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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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ältesten Vierteln der Stadt, und die Entwicklung neuer Projekte ging nur schleppend voran. Einige Häuser stammten noch aus dem Jahr 1815. Es konnte gut sein, dass hier neue Reihenhäuser neben alten Häusern entstanden, die noch aus der Zeit stammten, als James Madison Präsident der Vereinigten Staaten war.
    Als Jessica und Stansfield am Tatort anhielten – ein mit Brettern vernageltes Geschäft nahe der Kreuzung Fifth und Federal Street –, parkte bereits ein Streifenwagen schräg gegenüber. Sowohl die Federal als auch die Fifth waren Einbahnstraßen, und an beiden Einmündungen der nächsten Querstraßen standen zwei Streifenbeamte und leiteten den Verkehr um. Die Kriminaltechnik war noch nicht eingetroffen und der Tatort daher nicht mit Flatterband abgesperrt. Budgetkürzungen zwangen die Stadt, Neueinstellungen drastisch zu reduzieren und die Anschaffung von neuem Material zu verschieben. Heutzutage kam es tatsächlich vor, dass die Kriminaltechniker erst nach zwei Stunden oder noch später am Tatort ankamen.
    David Albrecht hingegen war bereits da.
    »Morgen!«, rief er von der gegenüberliegenden Straßenseite herüber.
    Großartig, dachte Jessica. Noch ein Morgenmensch. Ihr Mann und Sophie waren auch Morgenmenschen. Alle Leute in ihrer Umgebung schienen Morgenmenschen zu sein. Außer Byrne. Das war einer der Gründe, warum ihre Zusammenarbeit so gut klappte. Meistens knurrten sie sich beide bis zur Mittagszeit nur an.
    Jessica winkte David Albrecht zu, der sofort seine Kamera hob und die Geste filmte. Dann wanderte Jessicas Blick zu Dennis Stansfield. Als dieser bemerkte, dass er gefilmt wurde, knöpfte er sein Jackett zu, zog den Bauch ein und warf sich in Pose.
    Sie unterschrieben das Tatortprotokoll. Der Streifenbeamte deutete in die Gasse.
    »Drinnen oder draußen?«, fragte Jessica.
    »Im Haus«, erwiderte er. »Im Keller.«
    Der Tatort war über den Hintereingang eines mittlerweile geschlossenen Schuhgeschäftes namens All Soles erreichbar. Eine Treppe führte hinunter in den Keller und zu einer Tür. Durch diese Tür hatten die verschiedenen ehemaligen Einzelhandelsgeschäfte ihre Lieferungen erhalten. Auf dem kleinen Hof hinter dem Geschäft lagen überall Fastfood-Abfälle und ausrangierte Reifen herum. Es handelte sich um die Art städtischen Müll, den die Leute achtlos irgendwohin warfen, weil sie zu bequem waren, das Zeug in die Müllcontainer zu schaffen, die nur ein paar Meter entfernt standen.
    Jessica und Stansfield blieben vor der Treppe stehen. Ein Eisengeländer führte hinunter. Jessica nahm sich gerade vor, die Kriminaltechniker zu bitten, das Geländer auf Fingerabdrücke zu untersuchen, als Stansfield eine Hand darauflegte und sich in die Brust warf, sodass alle mittlerweile versammelten Kollegen seine goldene Dienstmarke sehen konnten.
    Jessica räusperte sich. »Detective?«
    Stansfield hob den Blick. Jessica zeigte auf seine Hand. Stansfield begriff, dass er möglicherweise Spuren verwischte, und zog die Hand blitzschnell zurück, als hätte er auf eine heiße Herdplatte gefasst.
    Jessica wandte ihre Aufmerksamkeit dem Eingang zum Tatort und den vier Stufen zu.
    Ihr Blick glitt über den Bereich in unmittelbarer Nähe. Sie sah keine Blutspuren. Die Tür war einen kleinen Spalt geöffnet. Jessica stieg die Treppe hinunter, stieß die Tür auf und spürte, dass Stansfield ihr auf den Fersen folgte. Sein Aftershave verursachte ihr Übelkeit. Doch gleich würde sie es zu schätzen wissen.
    »Verdammt«, rief Stansfield.
    Das Alter des Opfers konnten sie nicht bestimmen, denn das Gesicht des weißen Mannes war zum Teil verdeckt. Er lag in der Mitte des kleinen, dreckigen Lagerraumes zwischen Kartons, Plastikeimern und Holzpaletten. Jessica sah sofort die bläulichen Striemen an den Hand-und Fußgelenken des Opfers, die vermutlich von Fesseln stammten. In diesem Raum gab es keine Blutspuren, und nichts wies auf einen Kampf hin.
    Zwei Dinge fielen Jessica besonders ins Auge. Die Stirn und die Augen des Opfers waren mit zehn bis zwölf Zentimeter breitem weißem Papier umwickelt. Über den oberen Teil des Streifens zog sich ein bräunlicher Strich, eine gerade Linie, die offenbar aus getrocknetem Blut bestand. Darunter befand sich ein etwa zwei Zentimeter breiter Fleck, der eine fast perfekt ovale Form hatte. Das Papier überlappte sich auf der linken Seite des Kopfes. Es schien mit rotem Siegelwachs zusammengeklebt worden zu sein. Ein Fleck aus verschmiertem Blut auf der rechten Seite

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