Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
weiß.«
»Was machen wir jetzt?«
»Ich muss ihn finden, bevor sie ihn finden.«
»Ich helfe dir.«
»Nein, Josh. Das kann ich nicht von dir verlangen.«
»Ich bitte dich. Ich erinnere mich nicht, dass du mich gefragt hättest. Ich tue es freiwillig. Okay?«
Jessica senkte die Stimme, als zwei Kollegen aus der Kriminaltechnik an ihnen vorbeigingen. »Josh, ich kann mich nicht an die Dienstvorschriften halten und gerate vermutlich in Teufels Küche. Es könnte sehr gut sein, dass ich heute Nacht meinen Job verliere. Es könnte sogar noch schlimmer kommen.«
Bontrager trat ein paar Schritte zur Seite und schaute auf den Friedhof. Der blau-weiße Transporter der Rechtsmedizin fuhr langsam hinein. Bald würden sie Dennis Stansfields Leiche in den Transporter laden und ihn in die Rechtsmedizin bringen. Bontrager drehte sich wieder zu Jessica um. »Erinnerst du dich noch an meine ersten Tage in eurer Abteilung?«
Jessica erinnerte sich gut daran. Sie hatten in einem Fall ermittelt, der sie schließlich den Schuylkill River flussaufwärts nach Berks County führte. Josh Bontrager war ihnen für diese Ermittlung zugeteilt worden. »Ich erinnere mich.«
»Kevin war von meiner Mitarbeit zuerst nicht gerade begeistert, weißt du.«
»Er braucht immer ein bisschen Zeit, bis er mit jemandem warm wird.«
Bontrager lächelte. »Bechtelsville in Pennsylvania ist vielleicht keine Hochburg der Intellektuellen, aber wir haben eine gute Menschenkenntnis«, sagte er. »Ich begriff sofort, was für ein eingeschworenes Team ihr wart. Ich war der Neue und zudem noch sehr unerfahren.«
Jessica hörte ihm schweigend zu. Auch sie musste am eigenen Leibe erfahren, wie schwer die Kollegen es einem in der ersten Zeit machten.
»In den ersten Monaten sind mir viele Fehler unterlaufen.«
»Du hast deine Sache gut gemacht, Josh.«
»Nein, das sah nur so aus. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft Kevin mich zur Seite genommen und mir erklärt hat, wie der Hase hier läuft. Und er hat mich zig Mal gedeckt.« Bontrager steckte die Hände in die Taschen. »Keiner war scharf auf die Zusammenarbeit mit mir. Ich habe all die Witze gehört, die sie auf meine Kosten gerissen haben. Alles, was hinter meinem Rücken getuschelt wurde. Die dachten vielleicht, ich krieg das nicht mit, hab ich aber.«
Jessica erinnerte sich gut an die harte Zeit, die Josh anfangs durchmachen musste. Für Neue war es nie einfach, für Josh Bontrager war es aufgrund seines ungewöhnlichen Hintergrunds jedoch doppelt schwer.
»Du hast es gut überstanden, Josh, und dir das Recht verdient, in der Mordkommission zu arbeiten«, sagte Jessica. »Du bist ein verdammt guter Detective.«
Bontrager zuckte mit den Schultern. »Du und Kevin, ihr habt mir damals die Stange gehalten. Wenn ihr beide nicht gewesen wärt, wäre ich gar nicht hier. Wenn ich heute Nacht alles verliere, kann ich damit leben.«
»Es könnte noch schlimmer kommen. Viel schlimmer.«
Josh Bontrager warf ihr einen Blick zu. Mit seinen hellen Augen, dem offenen Lächeln und der scheinbar unbezähmbaren Mähne sah er manchmal aus wie ein Kind, ein Junge vom Lande, der auf der I-95 die falsche Ausfahrt genommen hatte und in die Stadt spaziert war. In Momenten wie diesem hingegen sah er aus wie ein Detective der Mordkommission des Philadelphia Police Departments.
»Die Amischen haben ein altes Sprichwort«, sagte Bontrager. »Mut ist Angst, die ihre Gebete gesprochen hat.« Er zog seine Glock heraus, überprüfte sie, steckte sie wieder ein und schloss das Holster. »Ich habe meine Gebete gesprochen, Jess.«
Jessica schaute kurz zum Fundort der Leiche hinüber und dann wieder zu Bontrager. »Danke, Josh.«
»Ich schließ schnell meinen Wagen ab«, sagte er. »Bin gleich wieder da.«
Als Josh zu seinem Wagen ging, dachte Jessica an das, was Byrne gesagt hatte.
Es ging immer um die Musik.
Ehe sie darüber nachdenken konnte, wie sie jetzt am besten vorging, klingelte ihr Handy. Es war David Albrecht. Sie meldete sich.
»David, im Augenblick ist es etwas ungünstig.«
Sie hörte ein Rauschen in der Leitung. »Was ist los?«, fragte er.
»Was meinen Sie?«
»Ich habe gehört, dass die Meldung rausging. Gibt es noch ein Opfer?«
»Wie bitte? Sie haben die Meldung gehört? Ich versteh nicht.«
»Ich hab’s im Polizeifunk gehört.«
»Haben Sie einen Scanner?«
»Ja«, sagte er. »Natürlich.«
Daran hatte Jessica überhaupt nicht gedacht, aber das ergab Sinn. »Wo sind Sie, David?«
»Ich folge
Weitere Kostenlose Bücher