Echo des Zorns (German Edition)
Tasche. Typisch. »Ich habe Sie vor über einer Stunde angerufen«, sagte Max missbilligend.
Mit einem Grunzen trat Donnelley ein. »Muss ich Sie daran erinnern, dass ich nicht mehr für Sie oder für Ihre Familie arbeite?«
»Seit wann? Verdammt, Donnelley, Sie waren jahrelang Franks Privatarzt. Wollen Sie jetzt einfach … davonlaufen?«
»Frank ist tot.« Donnelley zuckte die Achseln. »Demzufolge ist meines Bleibens hier nicht länger.«
Max packte den Mann am Arm und zog ihn mit sich. »Jetzt brauche ich Sie.« Max schlug die Tür hinter ihm zu. »Beth ist tot.«
»Ich weiß.« Ausdruckslos. »Ich habe die Reportage in den Nachrichten gehört.«
Klar. Verdammt, jeder wusste es. »Sie müssen sich Quinlan ansehen, ja? Er ist zu ruhig. Scheiße, ich mache mir Sorgen um ihn.«
Donnelley fixierte ihn aus seinen grünlichen Augen. »Was soll ich Ihrer Ansicht nach tun?«
»Ihn untersuchen. Keine Ahnung; was Ärzte eben so tun, wenn ein Patient kurz vor einem Kollaps steht.« Ja, Max kam sich hilflos vor, und das hasste er. »Sorgen Sie dafür, dass es ihm besser geht.«
Donnelleys klinisch kalter Blick ging Max durch und durch. »Sie wissen so gut wie ich, dass man manchen Menschen nicht helfen kann.«
Nathan Donnelley war damals dabei gewesen, als Max’ Mutter starb.
»Aber ich werde mit ihm sprechen und schauen, was ich tun kann«, fuhr Donnelley fort und ging an Max vorbei. »In welchem Zimmer finde ich ihn?«
»Den Gang runter, die zweite Tür.« Max seufzte. »Es ist einfach alles zu viel. Jeden Tag etwas Neues. Dabei dachte ich, die Sache sei erledigt.«
»Ich bin sicher, bald ist sie das«, sagte Donnelley, ohne sich umzudrehen. »Sehr bald.«
***
Es klopfte leise an der Tür zu Sams Büro. Sie sah auf, in Gedanken noch ganz bei den Dateien, die sie abgerufen hatte, und grummelte: »Herein.«
Die Tür öffnete sich, und Kim streckte den Kopf herein. »Du musst mal mitkommen.«
Automatisch schaltete sie den Bildschirm aus und verbarg so den Text. Sie blickte auf die Uhr und runzelte die Stirn. 8:12. »Ich bin gleich fertig …« Sie hatte sich in Nathan Donnelleys Bankkonten gehackt und herausgefunden, dass der Mann kaum tausend Dollar auf der hohen Kante hatte. Da der Doktor aber einen luxuriösen Mercedes fuhr und am Arm eine Rolex trug – ja, die Uhr war ihr aufgefallen –, ließ die mickrige Summe bei ihr sämtliche Alarmglocken schrillen.
»Wir sollen in Hydes Büro kommen. Der Rechtsmediziner ist mit Beth Dunlap fertig, und Hyde will mit uns die Autopsieergebnisse besprechen.«
Samantha sprang auf und folgte Kim den Gang entlang, dann nach rechts, und schon waren sie in Hydes Büro.
Luke schloss hinter ihr die Tür. »Danke«, sagte sie leise und schob die Brille nach oben, die sie zuvor aufgesetzt hatte. Sie hatte gehofft, sie würde ihre Kopfschmerzen lindern, aber da hatte sie zu viel erwartet.
Hyde saß auf dem Rand seines Schreibtischs und hielt einen braunen A4-Umschlag in der Hand. Monica stand rechts von ihm. Wo sonst? Jon fehlte. Er beschattete Weatherly.
»Wir haben ein Problem«, begann Hyde und richtete den Blick auf Samantha.
Sie straffte die Schultern. »Sir?«
»Der erste Schnitt mit der Glasscherbe, ein sehr tiefer Schnitt, hat in Beth Dunlaps Handgelenk Adern und Sehnen durchtrennt.«
Samantha sah vor ihrem geistigen Auge das Blut auf dem Parkett.
»Da Beth Dunlap Rechtshänderin war, müssen wir davon ausgehen, dass der erste Schnitt am linken Handgelenk erfolgte«, fuhr Hyde fort. »Laut Autopsiebericht war die linke Hand innerhalb weniger Augenblicke nicht mehr zu gebrauchen.«
Samantha war konsterniert. »Aber ihre Rechte war auch aufgeschlitzt …«
Hyde schüttelte den Kopf. »Laut Bericht ist es unmöglich, dass Beth Dunlap sich das selbst zugefügt hat, und rechts war auch eine Sehne durchtrennt.«
Oh Mann. Samantha zuckte zurück und schlug sich den Ellbogen an der Tür an.
»Sam?«, flüsterte Luke.
Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben im Haus sonst niemanden angetroffen.«
»Weil Dunlap dem Arzt gesagt hatte – wie hieß er noch gleich?« Hyde blätterte rasch seine Papiere durch. »Nathan Donnelley? Er hat ausgesagt, sie habe ihm klargemacht, seine Dienste würden nicht mehr benötigt.«
»Quinlan hat den beiden Dienstmädchen freigegeben«, fügte Luke hinzu. »Angeblich brauchte er Ruhe, um über seinen Kummer hinwegzukommen.« Er lächelte freudlos. »Um seine Trauer bewältigen zu können, hat er Beth gevögelt. Kerri Grace, eine der
Weitere Kostenlose Bücher