_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
abgeholt, um durch den Erlös beim Verkauf die Gläubiger zu befriedigen“, äußerte Antonia und seufzte traurig. „All die hübschen französischen Möbel sind aus dem Schlafzimmer meiner Mutter verschwunden.
Wenigstens ist die vorhandene Wäsche einigermaßen brauchbar. Aber das Haus hat vierundzwanzig Zimmer, ganz zu schweigen vom Dienstbotenquartier. Eine kleinere Behausung gibt es hier nicht, es sei denn, wir ziehen in den Stall um.“ Nachdenklich furchte Antonia die Stirn. „Ein Glück, dass bis auf die am Dach des Westflügels fehlenden Ziegel der äußere Zustand des Hauses bemerkenswert gut ist. Es müssen einige kleinere Reparaturen gemacht werden, die jedoch nicht über die Fähigkeiten einheimischer Handwerker hinausgehen. Wir müssen uns einige Räume herrichten und den Rest des Hauses unbenutzt lassen.“
Das Eintreffen des jungen Jem unterbrach das Gespräch. Er sah sehr mit sich zufrieden aus. Er war mit zwei Weidenkörben beladen, von denen einer Vorräte enthielt, während aus dem anderen Kätzchen quollen.
„Du lieber Himmel, Jem! Ich hatte eine Katze haben wollen, aber nicht gleich sämtliche Dorfkatzen!“
„Aber die Katze hat gerade geworfen, Miss, und sie ist eine gute Mäusefängerin. Da sie so viele Junge hat, wird sie noch mehr auf Futtersuche gehen, Miss, und wenn die Kleinen groß sind, werden auch sie Mäuse fangen.“
„Gut gemacht, Jem! Das war sehr vernünftig gedacht!“ sagte Antonia lobend. „In diesem Haus gibt es bestimmt genügend Mäuse, um eine so hoffnungsvolle Familie zu ernähren. Bring den Korb in die Speisekammer und stell den Katzen eine Untertasse mit Wasser hin.“
Maria inspizierte die Einkäufe, derweil die Katze sich an ihr neues Heim gewöhnte.
„Das ist ausgezeichnet, Jem. Ist es dir gelungen, Aufwartefrauen und den Rattenfänger für uns zu bekommen?“
„Gleich in der Frühe werden die Witwe Brown und ihre Tochter herkommen. Der Rattenfänger kann nicht vor Mittwoch hier sein, aber er bringt seine Hunde und einen Jungen mit. Sie werden das ganze Haus, die Stallungen und sonst alles absuchen. Und mein Papa hat gesagt, dass ich Ihnen die Schornsteine fegen soll.“ Dankbar nahm der Junge einen Teller mit Brot und Käse entgegen und machte sich über das Essen her. „Alle Leute freuen sich, dass Rye End Hall wieder bewohnt ist.
Ich nehme an, viele Händler werden Sie aufsuchen.“ Nach dem Essen begann der junge Jem, die Schornsteine zu fegen. Antonia verließ das Haus und ging in der Frühlingssonne zum Küchengarten. An den von der Sonne angewärmten Mauern standen noch die früher regelmäßig beschnittenen Obstbäume, und die Beete waren unter dem sie überwuchernden Unkraut und verrotteten Gemüse noch zu erkennen.
Antonia fand nichts Genießbares, merkte jedoch, dass der Garten viel Arbeit erforderte, um wieder ordentlich auszusehen. Sie kehrte ins Haus zurück und fragte den jungen Jem: „Gibt es im Dorf jemanden, der den Küchengarten für uns in Ordnung bringen kann?“
„Der alte Walter Johnson könnte das tun. Er hat sich früher um diese Gärten gekümmert. Und für die schwereren Arbeiten könnte er einen Jungen mitbringen.“
„Das klingt wunderbar! Denkst du, der alte Mann wird zurechtkommen?“
„Ja, und er wird über den Lohn froh sein. Sie hätten seinen ältesten Sohn einstellen können, doch der sitzt im Moment in Hertford im Gefängnis.“
„Du meine Güte!“ rief Miss Donaldson aus. „Ich glaube nicht, dass wir jemanden von dieser Sorte hier einstellen wollen!“
„Er hat nur gewildert, Miss. Dabei wurde er auf frischer Tat ertappt. Seine Lordschaft hat ihn ins Kittchen geschickt. Er geht sehr hart mit Wilddieben um, der hohe Herr.“
„Du meinst Lord Allington?“ fragte Antonia. Da Jem nickte, fuhr sie fort: „Ist Wilderei in dieser Gegend ein großes Problem? Ist er deshalb so strikt?“
„Das war ein großes Problem. Die Leute müssen schließlich essen. Aber nun, da Sie hier sind, Miss, wird alles wieder gut werden. Auf Ihrem Ackerland und im Park und im Haus wird es Arbeit geben. Alle Ihre Pächter haben in den letzten Jahren eine schwere Zeit durchgemacht. Viele Familien wären verhungert, hätten sie nicht hin und wieder einen Fasan oder einen Hasen von Ihrem Besitz oder dem Seiner Lordschaft gestohlen.“
Antonia holte einige Münzen aus ihrem Ridikül und drückte sie Jem für seine Arbeit in die Hand. Dann gab sie ihm noch einen Apfel und schickte ihn mit dem Auftrag nach Haus, den alten
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