_ebook - GER_ - Francesca Shaw - Allerliebste
Zeit auf der Terrasse verbringen konnten. Es schien jedoch etwas Gutes dabei herausgekommen zu sein.
Nach dem Frühstück half sie der Freundin, sich hübsch herzurichten. „So, jetzt siehst du wieder wie sonst aus. Ich bin sicher, Seine Lordschaft wird keinen Unterschied bemerken.“
Antonia lächelte, und ihre Stimmung hob sich. Sie war diejenige, die Marcus heiraten wollte. Wenn er heute zu ihr kam, würde er ihr bestimmt gestehen, sie zu lieben.
Und dann, wenn er sich mit ihr verlobt hatte, waren seine früheren Verhältnisse mit anderen Frauen unweigerlich beendet.
Von der Allee her war Hufschlag zu hören. Die beiden Frauen eilten zum offenen Fenster und schauten hinaus. Der sich nähernde Reiter war jedoch nicht Lord Allington.
„Das ist sein Reitknecht“, sagte Antonia, als Mr. Saye seinen Rappen anhielt, sich im Sattel vorbeugte und Anna, die ins Freie gekommen war, ein gefaltetes Stück Papier übergab.
Das Hausmädchen steckte es in die Schürzentasche und wechselte einige Worte mit dem Mann, den sie offensichtlich gut kannte. Dann machte er kehrt und ritt über die Allee zurück.
„Anna!“ rief Maria ihr zu. „Bringen Sie mir sofort die Nachricht.“ Das Hausmädchen zuckte zusammen und schaute erschrocken in die Höhe. „Ja, Madam. Entschuldigung, Madam.“
Anna hatte noch immer gerötete Wangen, als sie Antonia die Nachricht aushändigte.
„Und welche Absichten hat der junge Mann?“ wollte Antonia wissen. „Mir ist nicht bewusst, dass Sie Miss Donaldson um die Erlaubnis gebeten haben, mit einem Verehrer Umgang pflegen zu dürfen.“
„Absichten? Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, Miss“, antwortete das Hausmädchen verwirrt. „Ich kenne Josh schon mein ganzes Leben. Er ist ein Freund meines Bruders, Miss.“
„Tatsächlich!“ bemerkte Miss Donaldson kühl. „Ich bin sicher, dass er ein anständiger Mensch ist, da er zu Lord Allingtons Dienstboten gehört, aber dennoch möchte ich es wissen, wenn er Sie besucht. Dann können Sie beide sich sittsam in der Küche unterhalten.“
„Ja, Madam. Vielen Dank, Madam.“ Das Hausmädchen hastete, sichtlich erleichtert darüber, so leicht davongekommen zu sein, aus dem Raum.
„Oh!“ äußerte Antonia verdutzt und starrte auf den Brief.
„Nanu! Was ist nicht in Ordnung, meine Liebe?“
„Lord Allington hat mir geschrieben, er könne heute Morgen doch nicht herkommen.
Die Konstabler haben ihm einen höchst komplizierten Fall vorgetragen.
Wahrscheinlich muss er sich den ganzen Tag anhören, welche Beweise es für die Schuld der Beklagten gibt, ehe er die Verbrecher dann in das Grafschaftsgefängnis schickt.“
Antonia hätte den Brief bedenkenlos der Freundin übergeben können, da die in klarer Handschrift abgefasste, geschäftlich klingende Nachricht nichts anderes enthielt als die sachliche Mitteilung, förmliches Bedauern über die Absage und das Versprechen, am Abend zu Besuch zu kommen.
Unter der Post, die Jem nach dem Mittagessen überbrachte, befand sich ein Schreiben von Mr. Blake. Antonia brach das Siegel, nahm den Brief aus dem Umschlag und las ihn. „Ja, Mr. Blake schreibt, dass Sir Josiah Finch und dessen Gattin übermorgen hier eintreffen werden.“
„Wie interessant! Was denkst du, wann wir Ihnen die Aufwartung machen sollen?
Wir dürfen nicht zu lange damit warten, unsere neuen Nachbarn zu besuchen. Aber nach dem Umzug werden sie gewiss müde sein, so dass wir sie nicht zu früh behelligen sollten.“
„Wir sollten vier Tage verstreichen lassen und dann unsere Visitenkarten abgeben.“ Antonia öffnete den Brief der Großtante, las ihn und gab ihn mit Mr. Blakes Schreiben an Maria weiter. „Es freut mich, sagen zu können, dass es meiner Großtante sehr viel besser zu ergehen scheint. Entschuldige, aber ich habe Kopfschmerzen bekommen. Ich werde einen Spaziergang machen. Möchtest du dich mir anschließen?“
„Nein, danke, meine Liebe. Ich bleibe hier und stopfe weiter. Halte dich im Schatten und vergiss deinen Hut nicht.“
Antonia schlenderte am Flussufer entlang, ließ den Strohhut an den Bändern baumeln und atmete tief in der lauen Luft durch. Hin und wieder pflückte sie ein Blümchen und sang leise vor sich hin.
Sie hatte den Eindruck, das bekommen zu haben, was sie sich von Herzen wünschte.
Sie liebte den Mann, der sie zu seiner Gattin machen wollte. Sein ganzes Benehmen zeigte, wie sehr er sie begehrte. Sie hatte ihren Familiensitz vor dem Ruin bewahrt und durch ihr Verhalten dafür
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