Echo des Zorns (German Edition)
Augen waren offen, ihr Blick auf ihn gerichtet.
Sie sah ihn.
Er explodierte in ihr.
***
Max döste nicht lange, er erwachte vom quietschenden Geräusch der sich öffnenden Schlafzimmertür.
Sofort war er hellwach. Er richtete sich ruckartig im Bett auf. »Rennst du wieder weg?«
Samantha, die nur mit BH und Slip bekleidet war, sah ihn an. »Ich kann nicht bleiben.«
Kann nicht. Will nicht. Genau. Nur Sex.
Wenn er eine Frau wollte, die über Nacht blieb, war das kein Problem. Er hatte einen Stapel Nummern, die er wählen konnte. Vielleicht würde er das sogar tun. Seine Stimme klang angespannt, als er sagte: »Du weißt ja, wie du rausfindest. Also geh und …«
Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Wer zum Teufel rief ihn so spät an? Mist, wenn es auf einer seiner Baustellen ein Problem gab … Fluchend griff Max nach dem Hörer. »Ridgeway.«
Sam schob sich langsam rückwärts aus der Tür. Er würde ihr nicht nachlaufen. Würde sie nicht aufhalten. Eventuell war es Zeit, dass diese sexuelle Manie ein Ende fand. Das führte ja doch zu nichts. Es war …
»Ich habe etwas, das Ihnen gehört«, wisperte die Stimme.
»Was?« Max blinzelte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Wer zum Teufel spricht da?«
»Wenn Sie es zurückhaben wollen, dann sorgen Sie dafür, dass ich mein Geld kriege.«
»Hören Sie, Kumpel, ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, aber dieses Gespräch ist beendet.« Auf so einen Blödsinn hatte er mitten in der Nacht nun wirklich keine Lust.
Samantha war im Flur stehen geblieben. Er konnte gerade noch ihre Hüfte und ihren hübschen Hintern erkennen.
»Rufen Sie ja nicht wieder an, kapiert?« Max machte Anstalten aufzulegen.
»Wie viel ist Ihnen das Leben Ihres Bruders wert?« Noch immer wisperte der Anrufer.
Es dauerte einen Moment, bis er begriff. Bruder . Er richtete sich kerzengerade auf. »Wovon reden Sie?«, bellte er.
Gelächter. Der Anrufer machte sich über ihn lustig. Sorgte dafür, dass ihm das Blut in den Adern gefror. »Ich habe Ihren Bruder, und wenn sein alter Herr nicht zahlt, bekommen Sie ihn stückweise zurück.«
Das konnte nicht sein. Das war doch Unsinn. Ein schlimmer Scherz. »Sie haben Quinlan?«
Die Tür quietschte, und Sam trat wieder ein. Max hob den Blick und sah, dass sie ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ihr Gesicht war blass.
»Wenn Sie möchten, dass Quinlans Blut weiter durch seine Adern fließt, dann tun Sie, was ich sage.«
Verdammt . »Ich will mit ihm sprechen, sofort.«
»Sie geben hier nicht die Befehle.«
Das Dröhnen in seinen Ohren blendete fast schon die Stimme des Mannes aus – war das sein Pulsschlag? »Sie haben ihn nicht«, antwortete Max plötzlich völlig überzeugt. Kranker Idiot. »Sie wissen nicht mal …«
»Wenn Sie nicht so damit beschäftigt gewesen wären, auf der Straße die hübsche Hure zu ficken, hätten Sie vielleicht sogar gesehen, wie ich ihn aus dem Core entführt habe. Sie waren in der Nähe. Sie hätten ihn retten können.«
Seine Finger zerquetschten fast den Hörer. »Holen Sie meinen Bruder sofort an den Apparat!«
»Nein.« Wieder dieses irre Lachen. »Seien Sie einfach ein braver Bote und tun Sie, was ich Ihnen sage. Ich werde dem Alten eine Botschaft schicken – und Sie sorgen dafür, dass er zahlt.«
Ein Witz … das musste einfach ein Witz sein.
»Wenn Sie die Bullen verständigen, wenn Sie versuchen, mir markierte Geldscheine unterzujubeln, dann wird der Rechtsmediziner Wochen brauchen, um Ihren Bruder wieder zusammenzuflicken. Verstanden? Wochen.«
Dann war die Leitung tot.
4
»Max?« Samantha trat auf ihn zu. »Max, was ist los?«
Äußerst vorsichtig legte er den Hörer zurück auf die Gabel.
»Du musst jetzt gehen.« Quinlan. Scheiße, wie hatte das nur passieren können?
Er hatte die Artikel über Briar in der Tageszeitung gelesen. Den armen Kerl hatte man von oben bis unten aufgeschlitzt vor dem Haus seiner Eltern abgeladen. Aber das war in Maryland passiert. Nicht in Washington, nicht in …
Max sprang aus dem Bett und begann sich anzuziehen. »Geh, Samantha.« Er wollte nicht, dass sie in den Albtraum hineingeriet, der gerade über ihn hereinbrach.
Entführt.
Er musste zu Frank. »Halt durch, Quinlan. Halt bloß durch«, dachte er.
Max fuhr herum und hätte Samantha fast umgestoßen. Sam packte ihn an den Schultern und hielt ihn fest. »Sag mir, was los ist.«
»Familienangelegenheit. Das ist alles.« Max riss sich von ihr los. Er eilte auf den Flur, hob
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