Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
später überführen konnte.
Luke hatte in Quantico davon erfahren. Ein Profiler, Dr. Mark Brown, hatte für die Außenstelle Atlanta einen Vortrag über Serienmörder gehalten.
Er hatte darüber gesprochen, dass einige Killer Dinge aufbewahrten, die sie an ihre Verbrechen erinnerten. Immer wenn sie sie hervorholten, durchlebten sie ihre Taten aufs Neue.
Aber manche Serienmörder markierten ihre Beute lieber, damit sie für alle Ewigkeit als ihre Opfer gezeichnet waren.
»Romeo hat geglaubt, seine Opfer gehörten ihm, und ihre Körper seien nur für seine Bedürfnisse da. Er hat sie geschnitten, sie geritzt, aber als Allererstes hat er sie mit einem Brandzeichen markiert: mit einer Rose, eingebrannt in ihr Fleisch, ein Geschenk von ihrem Liebhaber.«
»Verzieh dich«, sagte Monica mit bebender Stimme.
Doch er wich keinen Schritt zurück. »Dieser Zeitungsausschnitt – der, den dieser Irre hinterlassen hat – , da ging es um dich, nicht wahr?« Einzige Überlebende. Meine Güte, wie hatte sie das nur überlebt? Er wusste, was Romeo seinen Mädchen angetan hatte. Die Folter hatte tagelang gedauert. »Ich dachte, es ginge um die Stadt, dabei ging es um dich.«
Sie atmete hörbar aus. »Hier ist nicht der passende Ort, um darüber zu sprechen. Ich … «
»Du hast nie mit mir darüber gesprochen!«, brüllte Luke. Er wusste, er war viel zu laut, aber er konnte nicht anders. »Dieser Hurensohn weiß Bescheid. Er hat es die ganze Zeit gegen dich verwendet.« Wovor hast du Angst? Diese Drecksau hatte sie gequält! »Monica, er ist hinter dir her! Das hättest du mir sagen müssen. Verdammt, es geht um dein Leben!«
Ihre Lippen schienen zu beben. »Du liegst falsch. Dieses Mal ist nicht, was du denkst.«
»Du trägst sein Mal.« Luke erinnerte sich, auf welchen Typ Romeo gestanden hatte: junge Mädchen zwischen fünfzehn und siebzehn, dunkles Haar, blaue Augen.
Monica. Damals musste sie genau in Romeos Beuteschema gepasst haben. »Du bist das Mädchen, das ihm entkommen ist.« Das Mädchen, das er monatelang bei sich behalten hatte. Während er die anderen bestialisch getötet hatte.
Eine Träne glitt über ihre Wange.
Dreck. Luke zog sie in die Arme, ignorierte, dass sie ihn wegzustoßen versuchte, und hielt sie eng an sich gedrückt.
Sein T-Shirt wurde feucht von ihren Tränen. Sie bebte am ganzen Körper. Die Unzerbrechliche – zerbrochen.
Sie hatte sich völlig versteift, kämpfte nicht mehr gegen ihn, schlang aber auch nicht die Arme um ihn. »Ich wollte nicht, dass du es erfährst«, wisperte sie. »Nicht du.«
Er hob den Kopf. Sie sah ihn nicht an. Er nahm ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Du hättest mir das schon vor Jahren mitteilen sollen.«
»Was hätte ich dir mitteilen sollen?« Ihre Lippen öffneten sich, aber es war kein schöner Anblick. »Dass ich in meinem Beruf so gut bin, weil ich wie sie bin? Wie die Mörder, die wir jagen?«
Wie bitte? Nein, sie war nicht …
Sie schüttelte den Kopf. »Luke, wie, glaubst du, habe ich es geschafft, dass er mich am Leben gelassen hat?«
Sein Herz setzte einen Augenblick lang aus, um dann umso schneller zu schlagen. »Du hast doch nicht … «
»Ich habe von Romeo gelernt. Ich habe verdammt viel von ihm gelernt.« Sie holte tief Luft. »Die erste Lektion lautete: Menschen tun alles, um am Leben zu bleiben.«
Wie lange war sie mit Romeo zusammen gewesen?Er konnte sich nicht erinnern, aber er würde es herausfinden. Alles würde er herausfinden. Doch eins musste er ihr jetzt sagen. »Es spielt keine Rolle, Baby. Es spielt keine Rolle, was passiert ist.« Ihm war nur wichtig, dass er sie in den Armen halten, sie spüren konnte.
»Doch, das tut es. Er hat mich in ein Monster verwandelt, aber das kannst du nicht sehen, nicht wahr?« Sie klang immer ärgerlicher. »Du siehst mich, aber du kannst es nicht sehen.«
Nein. Er sah nur sie. Die Frau, die er immer zu sehr gewollt und gebraucht hatte.
Erneut schüttelte sie den Kopf, dann machte sie sich von ihm los.
»Monica … «
Sie schob sich an ihm vorbei.
»Monica, jetzt warte doch!« Er ballte die Fäuste. Aber Monica wartete nicht. Sie lief davon.
»Sie ist nicht für dich bestimmt«, wisperte eine Stimme hinter ihm. Die Stimme eines Mannes. Luke fuhr herum.
Zu spät.
Etwas Schweres, Hartes knallte gegen seine Schläfe. Luke ging zu Boden, mit dem Geschmack von Blut im Mund und Monicas Namen auf den Lippen.
Das Letzte, was er hörte, war die Stimme, die ihm ins Ohr
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