkwürdig schrillen Stimme. »Nicht einen Meter.«
    »Das ist leider keine so gute Idee. Wir stehen nämlich immer noch mitten auf der Autobahn, falls du das vergessen hast. Mach wenigstens mal den Warnblinker an.«
    Gehorsam betätigte Arthur einen Schalter. »Ich fahre nicht weiter«, erklärte er mit neuer Entschiedenheit.
    Mia überlegte fieberhaft. »Entspann dich ein bisschen, dann sehen wir weiter. Notfalls fahre ich den Wagen erst mal bis zum nächsten Parkplatz.«
    »Du kannst machen, was du willst. Ich muss hier raus.« Mit diesen Worten verließ Arthur den Wagen, kletterte über die Leitplanke und stieg eine flache Böschung hinab.
    Entgeistert starrte Mia ihm hinterher. Warum verlief mit diesem Mann nur nie etwas so normal wie mit anderen Männern? Selbst die harmloseste Dienstreise endete im Chaos.
    Entnervt griff Mia nach einer

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