Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
des Prentiss Institute of Music war ein gewisser Frederic Duchesne. Ein großer Mann um die vierzig mit markanten Gesichtszügen, schon ein wenig lichtem blondem Haar, braunen Augen und sportlich-eleganter Kleidung. Er empfing sie am Eingang des Instituts, schloss die Tür hinter ihnen und führte sie in sein Büro, einen großzügig geschnittenen, weiß getäfelten Raum im Erdgeschoss. Überall standen Notenständer mit Notenblättern, hohe CD-Stapel und verschiedene Musikinstrumente in ihren mit Samt ausgeschlagenen Kästen. An einer Wand hing ein großes, gerahmtes Exemplar der Gründungsurkunde der Schule. Duchesne bot ihnen Kaffee an, doch Jessica und Byrne lehnten ab. Sie nahmen alle Platz.
»Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen«, sagte Byrne. »Und dann auch noch zu so später Stunde.«
»Das ist kein Problem. Ich bin oft bis Mitternacht im Hause. Es gibt immer etwas zu tun.« Mit zerstreuter Miene sortierte er ein paar Unterlagen auf dem Schreibtisch, dann hörte er damit wieder auf. Vielleicht begriff er, dass es hoffnungslos war. Er wandte sich den beiden Detectives zu. »Es kommt nicht oft vor, dass wir Besuch von der Polizei bekommen.«
»Wir haben nur ein paar Fragen«, sagte Byrne.
»Ich nehme an, es hat etwas mit Joseph Novak zu tun.«
»Das ist richtig.«
Duchesne nickte. »Ich habe es in den Nachrichten gehört.«
»Was können Sie uns über Novak sagen?«
»Ich glaube, zwischen Mr. Novak und dem Prentiss bestand zehn Jahre lang eine lose Verbindung.«
»War er hier angestellt?«
»Nein, nein. Er hat freiberuflich bei verschiedenen Aufnahmen als Tonmeister gearbeitet. Das Institut engagiert verschiedene Toningenieure, je nachdem, um was für ein Projekt es sich handelt.«
Byrne zeigte ihm die CD, die er von Christa-Marie erhalten hatte. »Bei diesem Projekt hat er mitgearbeitet?«
Duchesne setzte seine Brille auf. Als er die CD sah, lächelte er. »Das wurde vor über zwanzig Jahren aufgenommen. Novak hat bei der Originalaufnahme nicht mitgewirkt, sondern nur bei der Neubearbeitung.«
»Kannten Sie Joseph Novak?«
»Wir sind uns ein oder zwei Mal begegnet. Ich persönlich habe aber nie mit ihm zusammengearbeitet.« Duchesne schüttelte den Kopf. »Das ist eine furchtbare Tragödie.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
Duchesne dachte kurz nach. »Das muss etwa zwei Jahre her sein.«
»Seitdem hatten Sie keinen Kontakt zu ihm?«
»Nein.«
»Wissen Sie, bei wie vielen Aufnahmen er hier mitgearbeitet hat?«
»So aus dem Stegreif kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich kann mich aber gerne erkundigen.«
Byrne schaute auf seine Notizen. »Ich muss Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Einige werden Ihnen vielleicht banal erscheinen.«
Duchesne hob eine Hand. »Kein Problem. Das hier ist ein Ort des Lernens.«
»Würden Sie uns bitte etwas über das Institut erzählen?«
»Möchten Sie die Touristenversion oder die für potenzielle Spender?«
»Die für Touristen«, sagte Byrne. »Zunächst einmal.«
Duchesne lächelte und nickte. »Das Institut wurde 1924 von einer Frau namens Eugenie Prentiss Holzman gegründet. Es gilt heute weltweit als eines der führenden Konservatorien. Es ist nicht einfach, hier aufgenommen zu werden, aber der Unterricht ist kostenlos. Mehrere derzeitige Mitglieder des Philadelphia Orchestra geben hier Unterricht.«
»Wie viele Studenten haben Sie?«
»Im Augenblick um die hundertsechzig.«
»Und der Unterricht ist kostenlos?«
»Ja, aber nicht die Privatstunden.«
»Teuer?«
»Sehr«, sagte Duchesne. »Die Kosten für eine Stunde können ziemlich hoch sein.«
Duchesne fuhr fort und informierte sie, nach welchem Verfahren das Institut seine Studenten auswählte und wie der normale Lehrplan aussah. Er nannte auch die Namen einiger bekannter ehemaliger Studenten. Es war eine beeindruckende Liste. Dann verstummte er, langte in eine Schreibtischschublade, zog zwei große, farbige Broschüren heraus und reichte den beiden Detectives jeweils eine. Die Publikation hieß Grace Notes .
»Prentiss veröffentlicht diese Broschüre vierteljährlich«, erklärte Duchesne ihnen. »In diesem Heft finden Sie alle Hintergrundinformationen, die Sie brauchen.«
Jessica und Byrne blätterten sie durch. Byrne hielt sein Exemplar hoch und bedankte sich.
Duchesne nickte.
»Eine letzte Frage hätte ich noch«, sagte Byrne.
»Natürlich.«
»Gibt es bei der Orchestermusik – den Symphonien – immer auch eine
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