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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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dass sie der Sache doch noch auf den Grund ging. Dann schwieg sie einen Augenblick und schaute sich auf dem Speicher um. Sie musste daran denken, dass sie diesen Speicher nie wieder betreten würde. »Oh, Mann.«
    »Was ist?«
    »Mein ganzes Leben steckt in diesen Kartons.« Jessica öffnete einen Karton und nahm ein paar Fotos heraus. Ganz oben lagen Fotos von der Hochzeit ihrer Eltern.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Byrne sich ein paar Sekunden wegdrehte, um sie mit ihren Erinnerungen allein zu lassen. Jessica legte die Fotos zurück in den Karton.
    »Darf ich dich noch etwas fragen?«
    »Sicher.«
    Jessica holte zuerst tief Luft und hoffte, dass ihre Stimme einen festen Klang hatte. Sie legte eine Hand auf den Karton, der mit dem grünen Garn umwickelt war. »Wenn du etwas hättest, eine Erinnerung, die ein Teil deines Lebens ist, und du weißt, dass es dir das Herz bricht, wenn du es dir ansiehst, behältst du es dann trotzdem? Hebst du es trotzdem auf? Obwohl du weißt, dass es dir immer Kummer bereitet, wenn du es dir ansiehst?«
    Byrne wusste, dass sie über ihre Mutter sprach.
    »Erinnerst du dich gut an sie?«, fragte er.
    Jessica war fünf Jahre alt, als ihre Mutter starb. Ihr Vater hatte nie wieder geheiratet und nie wieder eine andere Frau geliebt. »Ja. Manchmal. Aber nicht an ihr Gesicht. Ich erinnere mich an ihren Duft. Ihr Shampoo, ihr Parfum. Ich erinnere mich, dass sie im Sommer, wenn wir nach Wildwood fuhren, nach Sonnencreme von Coppertone und Kirschdrops von Life Savers duftete. Ich erinnere mich an ihre Stimme. Sie hat immer die Songs im Radio mitgesungen.«
    Heaven must have sent you. Das war einer der Lieblingssongs ihrer Mutter. Jessica hatte seit Jahren nicht mehr an den Song gedacht.
    »Und du?«, fragte sie. »Denkst du oft an deine Mutter?«
    »Oft genug, um die Erinnerung an sie wachzuhalten.« Byrne lehnte sich gegen die Wand. Das machte er immer, wenn er etwas erzählen wollte.
    »Wenn mich mein Vater in meiner Kindheit mal wieder zur Schnecke gemacht hat, beschützte meine Mutter mich immer, indem sie sich zwischen uns stellte. Es war nicht so, dass sie mich verteidigte, und letztendlich wurde ich immer bestraft. Aber während mein Vater mir Vorwürfe machte, stand sie mit den gefalteten Händen auf dem Rücken vor mir. Ich schaute auf ihre Hände, und sie hatte immer eine 50-Cent-Münze für mich. Mein Vater erfuhr es nie. Ich musste meine Strafe abbrummen, aber hinterher besaß ich immer fünfzig Cent, die ich für ein Wassereis oder ein Comic-Heft verprassen konnte.«
    Jessica musste lächeln, als sie daran dachte, dass irgendjemand – vor allem Paddy Byrne – ihren Partner einschüchtern konnte.
    »Sie starb an meinem Geburtstag, weißt du«, fuhr Byrne fort.
    Nein, das wusste Jessica nicht. Byrne hatte es ihr nie erzählt. Sie konnte sich kaum etwas Traurigeres vorstellen. »Das wusste ich nicht.«
    Byrne nickte. »Du weißt doch auch, dass man immer an seinen Geburtstag denkt, wenn das Datum irgendwo steht oder wenn man es im Kino oder im Fernsehen hört, nicht wahr?«
    »Ja. Man dreht sich zu den anderen um und sagt: Eh, an dem Tag hab ich Geburtstag .«
    Byrne lächelte. »So ist es jetzt immer, wenn ich zum Friedhof gehe. Ich muss immer zwei Mal hinsehen, wenn ich das Datum auf dem Grabstein sehe, obwohl ich es eigentlich weiß .« Byrne steckte die Hände in die Taschen. »Es wird nie mehr das Datum meines Geburtstags sein, sondern das ihres Todestages, egal wie lange ich lebe.«
    Jessica wusste nicht, was sie sagen sollte. Es spielte aber auch keine Rolle, denn sie kannte niemanden, der einfühlsamer war als Byrne. Er wusste immer, wann es Zeit war, das Thema zu wechseln.
    »Und deine Frage?«, sagte er. »Du hast mich gefragt, ob man etwas aufheben soll, obwohl man weiß, dass es einem das Herz bricht, wenn man es sich ansieht.«
    »Was ist damit?«
    Byrne griff in die Hosentasche und zog etwas heraus. Es war eine 50-Cent-Münze. Jessica schaute auf die Münze und dann auf ihren Partner. Seine smaragdgrünen Augen glänzten und waren noch dunkler als sonst.
    »Es ist so eine Sache mit Dingen, die dir das Herz brechen«, sagte Byrne. »Manchmal ist es das Beste, was passieren kann. Manchmal erinnert es dich daran, dass dein Herz noch schlägt.«
    Sie standen schweigend auf dem zugigen Speicher und hingen ihren traurigen Erinnerungen nach. Ein lautes Klirren unterbrach jäh die Stille. Jemand hatte eine Porzellanschüssel fallen lassen. Iren und Italiener und Alkohol,

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