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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Dinge, ein Fenster, das zur Straße ging. Sonst nichts.
    Nein, das stimmte nicht.
    An der Wand hing etwas. Ein kleines Bild in einem Rahmen. Lucy drückte auf den Schalter, doch das Licht ging nicht an. Sie durchquerte das Zimmer und schob die Gardine zur Seite. Ein Lichtstrahl von der Laterne auf der anderen Straßenseite schien ins Zimmer. Lucy nahm das kleine Bild von der Wand und hielt es ins Licht. Das Foto war sehr alt und schon ein wenig verblasst. Das kleine Mädchen auf dem Foto war nicht älter als zwei. Es saß auf einer Bank. Vor dem Kind stand ein roter Plastikeimer, und es hielt eine kleine Schaufel in der Hand. Das Mädchen blinzelte in die Sonne. Es trug einen Schlapphut mit Blumenmuster. Ein pausbäckiges, pummeliges Kleinkind.
    Lucy kannte das Gesicht und die Augen. Als sie diese Augen das letzte Mal gesehen hatte, waren sie rot vom Weinen gewesen.
    Es war Peggy van Tassel.
    Lucys Hände begannen zu zittern. Sie versuchte, einen Zusammenhang zwischen diesem Bild und ihren Erlebnissen der letzten Tage herzustellen, doch es gelang ihr nicht. Sie wollte das Bild in ihre Manteltasche stecken, aber es passte nicht hinein.
    Sie wusste, was sie tun musste. Sie musste sofort ein Telefon suchen und Detective Byrne anrufen. Je länger sie wartete, desto schlimmer wurde es für sie.
    Ehe sie noch einen Schritt tun konnte, hörte sie die Bodendielen knarren, und dann spürte sie den warmen Atem in ihrem Nacken. Jemand stand genau hinter ihr.
    »Polizei«, sagte der Mann. »Leg dich auf den Boden und Hände auf den Rücken. Sofort.«
    Lucy spürte, dass sie weiche Knie bekam. Der Rahmen fiel ihr aus der Hand und zerbrach.
    »Mach schon«, wiederholte er.
    Lucy streckte sich neben den Glasscherben auf dem Boden aus und legte die Hände auf den Rücken. Der Mann umklammerte ihre Handgelenke, fesselte sie mit einem Plastikband und zog es stramm.
    Eine Minute ließ er sie dort liegen. Lucy wagte nicht, sich umzudrehen. Sie hörte, wie er durchs Zimmer ging.
    »Kannst du sie hören?«, fragte er sie leise.
    Lucy wusste nicht, wovon er sprach. Sie lauschte angestrengt und überlegte, was er meinte, doch sie hörte nur das laute Dröhnen in ihrem Kopf. Eine wahnsinnige Angst lähmte sie.
    »Die Toten sind überall in der Stadt«, fuhr er fort. »Die Nacht gehört heute ihnen. Das war immer so.«
    Kurz darauf leuchtete der Mann mit einer Taschenlampe das Foto auf dem Boden an und hielt den Lichtstrahl eine Weile auf das Gesicht des kleinen Mädchens gerichtet.
    »Du hättest sie retten können«, sagte er. »Du hättest sie retten können, aber du hast es nicht getan.« Lucy konnte nicht mehr klar denken, aber eins stand fest: Dieser Mann war kein Polizist. Er riss sie brutal hoch. Sie spürte den Atem des Mannes neben ihrem Ohr. »Du bist genauso schuldig wie George Archer.«

81.
    Hinter der orthodoxen Kirche St Demetrios, einem langen, rechteckigen Gebäude mit Kuppel, lag ein kleiner, über hundert Jahre alter Friedhof, auf dem die Verstorbenen aus dieser Gegend beerdigt wurden. Der Friedhof war von einer halb hohen Steinmauer mit einem breiten, schmiedeeisernen Tor am Eingang umgeben. Im Scheinwerferlicht der Streifenwagen und der Zivilfahrzeuge der Detectives warfen die Grabsteine lange Schatten auf die Erde und die Mauern der Reihenhäuser zu beiden Seiten. In den flackernden Blaulichtern tanzten riesige Geister über die Mauern und bewachten die Toten.
    Nicci Malone lief auf Jessica zu, als diese näher kam, und deutete auf ein junges Paar neben einem der Streifenwagen. Den beiden saß der Schreck noch in den Knochen.
    »Vor etwa einer halben Stunde sind sie diese Straße hier entlanggegangen. Sie haben nicht besonders auf die Umgebung geachtet, aber als sie die Straßenecke erreichten, sahen sie, dass jemand auf die Mitte des Friedhofs zusteuerte. Es war ein Mann, der eine schwere Last auf den Schultern trug.«
    »Konnten sie den Mann erkennen?«, fragte Jessica.
    Nicci schüttelte den Kopf. »Auf dieser Seite war es zu dunkel. Sie beobachteten ihn aber. Der Mann ließ das große Bündel auf den Boden fallen und packte es aus. Als sie sahen, dass es eine Leiche war, wurden sie starr vor Schreck. Kurz darauf legte er ein Bein der Leiche auf einen flachen Grabstein.«
    Jessica wusste, was jetzt kam. Sie schwieg.
    »Die Zeugen haben gesehen, dass der Mann auf das Bein der Leiche sprang. Die Frau konnte das Knacken der Knochen noch auf der anderen Seite des Friedhofs hören.«
    Der Hubschrauber eines

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