Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
aneinanderschlagender Flaschen zu hören.
Die Einwohner Jaspers genossen ihre Freizeit, hingen ab, tanzten, flirteten. Sie taten, als gäbe es keinen Mörder, der auf ihren Straßen nach Beute suchte.
Luke hatte ein kaltes Bier vor sich, hatte eine Kollegin, die noch am Leben war, und er wusste, er hätte genauso feiern sollen wie die Deputys, die in einer Nische zusammensaßen, aber es gelang ihm nicht.
Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas nagte an ihm, aber er bekam es einfach nicht zu fassen.
Diese Rose . Diese gottverdammte blutige Rose. Was für eine Botschaft sollte das sein?
Als Monica die Rose gesehen hatte, war alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen. Er hatte die Arme ausgestreckt, um sie aufzufangen, doch dann hatte sie den Rücken durchgedrückt und die Schultern nach hinten gezogen. Das tat sie immer, wenn sie sich bedroht fühlte. Sie richtete sich auf und tat, als kenne sie keine Angst.
Dabei wusste er, dass sie Angst hatte. Es überraschte ihn, dass sie immer noch glaubte, sie könne das Gegenteil vortäuschen.
Die Angst, die in ihren Augen aufgeflackert war, war fast sofort wieder verschwunden, aber er hatte sich gleichwohl gefragt …
Diese Botschaft war an sie gerichtet.
Aber Monica sprach nicht mit ihm darüber. Sie arbeitete an dem Profil, redete mit den Leuten von der Spurensicherung, hing mit Gerry, dem Labortechniker, herum und sagte Luke kein Sterbenswörtchen.
»Wieso so wütend, Dante?«, erklang eine tiefe, raue Stimme, die – wie konnte es auch anders sein – seinem Chef gehörte.
Luke setzte das Bier ab und drehte sich zu Hyde um. Was ihn so sauer machte? Dreimal durfte er raten.
»Wegen dieses Arschlochs, das mit uns macht, was es will.«
Hyde verzog den Mund. »Ja, wird Zeit, dass wir den Hurensohn zur Strecke bringen.« Hyde zog einen Stuhl heran und bestellte ein Wasser. Er trank nie Alkohol.
Jedenfalls nicht in den letzten fünfzehn Jahren.
Er war trockener Alkoholiker. Wenn die Gerüchte stimmten.
»Sam kann ihn nicht identifizieren.« Hyde trommelte auf die Theke. »Ich bin gleich nach der Landung zu ihr gefahren. Sie kann sich nicht mal erinnern, am Flughafen gewesen zu sein.« Er seufzte.
»Woran kann sie sich denn erinnern?« Irgendetwas musste es doch sein. Irgendetwas, das ihnen weiterhalf …
»An die Hütte und das Wasser.« Der Barkeeper stellte ein Glas Wasser vor Hyde hin. Hyde schwieg, bis er wieder gegangen war. »Sie hatte ihre Brille verloren, deshalb konnte sie ihren Angreifer nur undeutlich sehen. Sie konnte nur sagen, dass er groß ist, über eins fünfundachtzig. Wiegt wahrscheinlich zwischen achtzig und neunzig Kilo.« Er zuckte die Achseln. »Das ist mehr, als wir bisher wussten, aber weniger, als wir brauchen.«
Ja, es war besser als nichts, aber dennoch so gut wie nutzlos. »Was ist mit seiner Stimme? Hat sie gesagt … «
»Er hat nur im Flüsterton gesprochen.« Hyde trank einen Schluck Wasser. »Dialektfrei.«
»Wie geht es ihr?« Meine Güte, den kranken Spielchen dieses Typs ausgeliefert zu sein …
»Sie kann sich nicht erinnern, wie oft er sie ins Wasser geworfen hat. Der Typ hat sich daran aufgegeilt, sie so lange unter Wasser zu drücken, bis sie fast ertrunken war. Dann hat er sie rausgezogen, hat sie glauben lassen, sie hätte überlebt – und jedes Mal hat er sie wieder reingeworfen.«
Dieses kranke Schwein.
»Monica … « Hyde fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Sie vermutet, der Typ hat erst aufgehört, nachdem Sams Lebenswille erloschen war. Sobald sie keine Angst mehr hatte, war sie uninteressant für ihn.«
Dann hatte er sie ertrinken lassen. Jedenfalls so gut wie.
Luke hob die Flasche. Das Bier sah aus wie Pisse und schmeckte wie Wasser. An einem der Billardtische brach schallendes Gelächter aus. Luke sah hinüber. Deputy Monroe stand mit einer blonden Kellnerin auf dem Tisch und küsste sie leidenschaftlich.
Na, wenigstens einer hatte seinen Spaß.
»Monica lebt für ihren Beruf.« Hyde hatte sich keine Sekunde ablenken lassen.
Luke setzte die Flasche ab und wandte sich wieder seinem Chef zu. »Das habe ich schon vor vielen Jahren herausgefunden.« Er wusste, welchen Platz er auf ihrer Prioritätenliste einnahm.
Hyde lächelte. Kein schöner Anblick. Der Mann hatte ein Haifischlächeln. »Cleveres Bürschchen! Glauben Sie wirklich, ich wüsste nichts von Ihnen beiden?«
Oh, was …
»Ich kenne Monicas Vergangenheit. Ich weiß alles über Quantico, und ich weiß von Ihnen.«
Luke kniff die Augen
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