Echo des Zorns (German Edition)
ergänzte Max.
Sie sah ihn grimmig an und nickte. »Ja, und jetzt müssen wir die Trümmer wegräumen«, seufzte sie. »Jetzt weißt du es. Jetzt weißt du alles.«
»Du kennst ja auch meine Vergangenheit.« Ein Mörder und ein Opfer. Gott, hier prallten Welten aufeinander. Kein Wunder, dass sie zunächst Angst gehabt hatte, als sie die Wahrheit über ihn herausbekam. Dass sie ihn mit diesem Wissen überhaupt in ihre Nähe gelassen hatte, war für ihn die eigentliche Überraschung.
Aber sie hatte ihn so liebevoll ins Bett gelockt und ihm so viel gegeben. Im Bett hatte sie keine Furcht gezeigt, nur Leidenschaft.
»Du hast gemordet, um jemanden zu schützen«, sagte sie kopfschüttelnd. »Du warst ein Kind und hast versucht, deine Mutter zu retten.«
Inzwischen war er ein Mann, und er hätte es verdammt noch mal wieder getan. Wenn dieser Bastard, der Sam gepeinigt hatte, jetzt vor ihm gestanden hätte, er hätte das Arschloch kaltgemacht.
Langsam hob sie die Arme und legte ihm die Hände um den Nacken. »Ich dachte nur … ich dachte, du solltest Bescheid wissen. Wenn du willst, dass wir zusammenbleiben, hast du es verdient, die Wahrheit zu kennen.«
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Der ätherische Blütenduft ihres Shampoos kitzelte ihn in der Nase.
»Jetzt ist der Weg frei für einen Neuanfang«, fuhr sie fort. »Keine Geheimnisse mehr.«
Er schloss die Augen und nahm sie in die Arme. Ihr Herz raste so, dass er es an seiner Brust spürte.
Er senkte den Kopf und küsste sie auf den Mund. Vertrauen. Er wusste, wie empfindlich dieses Pflänzchen war.
Vertrauen war schwer zu gewähren und sehr leicht zu enttäuschen.
***
Max wartete im Vernehmungsraum zwei. Sein Bruder saß in Raum eins, und die beiden anderen Opfer, Weatherly und Jacobson, mussten jeden Moment eintreffen. Beth hatte sich noch nicht blicken lassen, aber ein FBI -Agent war bereits zum Haus der Malones unterwegs, um sie zu holen. Offenbar war Beth an einer Reise in die Vergangenheit nicht interessiert.
Pech. Letzten Endes würde ihr das nicht erspart bleiben.
Sam holte tief Luft, wischte die verschwitzten Hände an der Vorderseite ihrer Hose ab und klopfte an die Tür von Hydes Büro.
Als sie sein gebelltes »Herein!« hörte, drehte sie den Türknauf und steckte den Kopf vorsichtig ins Zimmer.
»Sir«, sagte sie und holte nochmals tief Luft. »Ich muss mit Ihnen sprechen.«
Er zog die Brauen hoch. »Ich dachte, Sie wären schon mit den Befragungen beschäftigt.«
Sie zog die Tür hinter sich zu. »Sie wissen … Sie wissen, dass ich mit Max Ridgeway zusammen bin.« Aus diesem Grunde hatte sie auch nicht begriffen, weshalb man sie am Morgen für diese Aufgabe eingeteilt hatte. »Ich kann ihn nicht verhören.«
»Nein, Sir, unsere Beziehung …« – hatten sie denn eine? – »… ist nicht gespielt.«
Hyde ließ den Stift auf den Schreibtisch fallen. »Dann sind Sie hiermit den Fall los.«
Das hatte sie erwartet. Ihre Anspannung ließ nach. »Verstehe.«
»Offiziell.«
Sie war sprachlos. »Sir?«
Als er aufstand, quietschte der Ledersessel leise. Langsam und bedächtig kam er um den Schreibtisch herum, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Wir haben ein Problem. Genauer gesagt: mehrere. Aber da berichte ich Ihnen ja nichts Neues.«
Das mulmige Gefühl, das sie überkam, gab ihm recht.
»Ich mag diesen Fall nicht, Kennedy. Ich mag keinen dieser gottverdammten Entführungsfälle. Wir haben all unsere mutmaßlichen Täter wie Pakete verschnürt präsentiert bekommen, nur sind sie leider auch alle tot.«
Ein ziemlicher Leichenberg.
»Mir läuft das alles etwas zu glatt«, sagte er. »Wenn alle tot sind, haben wir keinen mehr, dem wir den Prozess machen können.«
Sie bemühte sich, möglichst entspannt zu wirken, und hoffte, ihre Bemühungen hatten Erfolg.
Hyde beobachtete sie. »Es gibt noch offene Fragen. Diese Opfer, die uns wochenlang aus dem Weg gegangen sind, sind endlich nach Hause gekommen.«
Weil die Eltern dachten, ihre Kinder seien jetzt in Sicherheit. Aber konnte sich irgendjemand je wirklich sicher fühlen?
»Solange ich mit den Ergebnissen unserer Arbeit in diesem Fall von Serienkidnapping nicht zufrieden bin, wird weiter ermittelt.«
Sam zwang sich zu nicken. »Natürlich.«
»Dazu brauche ich Sie.« Seine Augen funkelten. »Ich will, dass Sie bei Max’ Befragung zusehen.«
Sie schüttelte den Kopf.
Er hob die Hand. »Hören Sie erst mal zu. Ich will, dass Sie ihn beobachten und mir Bescheid geben, wenn
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