Echo des Blutes: Thriller (German Edition)
und drückte auf Enter. Kurz darauf erschien eine Seite mit sechs verschiedenen Bildern eines stilisierten Schwans. Das dritte Tattoo stimmte exakt überein.
Um halb sechs kam Michael Drummond ins Büro. Der Stellvertretende Bezirksstaatsanwalt hatte Neuigkeiten für sie.
»Ehe ich das Büro verlassen habe, hat die Rechtsabteilung von World Ink mich kontaktiert. Ich habe das Gefühl, es könnte ein Anwalt gewesen sein, der von seinem Wagen aus arbeitet«, sagte Drummond. Er zog ein Fax aus der Tasche und reichte es Jessica. »Man kann die Tattoos, die man kaufen möchte, beliebig zusammenstellen. Es müssen aber immer mindestens sechs bestellt werden. Sie haben ihre Datenbank überprüft und festgestellt, dass es im letzten Jahr nur eine Bestellung gab, die die Tattoos der ersten beiden Opfer, den Löwen und den Hahn, umfasste.«
Drummond zog ein zweites Fax aus der Tasche.
»Sie haben die Sendung an ein Postfach in Jersey City, New Jersey, geschickt. Es stellte sich heraus, dass es von dort wieder an ein anderes Postfach in Allentown weitergeleitet wurde.«
Das bedeutete, dass ihre heißeste Spur in diesem Fall zunächst blockiert war. Informationen darüber zu bekommen, wer das Postfach gemietet hatte, stellte sie vor ganz neue Probleme. Sobald sie es mit einer Bundesbehörde zu tun hatten, taten sich vor ihnen unglaublich hohe bürokratische Hürden auf. Wahrscheinlich waren sie gezwungen, die Ermittlungsabteilung der Post einzuschalten.
Drummond blickte auf die Einträge in Jessicas Notizblock.
»Es gab also einen dritten Mord«, sagte er. Das war eine Feststellung und keine Frage.
Jessica nahm ihr iPhone in die Hand und zeigte Drummond das Foto des Opfers und eine Nahaufnahme des Tattoos. Drummond sah sich die Fotos flüchtig an und warf dann einen Blick auf die Uhr. »Okay. Ich weiß, wo die Richter sich in circa einer Stunde zu einem Drink treffen. Da werde ich mal vorbeischauen, wenn sie ihren zweiten Martini intus haben.« Er nahm seine Unterlagen. »Apropos Martini … Kommen Sie zu meiner Party, Jess?«
Jessica hatte die Party ganz vergessen. Sie hoffte, dass er ihr nichts anmerkte. »Natürlich. Ich freue mich schon.«
»Ich setze mich mit dem FBI in Verbindung.« Drummond hielt lächelnd sein Handy hoch. »Ich ruf Sie dann an.«
Als Jessica und Byrne zehn Minuten später alles ausgedruckt hatten, nahmen sie das Material unter die Lupe. Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass es sich bei den Tattoos auf den Fingern der Opfer um die bei World Ink bestellte Lieferung handelte.
Es gab aber auch eine schlechte Nachricht. Den Informationen zufolge, die sie gerade von Drummond erhalten hatten, enthielt das Päckchen, das World Ink dem Killer zugeschickt hatte, noch fünf andere Tattoos. Schildkröte, Esel, Elefant, Känguru und ein Fisch.
Es waren insgesamt acht Tattoos. Dieser Gedanke jagte ihnen kalte Schauer über den Rücken.
Hatte der Mörder tatsächlich acht Morde geplant?
24.
Das Haus in Lexington Park war bis auf Hunderte von Kartons auf dem Speicher, im Flur des ersten Stocks, im Wohnzimmer und in der Küche nahezu leer. Die Möbel hatten sie schon ausgeräumt. Der Kronleuchter aus dem Esszimmer, ein Familienerbstück, das Jessica von ihrer Großmutter geerbt hatte, war, ebenso wie die Gläser aus geschliffenem Kristall, von ihrer Mutter sorgfältig eingepackt und in Sicherheit gebracht worden.
Im Erdgeschoss drängten sich drei Dutzend Menschen und aßen Krabbenchips und Chicken-Wings von Chickie’s & Pete’s. Darunter war das Who’s Who des Police Departments, der Kriminaltechnik und der Bezirksstaatsanwaltschaft. Jessica und Vincent hatten Verwandte, Freunde, Bekannte und Kollegen seit Monaten an ihren Umzug erinnert und mit unterschiedlichen Strategien versucht, sie zur Mithilfe zu gewinnen.
Im Erdgeschoss hielten sich Jessicas Vater Peter Giovanni, die meisten ihrer Cousins und Cousinen, Colleen Byrne und ihr Freund Laurent sowie Byrnes Vater Paddy auf. Fast alle, denen nicht rechtzeitig eine Ausrede eingefallen war, packten heute mit an.
Byrne hatte sich verspätet.
Jessica und Byrne standen oben auf der Treppe zum Speicher, der mit unzähligen Kartons vollgestopft war.
»Wow«, sagte Byrne.
»Meinst du, ich leide unter Sammelwut?«
Byrne schaute sich um und zuckte mit den Schultern. »So schlimm finde ich es nicht. Ich habe schon Schlimmeres gesehen. Erinnerst du dich an die alte Dame am Osage River mit den zweihundert Katzen?«
»Danke.«
Jessica entdeckte ein
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