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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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deiner besten Freunde.«
    Sie schlug die Tür hinter sich zu und ließ ihn mit ihrer Frage zurück. Warum war er so gemein zu Alex, wo er doch normalerweise kein einziges kritisches Wort gegen ihn zugelassen hätte?
    Langsam ging ihm auf, dass er tief im Inneren Alex die Schuld für diesen ganzen Schlamassel gab. Wenn sie einfach den Weg geradeaus gegangen wären, hätte jemand anders Rosie Duff gefunden. Jemand anders hätte dagestanden und sich ihre letzten Atemzüge anhören müssen. Jemand anders litte unter der Nachwirkung der Stunden, die sie in einer Polizeizelle zugebracht hatten.
    Dass er jetzt offenbar in den Ermittlungen zu einem Mordfall als Verdächtiger galt, war Alex’ Schuld, daran führte kein Weg vorbei. Mondo war bei dem Gedanken unbehaglich. Er versuchte ihn zu verdrängen, wusste aber, er konnte Pandoras Büchse jetzt nicht mehr schließen. Wenn dieser Gedanke sich erst einmal festgesetzt hatte, konnte man ihn nicht mehr mit allen Wurzeln ausreißen, wegwerfen und vertrocknen lassen.
    Dies war nicht die rechte Zeit, auf Gedanken zu kommen, die einen Keil zwischen sie trieben. Sie brauchten einander jetzt wie nie zuvor. Aber es ließ sich nicht verleugnen. Wenn Alex nicht wäre, dann säße er nicht in dieser Klemme. Und was war, wenn es noch schlimmer kam? Die Tatsache, dass Weird die halbe Nacht in diesem Landrover herumgefahren war, ließ sich nicht bestreiten. Er hatte kurze Runden mit verschiedenen Mädchen gedreht, die er zu beeindrucken versuchte. Er hatte ein Alibi, das nichts wert war, und Ziggy, der sich davongeschlichen und den Landrover irgendwo abgestellt hatte, wo Weird ihn nicht finden konnte, genauso. Und auch Mondo selbst hatte kein richtiges Alibi. Was war nur in ihn gefahren, dass er sich den Landrover geborgt hatte, um das Mädchen nach Guardbridge zu bringen?
    Ein Quickie auf dem Rücksitz – das war doch wohl die Schwierigkeiten nicht wert gewesen, die auf ihn zukamen, wenn sich jemand erinnerte, dass sie auf der Party gewesen war. Wenn die Polizei anfing, Fragen nach den Partygästen zu stellen, würde jemand sie verpfeifen. Egal, wie heftig die Studenten behaupteten, die Autoritäten zu verachten, jemand würde sich den Schneid abkaufen lassen und alles ausplaudern. Und dann würde der Finger auf sie zeigen.
    Plötzlich erschien ihm die Tatsache, dass er die Schuld auf Alex schieben wollte, als seine geringste Sorge. Als er die Ereignisse der letzten paar Tage noch einmal überdachte, erinnerte sich Mondo plötzlich an etwas, das er einmal spätabends gesehen hatte. Etwas, das ihm vielleicht tatsächlich aus der Klemme helfen würde. Etwas, das er vorerst für sich behalten wollte. Lassen wir doch alle für einen und einen für alle mal beiseite. Der wichtigste Mensch, dem gegenüber Mondo eine Sorgfaltspflicht hatte, war er selber. Sollten die anderen sich doch selbst um ihre Interessen kümmern.
     
    8
    aclennan schloss die Tür hinter sich. Zusammen mit Constable Janice Hogg in diesem Zimm
    M
    er unter dem
    niedrigen, schrägen Dach fühlte er sich beengt. Das ist das Kläglichste bei einem so plötzlichen Tod, dachte er. Niemand hat die Möglichkeit, noch aufzuräumen und der Welt das Bild von sich zu zeigen, das man ihr hinterlassen möchte. Man lässt alles so zurück, wie es war, als man zum letzten Mal die Tür hinter sich schloss. Er hatte in seinem Beruf schon traurige Dinge gesehen, aber nur wenige, die bitterer waren als das hier.
    Jemand hatte sich Mühe gegeben, das Zimmer hell und freundlich erscheinen zu lassen, obwohl nur wenig Licht durch die schmalen Mansardenfenster hereinfiel, die auf die Dorfstraße hinausgingen. In der Ferne sah er St. Andrews, das unter der Schneedecke immer noch weiß aussah, obwohl er wusste, dass das in Wirklichkeit nicht stimmte. Die Gehwege waren schmutziger Schneematsch, die Straßen ein glitschiger Morast aus Kies und geschmolzenem Schnee. Außerhalb der Stadt ging das schmutzige Grau der See unmerklich in den Himmel über. An einem sonnigen Tag musste es eine schöne Aussicht sein, dachte er und wandte sich wieder der zartrosa gestrichenen Raufaser-tapete und der weißen Tagesdecke aus Frottee zu, auf der noch der Abdruck zu sehen war, wo Rosie zuletzt gesessen hatte. An der Wand hing ein einziges Poster mit einer Gruppe, die sich Blondie nannte. Die Sängerin hatte einen üppigen Busen, einen Schmollmund und einen unmöglich kurzen Rock. War es das, was Rosie angestrebt hatte, fragte er sich.
    »Wo soll ich anfangen,

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