Echo der Liebe
überhauptjeden besonderen Ort, der ihm einfiel, außer dem Friedhof. Schließlich blieb nichts anderes mehr zu tun, als zurück zu seinem Haus zu fahren. Dort stellte Rance den Motor ab und saß einfach da, weil er nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte.
Wenn Jesse und Keegan ihn jetzt sehen könnten, würden sie ihn so lange auseinandernehmen, bis er sich neben Rafe und Emmeline auf den Friedhof hätte legen können. Vielleicht wären sie ewig so sitzen geblieben, wenn Avalon nicht gejault hätte, weil sie aus dem Auto wollte. Nachdem sie ausgestiegen waren, blieben Rance und Echo einfach auf der Auffahrt stehen und sahen sich an. Endlich löste Echo den Blick und betrachtete die Koppel hinter dem Haus, auf der ungefähr vierzig Rinder grasten. Rance wollte noch mindestens hundert weitere dazukaufen und außerdem ein paar Arbeiter einstellen. Als Echo auf den Zaun zuging, folgten Rance und der Hund ihr.
"Hier werden keine Rinder gejagt", rief Echo, und AvaIon setzte sich gehorsam hin.
Während Rance Echo aus den Augenwinkeln beobachtete, stellte er sich vor, wie es wäre, wenn sie hier auf Triple M leben würde. Rinder füttern und Ställe ausmisten. Es gelang ihm nicht. Sie war ein Stadtmensch, auch wenn sie jetzt in Indian Rock lebte. Sie würde hier nicht glücklich sein, genauso wenig wie Julie.
Doch dann überraschte sie ihn. "Es ist so wunderschön hier. Ich frage mich, wie du es fertigbringst, immer wieder wegzugehen."
Er starrte sie so lange an, bis sie den Kopf hob. Dann sah er weg und täuschte tief greifendes Interesse für die Rinder vor. "Es gab Zeiten, als ich es nicht aushalten konnte zu bleiben", gestand er.
"Weshalb?"
Die Frage hatte er sich selbst schon so oft gestellt. Dieses Land ist ein Teil von mir, es liegt mir im Blut. Also schätze ich, dass ich einfach vor mir selbst weglaufen wollte."
Sie nahm alles in sich auf, die Berge, die Bäume und die ausgedehnten Weiden. Dann sah sie ihn wieder mit ihren rätselhaften Augen an. Er fühlte sich entblößt unter diesem Blick, als ob seine Seele ausgebreitet vor ihr läge. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt, nicht einmal mit Julie, und es machte ihm Angst. Doch zugleich verspürte er eine gewisse Heiterkeit.
"Weißt du eigentlich, was für ein Glück du hast? Du lebst auf heiligem Grund, Rance. Du gehörst hierher und zu diesen Menschen. Du bist Teil einer Geschichte, die über Generationen zurückreicht."
Schon immer hatte er sein Glück zu schätzen gewusst, aber diese Worte jetzt von ihr zu hören, versetzte ihm einen Stich.
"Warum nennst du dich Echo?", fragte er. Zum einen hatte er den Eindruck, dass er nun an der Reihe war, eine Frage zu stellen. Außerdem brauchte er Zeit, um sich wieder zu fangen.
Sie zögerte. "Als ich nach dem Tod meiner Eltern zu meinem Onkel und meiner Tante kam, habe ich offenbar alles wiederholt, was sie mir gesagt haben. Daraufhin hat mein Onkel mich Echo genannt, und der Name ist mir geblieben."
Rance wollte sie berühren, sie in die Arme nehmen, sie vor allem und jedem beschützen. Doch er wusste, dass er das nicht konnte. Diese Lektion hatte er von Julie gelernt. "Wie ist dein richtiger Name?"
Lächelnd drehte sie den Kopf, um noch einmal die Landschaft zu betrachten. Sie schien sie regelrecht einzuatmen. "Vielleicht verrate ich dir das eines Tages. Aber nicht jetzt."
Das musste er akzeptieren. Er nahm ihre Hand. "Lass uns die Pferde satteln. Aber vorher musst du diese dünne Hose ausziehen." Das hatte er nicht anzüglich gemeint.
Lachend berührte Echo seinen Arm. "Ist schon gut, Rance. Ich weiß, was du meinst."
Im Haus füllte Rance eine Schüssel mit Wasser und stellte sie auf den Boden, während Echo sich im Badezimmer umzog. Avalon schien damit zufrieden, im Haus zu bleiben. Sie legte sich auf ein sonniges Plätzchen auf dem Küchenboden.
Im Stall sattelte er Cassidys alte Stute Snowball und seinen gescheckten Wallach Comanche. Er wusste, dass Echo noch nie geritten war. Aber sie wollte es versuchen, was ihn beeindruckte. Er half ihr beim Aufsteigen, und sie machte es sich im Sattel bequem, offensichtlich nervös, aber auch voller Vorfreude.
Echo.
Das war ein hübscher Name. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, passte er nicht zu ihr. Er klang hohl. Und diese Frau war alles andere als hohl.
Rance zeigte ihr, wie sie die Zügel halten musste. "Du darfst sie dir niemals um die Hände wickeln", erklärte er. "Snowball ist vermutlich das freundlichste Pferd in ganz Arizona.
Weitere Kostenlose Bücher