Echo der Liebe
beschlossen hatte, Chicago zu verlassen. Sie hatte ihr falsches Ich hinter sich gelassen, für immer. Und auch wenn sie sich von Rance angezogen fühlte - geradezu magnetisch angezogen fühlte - so hatte diese Veränderung in ihr nichts mit ihm zu tun.
"Was sollen wir jetzt machen?", fragte sie.
Jetzt grinste er, doch die Verwunderung schimmerte noch immer in seinen Augen. "Ich hätte da ein paar Ideen. Aber es ist deine Entscheidung, Echo. Ich werde dich zu nichts drängen."
Ihr gelang ein zittriges Lächeln. "Könntest du mir wieder auf das Pferd helfen, bitte? Ich glaube, meine Beine versagen mir gerade den Dienst."
Er setzte ihren Fuß in den Steigbügel, legte eine Hand unter ihren Po und schob sie hinauf. Seine Hände hätten genauso gut unter Strom stehen können. Unendliche Lust schoss durch ihren Körper, und sie hätte es widerstandslos hingenommen, wenn er sie wieder vom Pferd gezogen, ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie hier und jetzt auf der steinigen Uferböschung geliebt hätte.
Gemächlich ritten sie zurück zum Ranchhaus. Das schwächte jedoch ihr Begehren nicht, wie sie vermutet hatte, sondern ließ es im Gegenteil von Minute zu Minute nur noch ansteigen. Die Sonne wanderte Richtung Westen, als sie den Stall erreichten. Doch es. würde noch einige Stunden hell bleiben. Schweigend kümmerte Rance sich um die Pferde, untersuchte die Hufe nach Steinen, brachte sie in ihre Boxen und füllte die Tröge mit Heu.
Echo sah ihm aufmerksam dabei zu. Natürlich hätte sie Jetzt Avalon aus der Küche holen, ins Auto steigen und ihre Seele retten können. Stattdessen saß sie auf einem umgedrehten Eimer und beobachtete Rance. Erst nachdem er die Pferde gefüttert hatte, wandte er sich zu ihr.
Und wieder überraschte er sie. Vielleicht sollten wir ein wenig schwimmen. Das lockert die Muskeln", sagte er. "Es war ein langer Ritt für einen Anfänger, und morgen wirst du auf jeden Fall Muskelkater haben."
Vorhin hatte er ihr den kleinen, von hohen Bäumen gesäumten See schon gezeigt, ein wahrer Garten Eden. Das passte, dachte sie. So wie sie sich gerade fühlte, hätten sie die einzigen Menschen auf einer ganz neu erschaffenen Welt sein können.
"Ich habe keinen Badeanzug dabei", erwiderte sie sachlich.
Er zog sie auf die Beine. "Den brauchst du nicht", lächelte er.
Heiße Schauer jagten durch ihren Körper. Er hielt ihre Hand ganz fest, während er sie nicht etwa zu seinem Wagen, sondern zum Haus zog.
"Ich dachte, wir wollten schwimmen gehen", sagte sie und erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Es war, als hätte sie sich vollkommen einer ihr innewohnenden Fremden übergeben. Einer unbekümmerten Frau mit einer unbändigen Lust auf die verbotene Frucht.
"Werden wir", sagte er. "Auf der anderen Seite des Hauses gibt es ein Schwimmbad."
"Oh", hauchte sie.
Sie durchquerten die Küche, wo Avalon nach wie vor in einen Hundetraum versunken schlief, der ihre Beine zucken ließ. Abgesehen von dem großen Badezimmer, war das der einzige Raum, den Echo bisher von dem Haus kannte. jetzt betraten sie ein elegantes Esszimmer und dann das Wohnzimmer, in dem der größte Kamin aus Naturstein stand, den sie jemals gesehen hatte. Es gab viele Bücher in Regalen und bunte Teppiche, die wie Farbkleckse auf dem Schieferboden lagen. Schließlich gelangten sie ins Schlafzimmer mit einem wunderschönen Holzfußboden und einem Fresko mit rennenden Wildpferden an einer Wand. Das riesige Bett stand vor einer Fensterwand, die wie eine echte Fototapete mit Bäumen und Bergen und Himmel aussah. In diesem Bett zu liegen, dachte Echo, wäre wie im Freien zu schlafen, mitten in der Natur. Plötzlich kam sie sich wie ein Eindringling vor, und sie zuckte ein wenig zusammen.
Rance blieb stehen und sah ihr kopfschüttelnd in die Augen. Offenbar hatte er schon wieder ihre Gedanken gelesen - was sie an und für sich schon beunruhigte. Seit ihrer Kindheit fühlte Echo sich fast durchsichtig, wie ein Geist, der sich unbemerkt zwischen den Lebenden bewegte. Und so traurig sie das manchmal auch fand, hatte sie sich inzwischen doch daran gewöhnt. Aber dieser Mann sah sie, er gab ihr keine Möglichkeit, sich zu verstecken.
"Das war das Schlafzimmer meiner Eltern", sagte Rance. "Meines ist oben."
Hieß das, dass er niemals hier geschlafen hatte, auch nicht mit Julie?
Er führte sie durch eine breite Tür, und plötzlich lag ein kleiner, von halbtransparenten Glassteinwänden umgebener Pool vor ihnen. Als Rance einen Schalter
Weitere Kostenlose Bücher