Echo des Zorns (German Edition)
stand. »Möglich. Wir müssen sie finden, damit wir ihr helfen können.«
Die Karte blieb unberührt. »Na, dann viel Glück.« Abrupt drehte sie sich weg und griff nach einem großen Bierkrug.
»Verdammt. Wieder das Gleiche.« Max klang total enttäuscht. »Sollen wir mit den Bedienungen sprechen? Oder fahren wir gleich zur nächsten Bar?«
Sam packte seinen Arm. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und zischte ihm ins Ohr: »Nein. Wir suchen uns eine dunkle Ecke und warten.« Sie zog ihn von der Theke weg und schob sich durch die Menge. Da. Die Nische ganz links, von der aus sie den Eingang und den Notausgang im Blick behalten konnte.
Sie drückte ihn zuerst auf die Sitzbank und rutschte dicht neben ihn. »Hier sind wir richtig.«
Max versteifte sich neben ihr. »Wie?«
»Die Barfrau kennt sie.« Die Frau hatte besorgt geklungen, und diese Sorge hatte sie nicht überspielen können. Samantha ließ den Blick über die Besucher schweifen. Es war so dunkel, sie konnte kaum etwas erkennen … »Falls sie hier ist, wird die Barfrau sie warnen, und dann wird sie versuchen, sich durch den Notausgang rauszuschleichen.« Max richtete den Blick auf die Eingangstür. »Nicht vorne raus.« Sie trommelte auf den Tisch. »Wir müssen nur warten.«
Max ballte die Fäuste. »Im Warten bin ich nicht so gut.«
»Was anderes bleibt uns aber nicht.« Sie ließ den Notausgang nicht aus den Augen, denn eine kurze Unaufmerksamkeit würde der Frau reichen, um unbeobachtet zu verschwinden. »Wir können nur …«
Eine schmale Blondine drückte die Tür des Notausgangs auf. Sie warf einen Blick über die Schulter und ließ ihn hastig durch die Kneipe schweifen. Sie trug eine dunkle Lederjacke, es war nicht feststellbar, ob sie eine Tätowierung hatte, aber …
»Ist sie das?«, fragte Max, dessen ganzer Körper sich versteifte.
Sam war schon aufgesprungen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, es rauszufinden.« Sie setzte sich in Bewegung, froh, das Gewicht ihrer Schusswaffe an ihrer Hüfte zu spüren.
Er erhob sich neben ihr. Sie waren keine drei Meter von der Tür entfernt.
Der Blick der Blondine glitt an Samantha vorbei und blieb an Max hängen. Vor Schreck riss sie die bezaubernden Augen weit auf, dann stürzte sie in die Nacht.
»Sie kennt dich.« Die Blonde hatte Max wiedererkannt und war davongelaufen. Unschuldige taten so etwas üblicherweise nicht.
Üblicherweise.
Sam lief ihr nach – und stieß mit der Barfrau zusammen. Gläser fielen, und Glasscherben bohrten sich in Sams Arm.
»Oh, ich habe Sie gar nicht gesehen …«, brummte die Barfrau mit unschuldiger Miene, aber ihre Augen blickten grimmig. Fluchend stieß Sam die Frau zur Seite.
Max packte Sam an den Armen und zog sie hoch. Sekunden später standen sie in der kalten Nachtluft und hörten das Klacken hoher Absätze, das sich rasch entfernte. Da keine Zeit blieb, Verstärkung zu rufen, holte Sam tief Luft und jagte ihrer Beute nach.
***
Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Das FBI war hinter ihr her. Das FBI und er. Wenn Gina sie nicht gewarnt hätte …
Veronica James warf einen Blick über die Schulter. Wie hatten sie sie gefunden? Sie sollte doch in Sicherheit sein. Unantastbar. Das hatte er ihr versprochen. Versprochen
Veronica musste möglichst schnell verschwinden. Ihr Wagen stand drei Straßenkreuzungen vom Express entfernt. Sie konnte einen Haken schlagen, durch eine Seitengasse laufen und so zurück zum Auto kommen. Gina hatte versprochen, ihre Jäger aufzuhalten, also sollte sie es eigentlich schaffen.
Veronicas Herz raste. Laufen war sie nicht gewohnt. Sie hatte Seitenstechen und bekam kaum Luft. Gottverdammtes Asthma!
Plötzlich hörte sie hinter sich Schritte, die schnell näher kamen.
Nein!
Sie durften sie nicht erwischen. So durfte die Sache nicht enden. Sie wollte nicht in Haft. Sie wollte auf eine Insel. Sie wollte reich sein und den Rest ihres Lebens nichts anderes tun als am Strand Pina Colada trinken. Bloß nie wieder zurück in die ärmlichen Verhältnisse, aus denen sie stammte, und keine reichen Collegejungs mehr, die sie geflissentlich übersahen.
Sie hatte ihr neues Leben verdient, und das würde ihr keiner wegnehmen.
»Stehen bleiben!«, erklang die Stimme einer Frau. Die Rothaarige, mit der er dort gewesen war. »Ich bin vom FBI , und ich befehle Ihnen stehen zu bleiben.«
Veronica warf einen Blick über die Schulter. Dabei geriet sie ins Stolpern und wäre fast gestürzt. Fast. Aber dies war nicht das erste Mal, dass sie wie eine
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