Echo des Zorns (German Edition)
und diesen Ihr-könnt-mich-alle-mal-Blick gehabt hatte.»Weil ich dich begehrt habe.«
»Du hast mich gar nicht gekannt.«
Das war einer der Gründe gewesen, weshalb sie ihn gewollt hatte. Jemanden, der sie nicht kannte. Nichts von ihr wusste.
»Du warst verängstigt«, fuhr er fort, »und hast dich zu mir geflüchtet.«
Sie widersprach nicht. Vielleicht reichte ihm das als Antwort.
»Aber wie ist es jetzt? Jetzt kenne ich deine Geheimnisse.« Sein Mund verzog sich zu einem unfrohen Lächeln. »Bleibst du wegen des Falls? Weil Hyde befohlen hat …«
Sie riss sich von ihm los. »Hyde befiehlt mir nicht, jemanden zu ficken.«
»Bleiben Sie in seiner Nähe«, hatte Hyde gesagt.
»Aber er hat dir den Auftrag gegeben, in meiner Nähe zu bleiben, nicht? Genau wie Dante zu Beginn der Untersuchung, als wir in Franks Haus waren, und das hast du getan – weil du ihnen beweisen willst, dass du das schaffst? Dass du mit allem fertig wirst, was …«
»Nein, verdammt!«, brüllte sie. »Ich blieb, weil ich bei dir sein wollte!«
Sie durfte nicht mehr so ängstlich sein. »Max, ich bin nicht wegen des Falles bei dir. Ich bin bei dir, weil du der einzige Mann bist, den ich will.« Ein Fremder, der ihre dunklen Begierden befriedigte – so hatte es angefangen. Aber dann hatte er ihr plötzlich so viel mehr bedeutet.
»Du kennst mich«, fuhr Sam fort. »In- und auswendig, wie niemand zuvor.« Die Nacht in ihr, die Ängste. Er wusste darum und begehrte sie dennoch.
Kein Opfer.Nicht für ihn, und sie würde sich nie wieder zum Opfer machen lassen.
Leise klingelte sein Mobiltelefon. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Max …«
Er riss das Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick aufs Display. »Donnelley.«
17
»Wollen Sie Ihren Bruder wiedersehen?«, flüsterte eine raue Stimme, überlagert von statischen Geräuschen.
»Donnelley, Sie Bastard, was wollen Sie?« Max’ Finger schlossen sich um das Handy.
Am anderen Ende der Leitung erklang ein Lachen. »Alles.«
Samantha hatte ihr Telefon gezückt. Sie entfernte sich ein paar Schritte. Er hörte, wie sie mit dringlichem Ton hineinsprach.
»Wo ist Quinlan?«
Wieder lachte der Anrufer. »Die FBI -Agenten halten ihn für einen Killer, nicht wahr?«
Stimmte das denn nicht? »Sie haben mich unter Drogen gesetzt.«
»Ach ja?«
»Das FBI ist hinter Ihnen her, und Sie können nur beten, dass die Sie zuerst finden.« Max hätte diesem Irren am liebsten den Kopf abgerissen. Er platzte fast vor Wut.
»Wenn Sie mich finden«, wisperte die raue Stimme, »dann bleibt Quinlan verschwunden, das verspreche ich Ihnen. Den entdecken Sie erst, wenn es zu spät ist.«
Schon wieder ein Spiel. »Quinlan hat gemeinsam mit Ihnen gemordet.« Das war, was Sam glaubte und er selbst fürchtete. Aber wie hatte alles bloß so aus dem Ruder laufen können? Hätte er es verhindern können? Ihn aufhalten können?
Vor seinem geistigen Auge tauchte das Bild seiner Mutter auf. »K… kümmere dich um ihn«, hatte sie ihm aufgetragen.
Max biss die Zähne zusammen. Verdammt. Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen könnte …
»Ich war bei Quinlan, ehe ich Ihnen die Überdosis gab«, flüsterte die Stimme. »Sie können sich nicht erinnern, wie ich ihn rausgeschleppt habe, nicht wahr, und die Kameras zeigen nur, was ich sie zeigen lassen wollte … und keiner hat ihn gesehen.«
Sam war wieder auf Max zugetreten. Sie hatte die Waffe gezogen und hielt sie auf Hüfthöhe.
»Wie viel ist er wert?« Die Stimme verspottete ihn. »Wie viel sind Sie bereit zu zahlen? Was werden Sie tun? Immerhin sind Sie derjenige, der alles zerstört hat – Sie und Ihre Hure.«
»Sagen Sie nicht …«
»Wollen Sie der Held sein? Der, der Quinlan rettet? Dann tun Sie brav, was ich Ihnen sage.«
»Hurensohn«, dachte Max.
»Schnappen Sie sich die Hure, steigen Sie ins Auto, und ich werde Ihnen sagen, wohin Sie fahren sollen.« Statisches Rauschen in der Leitung. »Sie können Ihr Leben gegen seins eintauschen. Dann kommt Quinlan frei.«
Verdammter Lügner.
»Sie sind tot«, antwortete Max, und das meinte er bitter ernst.
»Einer von uns beiden wird sterben.« Wieder statisches Rauschen. »Fahren Sie los. Wenn die Hure das FBI informiert, stirbt Quinlan. Ich werde ihn in Stücke schneiden, und Sie sind schuld, Max.«
***
»Samantha hat angerufen.« Mit diesen Worten kam Kim Daniels in Hydes Büro gestürmt. »Donnelley hat Max kontaktiert. Soweit sie es mitbekommen hat, stellt er
Weitere Kostenlose Bücher