Echo Einer Winternacht
gesteckt und den Motor angelassen.
Er knipste die Scheinwerfer an und sah den Schock auf den Gesichtern der anderen drei. Aber da er die Möglichkeit zum absoluten Chaos sah, ließ Weird sich hinreißen. Er war noch nie Auto gefahren, wusste aber theoretisch, wie es ging, und hatte seinem Vater so oft zugesehen, dass er überzeugt war, er könnte es schaffen. Knirschend legte er den Gang ein, lockerte die Handbremse und fuhr unter rüttelnden Stößen los.
In ruckweisen Sätzen schoss er wie ein Känguru über den Parkplatz auf den Ausgang zu, der ihn auf die Promenade führte, den zwei Meilen langen Streifen an der Kaimauer und der See entlang. Die Straßenbeleuchtung war ein orangefarbener Schleier, die roten Buchstaben der Schrift auf der Windschutzscheibe sahen schwarz aus, während er weiterfuhr und dabei krachend hochschaltete. Er konnte vor Lachen kaum geradeaus steuern.
Unglaublich schnell war er am Ende der Promenade angekommen, riss das Steuerrad nach rechts und schaffte es irgendwie, die Kontrolle zu behalten, als er abbog und um das Busdepot herumfuhr. Gott sei Dank waren wenige Autos auf der Straße, die meisten Leute hatten an diesem kalten und frostigen Abend im Februar beschlossen, zu Hause zu bleiben. Er drückte den Fuß auf das Gaspedal, schoss die Invertiel Road hinauf, unter der Eisenbahnbrücke durch und an der Jawbanes Road vorbei.
Das Tempo wurde ihm zum Verhängnis. Als die Straße anstieg und auf eine Linkskurve zulief, fing Weird plötzlich auf einer eisbedeckten Pfütze an zu schleudern. Die Zeit schien fast still zu stehen, und der Wagen drehte sich wie in einem langsamen Tanz um dreihundertsechzig Grad. Er riss am Steuerrad, aber das machte alles nur noch schlimmer. Vor der Windschutzscheibe erschien eine steile, grasbewachsene Böschung, dann lag das Auto plötzlich auf der Seite, und er wurde gegen die Tür geschleudert, wobei sich ihm der Griff, mit dem man das Fenster herunterdrehte, in die Rippen bohrte.
Er hatte keine Ahnung, wie lange er da lag, benommen und unter Schmerzen auf das Knacken des ausgegangenen Motors horchend, der in der Nachtluft abkühlte. Das Nächste, was er wahrnahm, war, dass die Tür über seinem Kopf verschwand und stattdessen Alex und Ziggy erschienen, die mit erschrockenen Gesichtern auf ihn herunterstarrten. »Du verflixter Idiot«, schrie Ziggy, sobald er merkte, dass Weird mehr oder weniger unversehrt war.
Irgendwie gelang es ihm, sich aufzurichten, während sie ihn herauszogen und er vor Schmerzen schrie, als sich die gebrochenen Rippen meldeten. Er lag keuchend auf dem raureifüberzogenen Gras, jeder Atemzug ein Messerstich. Es dauerte eine Minute oder so, bis er merkte, dass auf der Straße hinter dem beschädigten Escort, dessen Scheinwerferlicht durch die Dunkelheit drang und merkwürdige Schatten warf, ein Austin Allegro parkte.
Ziggy hatte Weird hochgezogen, bis er stand, und über den Grasstreifen hinuntergeschleppt. »Du verdammter Idiot«, sagte er immer wieder, während er ihn auf den Rücksitz des Allegro setzte. Von den Schmerzen völlig benommen hörte Weird der Diskussion zu.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Mondo.
»Alex fährt euch alle zurück zur Promenade, und du stellst dieses Auto wieder dort ab, wo wir es gefunden haben. Dann geht ihr nach Hause. Okay?«
»Aber Weird ist doch verletzt«, protestierte Mondo. »Er muss ins Krankenhaus.«
»Ja, stimmt. Machen wir’s doch überall bekannt, dass er einen Autounfall hatte.« Ziggy beugte sich in den Wagen und hielt eine Hand vor Weirds Gesicht. »Wie viele Finger, Döskopf?«
Halb weggetreten sah Weird hin. »Zwei«, krächzte er.
»Siehst du? Er hat nicht mal ’ne Gehirnerschütterung.
Erstaunlich. Aber ich dachte ja schon immer, dass er nur Beton zwischen den Ohren hat. Es geht nur um seine Rippen, Mondo.
Im Krankenhaus geben sie ihm auch nur Schmerztabletten.«
»Aber er hat doch furchtbare Schmerzen … Was soll er sagen, wenn er nach Hause kommt?«
»Das ist sein Problem. Er kann ja sagen, er sei die Treppe runtergefallen. Irgendwas.« Er beugte sich wieder zu ihm hin.
»Du wirst es einfach aushalten und gute Laune heucheln müssen, Döskopf.«
Weird drückte sich ächzend hoch. »Ich werd’s schon schaffen.«
»Und was machst du?«, fragte Alex, während er sich ans Steuer des Allegro setzte.
»Ich geb euch fünf Minuten zu verschwinden. Dann brenne ich dieses Auto an.«
Nach dreißig Jahren konnte sich Weird noch an Alex’
geschockten Blick erinnern.
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