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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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erfahren«, erklärte Alex. »Ihr wisst doch, wie diese Stadt ist. Es geht wie auf dem Dorf zu. Die Leute haben nichts anderes zu tun, als über ihre Nachbarn zu tratschen. Man braucht hier in der Gegend keine Zeitungen, um Neuigkeiten zu verbreiten. Das Positive ist, dass die halbe Uni in England ist, die werden nichts davon hören. Und bis wir nach Neujahr zurückkommen, wird das alles schon Geschichte sein.«
    »Glaubst du?« Weird faltete den Scotsman mit einer endgültigen Geste zusammen. »Ich sag euch was. Wir sollten beten, dass Maclennan herausfindet, wer es getan hat, und denjenigen einsperrt.«
    »Warum?«, fragte Mondo.
     
    »Wenn er es nicht tut, werden wir den Rest unseres Lebens die Typen sein, die ungestraft einen Mord begangen haben.«
    Mondo sah aus wie einer, dem gerade mitgeteilt wurde, er sei unheilbar an Krebs erkrankt.
    »Meinst du das ernst?«
    »Ich hab im Leben nie etwas so ernst gemeint«, sagte Weird.
    »Wenn sie niemanden als Rosies Mörder verhaften, werden sich alle nur daran erinnern, dass wir die vier sind, die eine Nacht lang auf der Polizeiwache gesessen haben. Es ist offensichtlich, Mann. Wir werden ohne Verhandlung als schuldig abgestempelt. ›Wir wissen alle, dass sie es waren, nur hat die Polizei es nicht beweisen können‹«, fügte er mit einer nachgemachten Frauenstimme hinzu. Er grinste böse und wusste, dass er seinen Freund an der Stelle getroffen hatte, wo es ihn am meisten schmerzte.
    »Verpiss dich, Weird. Wenigstens habe ich schöne Erinnerungen«, sagte Mondo bissig.
    Bevor irgendjemand noch etwas sagen konnte, wurden sie durch einen Neuankömmling unterbrochen. Ziggy kam herein und schüttelte sich den Regen aus den Haaren. »Ich dachte mir, dass ich euch hier finde«, sagte er.
    »Ziggy, Weird sagt …«, fing Mondo an.
    »Lass gut sein. Maclennan ist hier. Er will noch einmal mit uns sprechen.«
    Alex zog die Brauen hoch. »Er will uns wieder nach St.
    Andrews schleifen?«
    Ziggy schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist hier in Kirkcaldy. Wir sollen zur Polizeiwache kommen.«
    »Scheiße«, sagte Weird. »Mein Alter dreht durch. Ich habe Hausarrest. Er wird denken, ich mach mir einen Dreck draus.
    Schließlich kann ich ihm nicht sagen, dass ich bei den Bullen war.«
     
    »Dankt meinem Dad dafür, dass wir nicht nach St. Andrews müssen«, sagte Ziggy. »Er ist ausgeflippt, als Maclennan bei uns zu Hause aufgetaucht ist. Er hat ihm die Leviten gelesen, hat ihm vorgeworfen, uns wie Kriminelle zu behandeln, wo wir alles getan haben, was wir konnten, um Rosie zu retten. Ich dachte zwischendurch, jetzt haut er ihm gleich eine mit dem Record runter.« Er lächelte. »Ich sag euch, ich war stolz auf ihn.«
    »Gut für ihn«, sagte Alex. »Also, wo ist denn Maclennan?«
    »Draußen in seinem Wagen. Und das Auto von meinem Dad ist direkt dahinter geparkt.« Ziggys Schultern fingen vor Lachen an zu zucken. »Ich glaube, Maclennan ist noch nie auf so jemand wie meinen Alten gestoßen.«
    »Wir müssen also jetzt zur Polizeiwache?«, fragte Alex.
    Ziggy nickte. »Maclennan erwartet uns. Er sagte, mein Vater könne uns hinfahren, aber er sei nicht in der Stimmung, hier lange herumzuhängen.«
     
    Zehn Minuten später saß Ziggy allein in einem Vernehmungsbüro. Als sie auf der Polizei ankamen, hatte man Alex, Weird und Mondo unter dem wachsamen Blick eines uniformierten Wachtmeisters in verschiedene Räume gebracht. Der besorgte Karel Malkiewicz wurde ohne weitere Umstände an der Rezeption zurückgelassen, nachdem Maclennan ihm barsch mitgeteilt hatte, er solle dort warten. Und Ziggy wurde weggeführt, von Maclennan und Burnside in die Mitte genommen, die ihn dann aber gleich wieder verließen, so dass er wartend vor sich hin schmorte.
    Sie wussten genau, wie sie vorzugehen hatten, dachte er traurig. Ihn so allein zu lassen war ein gutes Rezept, ihn zu verunsichern. Und es funktionierte. Obwohl er äußerlich keine Anzeichen von Spannung zeigte, fühlte sich Ziggy innerlich so angespannt wie eine Klaviersaite und bebte vor schlimmen Vorahnungen. Die längsten fünf Minuten seines Lebens waren zu Ende, als die beiden Kriminalbeamten zurückkehrten und sich ihm gegenübersetzten.
    Maclennans Blick bohrte sich in seine Augen, sein schmales Gesicht war gespannt vor unterdrückter Erregung. »Die Polizei anzulügen ist eine ernste Sache«, sagte er ohne Einleitung mit schroffer, eisiger Stimme. »Es ist nicht nur strafbar, sondern wir fragen uns auch, was genau Sie zu verbergen

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