Echo des Zorns (German Edition)
abgehackt.«
Das würde er nicht so schnell vergessen.
»Irgendwann wurde ich ohnmächtig.« Er räusperte sich. »Ein paarmal bin ich wach geworden, aber es war immer dunkel. Ich glaube …, man hat mir die Augen verbunden. Gesehen habe ich nie jemanden, nur Stimmen gehört.«
»Stimmen?«, hakte Monica nach.
»Ja, ja, einen Kerl, der immer flüsterte. Der Bastard sagte dauernd, er würde ›schon herausfinden, wie viel ich wert sei‹, und da war ein Mädchen bei ihm, eine Frau. Als er an meiner Hand herumfuhrwerkte, wollte sie ihn davon abhalten, glaube ich.« Leiser fügte er hinzu: »Ich glaube, sie hat es versucht.«
»Dann haben sie also ihre Stimme gehört?«
Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe eine Frau gehört. Bestimmt.«
»Was hat sie gesagt?«
Verwirrt starrte er sie an. Sekunden verrannen, die Anspannung im Raum stieg.
Monica beugte sich vor. »Verraten Sie mir eins, Mr Malone«, sagte sie leise. »Kannten Sie Adam Warrant?«
Quinlan Malone griff nach dem Glas Wasser und leerte es in zwei Zügen. »Das wissen Sie doch schon.«
»Was ist mit Jeremy Briar?«
»Ich …«
»Hier ist ein Bild von ihm.« Monica schob ihm ein Foto über den Tisch zu. »Es ist ein Bild von Ihnen beiden. Aufgenommen letztes Jahr bei einer Party einer Burschenschaft an der Melline University.«
Seine Augen waren starr auf das Bild gerichtet. »Er ist auch tot.«
»Drei Opfer tot, drei am Leben.« Monica tippte mit den Fingernägeln auf die Tischplatte. »Sie haben die Artikel gelesen, deshalb steht für mich fest, dass Sie über die beiden anderen Überlebenden Bescheid wissen.« Sie machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: »Muss ich Ihnen erst deren Fotos zeigen, oder geben Sie zu, dass Sie sie auch kennen?«
Erneut sah er zum Spiegel. Zorn zeichnete sich in seinem Gesicht ab. »Ich weiß, was Sie hier treiben. Ich bin kein Verbrecher, verflucht!« Er sprang auf. »Mich haben diese Arschlöcher auf einen Stuhl gefesselt. Mich wollten sie aufschlitzen. Sehen Sie mich an!«
Monica sah ihn an. Samantha ebenfalls. Sie sah Zorn und Angst.
»Sie kannten sie alle«, sagte Monica leise. »Ist das nicht ein großer Zufall?«
Der Stuhl kippte um und krachte klappernd zu Boden. »An Scott Jacobson erinnere ich mich überhaupt nicht.« Seine Stimme gellte durch den Raum. »Ja, mit Greg war ich im ersten Semester in einem Kurs zusammen, aber seither habe ich nichts mehr von ihm gesehen oder gehört.«
»Sie sind die einzige Verbindung, die wir finden konnten. Der Einzige, der alle Opfer kannte.«
»Das kann nicht sein.« Frustriert stieß er den Atem aus. »Vielleicht haben wir alle dieselbe Frau angebaggert. Vielleicht sind wir alle demselben durchgeknallten Arschloch irgendwie auf den Schlips getreten.« Er fuhr herum und ging auf die Tür zu. »Es geht nicht um mich. Es muss eine andere Verbindung geben. Machen Sie Ihre Arbeit und finden Sie sie.«
»Ich habe noch weitere Fragen, Mr Malone.« Monicas Stimme wurde nicht lauter, sie blieb vollkommen ruhig und stand auch nicht auf.
»Ich werde Ihnen aber keine mehr beantworten.« Er lächelte. »Zumindest nicht, bis mir mein Rechtsanwalt grünes Licht gibt, und darauf können Sie lange warten, sobald ich ihm erst mal von der Unterhaltung heute erzählt habe.«
Jetzt erhob sie sich doch. Ganz bedächtig. »Ich will eine DNA -Probe von Ihnen. Damit können wir ausschließen …«
»Nein. Von mir kriegen Sie gar nichts.«
Monica legte den Kopf schräg. »Ich dachte, Sie hätten nichts zu verbergen.«
»Stimmt, aber mir ist inzwischen klar, dass es Sie einen Dreck interessiert, was ich alles durchgemacht habe. Sie wollen nur Ihren Fall abschließen.« Er riss die Tür auf. »Sie kapieren es einfach nicht. Ich habe geglaubt, ich würde in diesem Loch sterben, und als er dann angefangen hat, mir den Finger abzuhacken, da wollte ich es sogar.«
Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer. Monica drehte sich um und sah in den Spiegel. Nein, sie sah Sam an.
»Da wollte ich es sogar.« Quinlans letzte Worte, die sie nur zu gut verstand.
Sam eilte auf den Flur und wäre dort beinahe mit Quinlan zusammengestoßen. Sie riss die Arme hoch, und beide blieben wie erstarrt stehen. »Sie kommen darüber hinweg.« Die Worte sprudelten aus ihr heraus.
Er lachte verbittert. »Schwachsinn.« Quinlan wollte sich an ihr vorbeidrängen.
Doch Samantha packte ihn am Arm. »Sie haben überlebt.« Das hatte man ihr seinerzeit auch gesagt, aber …
Damals hatte sie es nicht
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