Echo des Zorns (German Edition)
vom Anblick der Leiche los und sah unter dem Bett nach, in den Schränken und im Bad. »Nichts!« Sie lief zu Hyde zurück. Noch im Laufen zog sie ihr Mobiltelefon heraus und forderte Verstärkung und Sanitäter an. Allerdings hatte sie nicht den Eindruck, dass Sanitäter Beth noch helfen konnten.
Elizabeth Dunlap lag inmitten eines fürchterlichen Durcheinanders zwischen kaputten Möbeln und zerfetzten Bildern. Neben ihr war ein Spiegel zerbrochen, und ihre Fingerspitzen waren nur Zentimeter von einer langen, blutbefleckten Glasscherbe entfernt.
Ihre Augen waren geschlossen, aber das Blut floss noch aus den klaffenden Wunden an beiden Handgelenken und besudelte den Boden. So viel Blut.
Hyde fühlte an Beths Hals nach dem Puls. »Verflucht!« Kopfschüttelnd erhob er sich und blickte auf sie hinab, die Schultern leicht hochgezogen. »So hätte sie nicht enden dürfen.« Er ballte die Fäuste. »Der Tod ist nicht der einzige Ausweg.«
***
Max ging hinter dem Streifenwagen auf und ab. Er wollte ins Haus. Er wollte wissen, was vor sich ging.
Quinlan saß auf der Motorhaube eines anderen Polizeiautos und blickte wie gebannt auf den Eingang. »Was machen die denn so lange?«
Sie waren erst wenige Minuten drinnen, ihnen kam es jedoch vor wie eine Ewigkeit. Max bemühte sich, seine verkrampften Muskeln zu lockern.
»Sie suchen Beth. Sie müssen alles Zentimeter für Zentimeter kontrollieren.«
»Hat sie wirklich versucht, dich umzubringen?« Quinlan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Beth?«
»Das sagt das FBI .« Max hatte die Videos nicht gesehen, aber Hyde war sich seiner Sache sicher gewesen.
»Oh Mann.« Quinlan ließ den Kopf sinken. »Was zum Teufel ist nur los? Alles ist irgendwie völlig aus den Fugen.« Er schien erschüttert. »Beth.«
Max musterte Quinlan, der in sich zusammengesunken dasaß. Seit Quinlan das Krankenhaus verlassen hatte, hatten sie nicht viel miteinander gesprochen. Jedes Mal, wenn er auf seinen Bruder zugegangen war, hatte der sich ihm entzogen. »Bei dir alles in Ordnung?«
Quinlan hob den Kopf und blickte Max an. »Ich komme zurecht.« Er verzog den Mund – ein schlimmer Anblick. »Kaum denke ich, alles renkt sich wieder ein …« Er lachte bitter. »Aber es renkt sich nichts ein, oder?«
Nein. Max wollte nicht lügen.
»Wie hast du es gemacht?«, fragte Quinlan, während er sich von dem Streifenwagen entfernte. Max fiel auf, wie sein Stiefbruder dabei leicht das Gesicht verzog, und wusste, dass die Nähte seine Haut gespannt haben mussten. »Nachdem du diesen Typen getötet hattest, wie hast du es geschafft, dass deine Erinnerungen dich nicht in den Wahnsinn getrieben haben?«
Max spannte schlagartig alle Muskeln an. »Wovon sprichst du?« Er hatte Quinlan nie davon erzählt. Dafür hatte es keinen Anlass gegeben, und Frank hatte dafür gesorgt, dass seine Akte unter Verschluss blieb. Niemand in dieser Stadt – außer den FBI -Agenten, die gerade das Haus stürmten – kannte seine Vergangenheit.
Langsam trat Quinlan näher. »Ich weiß es. Ich weiß es. Frank hat es mir schon vor Jahren verraten.«
»Er hätte nichts erzählen sollen.«
»Er hielt dich für einen verdammten Helden.« Max sah Quinlan an und bemerkte, wie er die Augen zusammenkniff. »Du hast einen Menschen getötet, und er hielt dich für einen Helden. Hast du eine Ahnung, was er in mir sah?«
Max starrte ihn stumm an.
»Keinen Helden.« Quinlan ballte die Faust. »Aber was dann?«
Max suchte nach einer Antwort.
»Max!« Sam kam auf ihn zu. Ihr Gesicht war weiß. Sie musste einigen Polizisten ausweichen und schlüpfte zwischen den geparkten Fahrzeugen hindurch.
Max ließ Quinlan stehen, eilte ihr entgegen, nahm ihre Hände und hielt sie fest. »Was ist? Was ist geschehen?«
Sie sah an ihm vorbei, und er blickte sich um. Quinlan trottete auf sie zu. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Beth ist tot.«
Quinlan erstarrte. »Was?«
Tot? »Was ist geschehen?«, fragte Max. Er hatte keine Schüsse gehört, nachdem die Agenten ins Haus gegangen waren.
»Es sieht aus, als sei Beth in Franks Zimmer gegangen und habe sich dort selbst getötet.« Samantha machte eine Pause, den Blick immer noch auf Quinlan gerichtet. »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten und ist am Fuß seines Bettes gestorben.«
15
Als es an seiner Wohnungstür klopfte, eilte Max zur Tür, rieb sich die müden Augen und öffnete. Vor ihm stand Nathan Donnelley.
In der rechten Hand trug der Mediziner eine kleine, schwarze
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