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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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spreche, möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Wird sie verdächtigt, ein Verbrechen begangen zu haben?«
    »Nein«, erwiderte Byrne. »Absolut nicht.«
    Curtin stand auf, trat ans Fenster und schaute hinaus. Er sprach weiter, ohne sich umzudrehen. »Seitdem Ms. Schönburg vor ein paar Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde, gab es nicht weniger als hundert Interviewanfragen. Viele Menschen sind noch immer von ihr fasziniert, und zwar nicht nur Liebhaber klassischer Musik, sondern auch die Leser der Klatschpresse.«
    »Ich bin nicht hier, um einen Bericht für den Inquirer zu schreiben«, sagte Byrne.
    Curtin lächelte wieder – einstudiert und freudlos. »Ich verstehe. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Christa-Marie all diese Anfragen, die an sie gerichtet wurden, kategorisch abgelehnt hat.«
    » Sie hat mich kontaktiert, Mr. Curtin.«
    Der Anwalt straffte die Schultern. Das hatte er offenbar nicht gewusst. »Natürlich.«
    »Ich muss ihr ein paar Fragen stellen, und ich möchte wissen, in welcher Verfassung sie ist. Ist sie bei klarem Verstand?«
    »Meistens ja.«
    »Und was heißt das genau?«
    »Das heißt, dass sie meistens ganz vernünftig ist und gut zurechtkommt. Sie hätte nicht die geringsten Probleme, ihr Leben alleine zu meistern, aber ihr ist es lieber, immer eine psychologisch geschulte Krankenschwester in der Nähe zu haben.«
    Byrne nickte, ohne sich dazu zu äußern.
    Curtin kehrte langsam zum Schreibtisch zurück und setzte sich auf den wuchtigen Lederstuhl. Er stützte sich mit den Unterarmen auf dem Schreibtisch ab und beugte sich vor.
    »Christa-Marie hat ein hartes Leben hinter sich, Detective. Als Außenstehender mag man meinen, sie hätte ein glamouröses, privilegiertes Leben geführt, und bis zu diesem tragischen Vorfall hat sie sich auch über die zahlreichen Auszeichnungen gefreut, die ihr für ihr Talent und ihre Erfolge verliehen wurden. Doch nach dieser Nacht, angefangen von den Verhören und ihrem Geständnis bis hin zu den achtzehn Monaten in Convent Hill und ihrer Inhaftierung in Muncy …«
    Byrne war wie vom Donner gerührt. »Wie bitte?«
    Curtin schaute Byrne an.
    »Sie haben Convent Hill gesagt?«, fragte Byrne.
    »Ja.«
    Die psychiatrische Klinik Convent Hill, ein großes, staatliches Krankenhaus für psychisch Kranke, lag mitten in Pennsylvania. Anfang der Neunzigerjahre war die Klinik nach fast hundertjährigem Bestehen geschlossen worden, nachdem immer wieder schwere Vorwürfe wegen der furchtbaren Missstände dort erhoben worden waren.
    »Wann war Christa-Marie in Convent Hill?«
    »Von ihrer Verurteilung bis zur Schließung der Klinik 1992.«
    »Warum wurde sie in diese Klinik eingewiesen?«
    »Sie bestand darauf.«
    Byrne brauchte einen Moment, um das zu begreifen. »Sie sagen, Christa-Marie bestand darauf, in Convent Hill eingewiesen zu werden? Es war ihre Entscheidung?«
    »Ja. Als ihr Anwalt habe ich mich dem selbstverständlich widersetzt. Doch sie engagierte einen anderen Anwalt und setzte sich durch.«
    »Und sie hielt sich achtzehn Monate dort auf?«
    »Ja. Und anschließend musste sie in der Justizvollzugsanstalt in Muncy ihre Haftstrafe verbüßen.«
    Byrne hörte heute zum ersten Mal, dass Christa-Marie einige Zeit in der schlimmsten psychiatrischen Klinik östlich von Chicago verbracht hatte.
    Während Byrne noch immer versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten, betrat eine Frau um die vierzig in einem eleganten blauen Kostüm und einer weißen Bluse das Arbeitszimmer.
    »Detective, das ist Adele Hancock«, sagte Curtin. »Sie ist Christa-Maries Krankenschwester.«
    Byrne stand auf und reichte ihr die Hand.
    Adele Hancock war eine gepflegte, sportliche Frau mit der Figur einer Läuferin und kurz geschnittenem grauem Haar.
    »Miss Schönburg möchte Sie nun empfangen«, sagte sie.
    Curtin stand auf und nahm seinen Mantel und die Aktentasche. Er ging um den Schreibtisch herum und reichte Byrne eine Visitenkarte aus Leinenpapier. »Falls ich noch etwas für Sie tun kann, zögern Sie nicht, mich anzurufen.«
    »Vielen Dank, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben, Sir.«
    »Beste Grüße an Liam.«
    Klar, dachte Byrne. Immer freundlich – bis zur nächsten Konfrontation vor Gericht.
    Benjamin Curtin nickte Adele Hancock zu und ging hinaus.
    Byrne wurde durch einen mit dunklem Holz getäfelten Korridor an einem Raum vorbeigeführt, in dem ein großes Klavier stand. In jener Nacht vor zwanzig Jahren hatte er diesen Flügel des Hauses nicht

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