Echo des Zorns (German Edition)
wie möglich zukommen lassen.«
Dante kniff die Augen zusammen. »Wer noch?« Der Wachmann? Er wirkte wie ein Mann, der schon viel erlebt hatte – sicher nicht nur Gutes –, aber …
»Max Ridgeway ist nicht ganz der Strahlemann, als der er im Wirtschaftsteil der Zeitungen immer präsentiert wird.«
Luke sah auf das Blatt, das Kim ihm hinübergeschoben hatte. Als er die Zeilen überflog, begann sein Herz schneller zu schlagen. Mist .
»Ich musste mir Einblick in ein paar versiegelte Akten verschaffen.« Kim zuckte nachlässig die Achseln, aber Luke wusste, dass sie das ganz schön viel Mühe gekostet haben musste. »Sieht aus, als wäre seine Vergangenheit ausgelöscht worden, sobald seine Mutter Frank Malone geheiratet hatte.«
Aber nicht völlig. Nichts und niemand verschwand je völlig.
»Totschlag«, sagte Luke. Er spürte, wie seine Schläfen zu pochen begannen. Wusste Samantha von Max’ Vergangenheit?
Nein, das konnte sie nicht wissen.
»Was war da los?«, fragte Monica und verrenkte den Hals, um das Blatt in Lukes Hand lesen zu können.
Kim gab ihr eine Kopie und verteilte die restlichen an ihre Kollegen. »Mit vierzehn hat Max einen Mann mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt.«
Verdammt.
Nach kurzem Schweigen fügte Kim hinzu: »Und das ist der Mann, den Sam zurzeit rund um die Uhr beschützt, ohne dass Rückendeckung in Sicht wäre.«
***
Samantha meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Hallo.« Sie achtete darauf, wie eine Zivilistin zu klingen und nicht wie üblich unweigerlich ihre FBI -Identifikationsnummer herunterzurasseln.
»Geh in einen sicheren Raum«, bellte ihr Luke ins Ohr. »Allein, und zwar jetzt.«
Sie wandte sich von Max ab und schloss automatisch die Tür. »Der Raum ist sicher.« Aber sie war nicht allein. Frank hatte sich auf die Suche nach Beth gemacht. Doch Max war da, und sie hatte nicht vor, ihn allein zu lassen.
»Er hat eine Vorstrafe, Sam, und sein alter Herr hat alles dafür getan, diese verschwinden zu lassen.«
Samanthas Schultern sackten herab. »Quinlan?« Sie hatte sich schon gefragt, ob es da etwas gab. Zwei der anderen Entführungsopfer waren schon einmal wegen Drogenbesitz festgenommen worden.
»Max.«
»Bist du sicher?«, fragte sie überrascht.
»Sam?« Max trat auf sie zu, doch auf dem dicken Teppich waren seine Schritte nicht zu hören. »Wer ist das? Was ist los?«
Sie warf einen Blick über die Schulter. Hatte Luke Max’ Stimme gehört? Sie schüttelte den Kopf, ohne den Blick abzuwenden.
»Er hat einen Mann getötet«, teilte ihr Luke mit. »Hast du gehört? Er hat jemanden getötet!«
Ihre Lippen fühlten sich auf einmal so taub an, dass sie ihre Frage kaum herausbrachte. »Wann?«
»Zur Hölle … vor Jahren. Er war vierzehn. Max hat einen Mann namens John Dean mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt. Vor Gericht wurde er als minderjährig eingestuft und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Mit achtzehn wurde er entlassen. Als seine Mutter sich mit Frank Malone einließ, hat ein Richter seine Akte versiegeln lassen.«
Aber die SSD konnte jede Akte öffnen.
»Pass im Umgang mit ihm auf deinen Arsch auf, klar?«, sagte Luke gepresst.
Max’ blauer Blick bohrte sich in ihre Augen.
»Beth Dunlap ist auch nicht die, die sie zu sein vorgibt«, fuhr Luke fort. »Ihr korrekter Name ist Kailey Elizabeth Gentry. Sie wurde mit achtzehn wegen Prostitution festgenommen.«
Niemand war je, was er zu sein vorgab. Nicht mal sie selbst . Sie seufzte.
»Sam?« Max hob die Brauen. »Was ist?«, fragte er besorgt. »Ist etwas mit Quinlan? Ist ihm etwas passiert?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er ist bei dir«, brummte Luke an ihrem Ohr.
Max stand jetzt vor ihr und drängte sie gegen die Wand. Sie hatte ihre Waffe dabei, aber die lag in ihrer Tasche auf dem Schreibtisch.
Sie brauchte keine Waffe. Er hatte ihr nichts getan. Er berührte sie nicht mal.
Sie hörte Luke seufzen. »Sei vorsichtig, jede Minute. Vertrau dem Mann auf keinen Fall. Vertrau niemandem.«
Es war lange her, dass sie Menschen hatte vertrauen können. Lukes Ermahnung war unnötig.
Sie hatte mit einem Mörder geschlafen. War ihr Leben wirklich so aus den Fugen geraten?
Als sie Max in der Kneipe gesehen hatte, war er ihr so stark, so draufgängerisch erschienen – und verdammt sexy.
Aber war da mehr gewesen? Hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, weil er eine dunkle Seite hatte? So wie sie?
Ihr Magen verknotete sich. »Ich kann auf mich aufpassen«,
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