Echo der Liebe
willst."
Sprachlos sah sie ihm nach, wie er durch den Laden lief, hier und da einem Bekannten zuwinkte, sich kurz mit Cora und dann mit seinen Töchtern unterhielt. Zum Glück ging der Rest des Tages schnell vorüber. Sie hatte jede Menge zu tun und kaum Zeit, über den rätselhaften Rance McKettrick nachzudenken, zumindest nicht bewusst; aber jede Zelle ihres Körpers schien vor Erwartung zu summen.
Um siebzehn Uhr schloss sie den Laden, lief hinauf, um sich umzuziehen, und machte einen langen Spaziergang mit Avalon. Wieder zu Hause teilten sie sich ein überbackenes Käsesandwich, dann rollte Avalon sich erschöpft auf der Luftmatratze zusammen. Auch Echo war müde. Doch da sie wusste, dass sie im Bett sowieso nur über Rance nachdenken würde, verbrachte sie die kommenden drei Stunden damit, die Bestellungen ihrer Onlinekunden zu bearbeiten. Sie musste sorgfältig darauf achten, dass Cora sie am Montag, wenn sie die kleinen Päckchen zur Post brachte, nicht sah. Sonst würde sie noch zwei und zwei zusammenzählen.
"Nun mal langsam", murmelte sie. "Kein Mensch ist so scharfsinnig."
Nachdem sie unten das Schloss überprüft hatte, duschte sie kalt und stieg ins Bett.
In Gedanken ging sie noch einmal die Bestellungen durch.
Erstellte eine Einkaufsliste.
Drehte sich nach links und dann nach rechts.
Es war viel zu heiß in der Wohnung.
Sie warf die Bettdecke zurück.
Schwitzte.
Stand auf und öffnete ein Fenster.
Aber das half auch nicht, weil die Hitze in ihr nichts mit dem Sommerwetter von Arizona zu tun hatte.
Vermutlich hat Keegan recht, dachte Rance. An den Zaun gelehnt, ließ er seinen Blick über das lange ungenutzte Weideland hinter seinem Haus schweifen. Er musste den Verstand verloren haben, sich einfach eine Rinderherde zuzulegen. Wer glaubte er eigentlich zu sein? Angus McKettrick, der legendäre alte Mann, der Triple M im neunzehnten Jahrhundert gegründet hatte?
Und doch genoss er die Nachtluft und die Geräusche der Rinder, die in dem tiefen Gras ruhten. Eine Million Sterne blinkten über ihm. Im Haus schliefen Rianna und Maeve tief und fest, nachdem sie in den Büchern gelesen hatten, die Cora mit ihnen zusammen in Echos Laden ausgesucht hatte.
Echo.
Was für ein passender Name für sie. Immer, wenn er glaubte, sie aus seinen Gedanken verbannt zu haben, tauchte sie plötzlich wieder auf und ließ all seine Nerven vibrieren. Dabei hieß sie in Wahrheit ganz anders. Offenbar musste man sie schon sehr gut kennen, bis sie einem verriet, wie.
Aber Rance war entschlossen, Echo Wells wirklich gut kennenzulernen.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte er körperlich hart gearbeitet und brauchte nun dringend eine Dusche. Morgen würde jeder Muskel in seinem Körper schmerzen. Wie peinlich, wenn er nicht einmal mehr in der Lage wäre, auf ein Pferd zu steigen. Er lächelte.
Vielleicht würde es ihm schwerfallen, auf ein Pferd zu steigen, aber garantiert nicht, Echo in das duftende Gras zu legen und sie zu lieben.
Irgendjemand hat Echo Wells ganz schön wehgetan, hörte er Keegan sagen. Sie ist zerbrechlich.
Mit so einem Cousin brauchte man wirklich kein Gewissen.
"Scheiße", fluchte er leise vor sich hin.
"Probleme?"
Rance erschrak. "Wenn. man an den Teufel denkt."
Lachend trat Keegan neben ihn. "Du solltest besser ein paar Arbeiter anheuern, wenn du ernsthaft den alten McKettrick-Weg beschreiten willst."
"Das mag merkwürdig klingen, aber manchmal fühlt es sich so an, als wären sie noch hier - Angus und die Jungs. Ein- oder zweimal hätte ich schwören können, in der Dämmerung einen Pferd mit Reiter gesehen zu haben. Obwohl ich natürlich weiß, dass es eigentlich nicht sein kann." Er erwartete, dass Keegan ihn einen sentimentalen Idioten oder Schlimmeres nennen würde.
"Ich weiß, was du meinst. Ich habe selbst ab und zu so etwas erlebt. Vielleicht hat Sierra recht. Könnte sein, dass die Zeit nicht so verläuft, wie wir uns das vorstellen. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft - das alles könnte auch gleichzeitig ablaufen."
"Hast du dir wieder diese Gespenstergeschichten angehört?", fragte Rance. Sierra war überzeugt, dass sie und Travis ihr Haus mit einigen ihrer Ahnen teilten. Sie erklärte zum Beispiel, Doss und Hannah McKettrick wären genauso lebendig wie sie selbst - dabei hatten die beiden 1919 geheiratet.
Sierra war nicht die Erste in der Familie, die so etwas behauptete. Eve, die Mutter von Sierra und Meg, hatte immer Stein und Bein geschworen, dass in diesem Haus
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