Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
Benefizveranstaltung in den Poconos aufgenommen worden. Sie stand mit Kevin inmitten einer Schar Kinder. Kevin trug einen dunklen Mantel und eine blaue Wollmütze.
Jessica schwieg.
Diaz wies mit dem Kopf auf den Friedhof, auf dem sie Stansfields Leiche gefunden hatten. »Jeder wusste von den Spannungen zwischen Detective Byrne und Detective Stansfield. Denken Sie nur an den Zwischenfall im Roundhouse, dann verstehen Sie, dass ich vor einem großen Problem stehe.« Diaz klappte den Laptop zu und musterte sie. »Jetzt habe ich einen toten Cop, und Kevin Byrne ist abgängig.«
Diaz klappte einen zweiten Laptop auf. Auf dem Monitor waren zwei Fotos zu sehen. In beiden Fällen handelte es sich um ein unter dem Mikroskop aufgenommenes Haar. Diaz zeigte auf das linke Foto. »Dieses Haar stammt aus einer Bürste von Sharon Beckman.« Er zeigte auf das rechte Foto. Jessica war keine Expertin, aber für sie sahen beide Haare gleich aus. »Dieses Haar wurde auf dem Fahrersitz von Kevin Byrnes Van gefunden. Sie stimmen überein.«
Jessica erinnerte sich an die Haare auf Byrnes Schulter.
»Warst du beim Friseur?«
»Ja. Ich bin da rein und hab mir die Haare schneiden lassen.«
Jessica spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Sie schwieg, und das war vermutlich auch das Beste, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Diaz schloss die Seitentür des Transporters und gab seinen beiden Kollegen ein Zeichen. Sie kamen näher und blieben ein paar Schritte entfernt stehen.
»Hören Sie, Jess. Wenn Sie diese Sache als Unbeteiligte betrachten würden, würden Sie verstehen, warum wir mit Detective Byrne sprechen müssen.«
Diaz hatte recht. Jessica hatte Leute schon aufgrund schwächerer Beweise zu einer Befragung ins Roundhouse zitiert.
»Ich weiß nicht, wo er ist, Russ. Ich habe ihm in der letzten halben Stunde fünf Mal auf die Mailbox gesprochen.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal angerufen?«
»Vor fünf Minuten.«
»Würden Sie es noch einmal versuchen?«
Jessica zog ihr Handy aus der Tasche. Sie schaltete den Lautsprecher ein und drückte auf die eingespeicherte Nummer. Es klingelte zwei Mal, dann meldete sich wieder die Mailbox. Es hatte keinen Zweck, noch eine sechste Nachricht zu hinterlassen. Jessica drückte auf die Aus-Taste.
Diaz nickte. »Führt Detective Byrne eine Glock 17 bei sich?«
Das war die Standardwaffe des Philadelphia Police Departments. »Ja.«
»Führt er noch eine zweite Waffe bei sich?«
Mein Gott! Jessica hatte sich selten so erbärmlich gefühlt. Sie verriet einen der wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Wie würde Kevin sich wohl in so einer Situation verhalten, wenn ihm jemand diese Fragen über sie stellte, fragte sie sich. »Manchmal.«
»Heute?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte sie, und das entsprach der Wahrheit.
»Hat er noch andere Waffen bei sich?«
Diaz meinte Messer, Reizgas, Schlagringe, Stöcke. »Nein.«
Diaz dachte darüber nach. Sein Blick wanderte kurz zu der Menschenmenge und dann zurück zu Jessica. »Sie kennen ihn besser als jeder andere. Ich weiß, dass Sie sich nahestehen. Ich weiß auch, dass dies alles sehr schwer für Sie sein muss.«
Jessica erwiderte nichts.
Diaz reichte ihr seine Karte. »Auf der Rückseite steht meine Handynummer. Wenn Sie mit Kevin sprechen, richten Sie ihm aus, dass er mich anrufen soll.«
Jessica nahm die Karte schweigend entgegen.
»Sie wissen, dass ich gezwungen bin zu handeln, nicht wahr?«
»Ja, ich weiß.«
»Es wäre für alle besser, wenn er sich freiwillig meldet.«
Diaz zögerte einen Augenblick, drehte sich dann um und ging davon.
Jessica schaute auf den Friedhof. Dort hatten sich vermutlich dreißig oder vierzig Leute versammelt. Die meisten kannte Jessica mit Namen, und doch hatte sie sich nie in ihrem Leben einsamer gefühlt.
Ein paar Minuten später löste sich Josh Bontrager aus der Menge.
»Alles in Ordnung, Josh?«
»Nein, ist es nicht.«
»Was ist los?«
Bontrager senkte den Kopf. »Er war mein Partner, und jetzt ist er tot.«
»Josh, er war nicht dein Partner. Ihr habt nur in einem Fall zusammengearbeitet.«
»Das spielt keine Rolle. Heute war er mein Partner, und heute habe ich ihn im Stich gelassen.«
Jessica wusste, was er meinte. Sie hatte Kevin Byrne heute ohne jeden Zweifel ebenfalls im Stich gelassen.
»Und ich mochte den Kerl nicht mal.«
Jessica schwieg einen Augenblick und erzählte Josh dann alles, was Diaz gesagt hatte.
»Das ist lächerlich«, sagte Bontrager.
»Ich
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