Echo des Zorns (German Edition)
sich.
Der Mann warf die Ordner auf den nächstbesten Stuhl. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Sam durchdringend an. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte langsam.
Der Typ ließ den Blick zwischen Sam und Max hin und her schweifen, und Max spürte, wie sein Magen zu revoltieren begann. »Wer sind Sie?«, fragte er und trat einen Schritt auf den Fremden zu. »Sind Sie …?« Kurz nach zehn – möglicherweise kam gar kein Anruf. Möglicherweise bekamen sie einfach Besuch.
Da Wochenende war, hatten die meisten Hausangestellten frei. Nur Beth, Donnelley und ein Wachmann waren da. Verdammt, er hätte mehr Wachleute einstellen sollen. Er hätte …
»Das ist Special Agent Luke Dante«, sagte Samantha. »Er arbeitet derzeit federführend an den Entführungen.«
Max ballte die Fäuste. »War ein FBI -Agent im Haus nicht genug? Schlitzen Sie Quinlan doch gleich von oben bis unten auf!« Dieser Blödmann kam einfach hier reingelatscht, dabei wusste er doch, dass sie keinen Kontakt zu den Bullen aufnehmen durften.
»Niemand weiß, wer ich bin«, gab Luke zurück. »Falls jemand das Haus beobachtet, hat er nur einen Handwerker kommen sehen. Sie hatten doch vor, diese Woche mit den Arbeiten am Gästehaus für Tyler Johnson zu beginnen, oder?«
Wie bitte? Woher wusste er …
»Für den Rest der Welt gehöre ich zu den Leuten, die Sie für diese Baustelle eingestellt haben, und wenn ich wieder fahre, sorge ich dafür, dass mir niemand folgt, also wird auch niemand mehr als das in Erfahrung bringen.«
»Ich will Sie hier nicht haben«, antwortete Max brüsk. Alles geriet außer Kontrolle, und das Telefon klingelte immer noch nicht.
Luke nickte schnell. »Verstanden. Mir ginge es an Ihrer Stelle genauso.«
»Sie wissen nicht, wie es an meiner Stelle ist«, gab Max erregt zurück.
»Doch.« Luke zuckte die Achseln. »Sie sind der Stiefbruder, dem Quinlan so gern ähneln würde und den Ihre Mutter so abgöttisch geliebt hat. Sie sind der, den Quinlan um Hilfe bitten würde, vermutlich der Einzige hier, auf den er zählen kann, und im Moment fühlen Sie sich hundsmiserabel, weil Sie glauben, Sie hätten Ihren Bruder zum Abschuss freigegeben.«
»Ziemlich treffend«, flüsterte Sam. »Von dir oder von Monica?«
»Ihr seid die Arschlöcher, die meinen Bruder zum Abschuss freigegeben haben«, tobte Max. »Der Kidnapper hat ausdrücklich gesagt: keine Bullen.«
»Sie wissen nicht, dass ich hier bin.« Lukes Blick war auf Sam gerichtet. »Wer du bist, wissen sie wahrscheinlich genauso wenig.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Freundin?«
Sie errötete.
Luke stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich hatte mich schon gefragt, wie du da reingeraten bist. Ein echter Glücksfall, Sam.«
Sam . Zu vertraulich. In welchem Verhältnis stand der Mann zu Samantha? Irgendetwas war da in seinen Augen – Innigkeit, Wohlwollen. Wenn sie einen Liebhaber wollte, warum dann nicht ihn?
Wieso hatte sie ihr Netz in der Bar ausgeworfen?
»Du weißt ja, was Hyde sagt …«, begann Dante.
Wer war Hyde?
»Es gibt keine Zufälle«, vervollständigte sie. »Er hat recht. Max habe ich kennengelernt, als ich mir Bars hier in der Gegend angeschaut habe, die mögliche Ziele der Kidnapper sein könnten.«
»Bist du sicher, dass das niemand gemerkt hat?«
»Niemand weiß etwas.« Samantha warf Max einen kurzen Blick zu, und in ihren dunklen Augen flackert es. »Sogar er wusste nicht …« Sie schluckte. »Sogar er hat es eben erst erfahren.«
Wieder stieß Dante einen Pfiff aus. »Ganz schöner Hammer, was?«
Wer war dieser Angeber?
»Wir haben nicht viel Zeit, also hört gut zu.« Dante sah Max an. »Was haben die Kidnapper gesagt?«
Max verlagerte das Gewicht auf die Fersen. »Dass sie wieder anrufen würden, und zwar um zehn, also vor einer Viertelstunde.«
»Die wollen Sie nur ins Bockshorn jagen.« Dante machte eine abwiegelnde Geste. »Das läuft jedes Mal gleich ab. Die melden sich frühestens in zwei Stunden. Die wollen, dass Sie ins Schwitzen kommen. Sie wollen, dass Sie sich Sorgen machen.«
Max tat beides. »Wie viele wurden schon entführt?«
»Quinlan ist der Fünfte«, antwortete Samantha rasch.
»Wie viele sind lebend zurückgekommen?«
Keine rasche Antwort. »Sam?«
Ein leises Seufzen kam ihr über die Lippen. »Zwei.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Das mit Briar weißt du. Sein Vater hat sich geweigert zu zahlen.«
»Daraufhin haben sie seinen Sohn aufgeschlitzt, das habe ich mitgekriegt. Was ist mit
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