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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Francisco. Es gab nicht allzu viele Frauen dort, und es war ein wilder, rauer Ort, aber Ma hatte recht, Köchinnen wurden dringend gebraucht. Wir stellten direkt nach unserer Ankunft unser Zelt auf, kochten einen großen Topf Stew und verkauften es für zehn Cent die Schüssel. Die Leute rissen es uns aus der Hand.«
    Beth erwartete, dass Pearl ihr sicher gleich gestehen würde, dass sie und ihre Mutter es irgendwann einfacher gefunden hatten, statt Stew ihre Körper zu verkaufen, aber sie irrte sich. Sie hatten weiter gekocht und mit der Zeit sowohl die Preise erhöht als auch ihr Angebot an Speisen vergrößert. Sie ließen sich von den Goldgräbern für das Waschen und Ausbessern ihrer Kleidung bezahlen und eröffneten sogar ein »Hotel«.
    »Das war ganz sicher ein Hotel, wie du’s noch nie gesehen hast.« Pearl kicherte. »Nur ein großes Zelt, und unsere Gäste bekamen Strohsäcke auf den Boden gelegt und brachten ihre Decken selbst mit. Wir bauten auch ein Badehaus dahinter. Ich konnte die Eimer mit dem heißen Wasser kaum vom Feuer heben, weil sie so schwer waren. Aber wir verdienten Geld, mehr, als wir es uns je erträumt hätten. 1852 ließen wir ein richtiges Hotel bauen, ein tolles Haus mit Möbeln und Spiegeln aus Frankreich, aber inzwischen waren vornehme Frauen angekommen, und die wollten nicht in einem Hotel wohnen, das von Negern geführt wurde. Sie waren wirklich gemein zu uns; wenn es nach ihnen gegangen wäre, dann hätten sie uns aus der Stadt gejagt. Also machte Ma aus dem Hotel ein Bordell, um ihnen eins auszuwischen.«
    Sie lachte lauthals darüber, und Beth stimmte mit ein, denn inzwischen sah sie das Ganze mit Pearls Augen. »Aber dadurch wurdest du doch bestimmt noch schneller aus der Stadt gejagt, oder?«, fragte sie lachend.
    Pearl stemmte die Hände in ihre breiten Hüften und rollte mit den Augen. »Ma wusste eine Menge über Männer, vor allem über die feinen Pinkel, die der Gemeinde vorstanden. Sie stellte die Art von Mädchen an, hinter denen diese Männer her waren und die sie winselnd wiederkommen ließen. Die vornehmen Damen kreischten, dass unser Haus geschlossen werden müsse, und ihre Männer nickten und stimmten ihnen zu, aber dieselben Männer kamen durch den Hintereingang, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten.«
    Beth konnte verstehen, warum Männer lieber mit Pearl und ihrer Mutter zusammen waren. Sie konnte sich diese kaltherzigen Frauen mit den scharfen Gesichtszügen genau vorstellen, wie sie sich beim Nachmittagstee das Maul zerrissen, während sich ihre aufgeblasenen, aber sexhungrigen Ehemänner woanders amüsierten. »Und was war mit dir?«, fragte sie. »Was war deine Rolle bei dieser ganzen Sache?«
    »Tagsüber putzte ich die Zimmer, kochte und wusch, aber abends sang ich in der Bar«, sagte Pearl. »Ich war nie eine Hure. Ich will nicht behaupten, dass ich keine Männer im Bett gehabt hätte. Aber ich habe nie Geld dafür genommen.«
    Beth glaubte ihr. »Kannst du gut singen?«, fragte sie.
    »Das haben die anderen behauptet«, erwiderte Pearl bescheiden. »Ich habe das Singen schon als kleines Kind geliebt; für mich war es so selbstverständlich wie Atmen. Ich musste einfach singen – es war, als würde mein Geist fliegen können. Aber ich schätze, so geht es dir auch mit deiner Geige. Ich war damals jung und hübsch, ich liebte die Aufmerksamkeit und die Kleider aus Seide und Satin, ich liebte es, dass die Männer mich ansahen, als würden sie mich lieben. Ich hatte es weit gebracht für eine barfüßige und hungrige Sklavin, die hilflos ihrem Herrn ausgeliefert war.«
    Beth nahm an, dass Pearls Mutter vermutlich mit ihrer Tochter geflohen war, um sie vor diesem Herrn zu beschützen. Obwohl Beth nicht so harte Zeiten erlebt hatte wie Pearl, verstand sie die Sehnsucht, im Rampenlicht zu stehen. »Genauso fühle ich mich auch, wenn ich spiele«, stimmte sie zu. »Ich weiß, ich war keine Sklavin, aber man kann trotzdem durch seine Herkunft und die Art und Weise, wie man erzogen wurde, eingesperrt sein.«
    »Ehrbarkeit.« Pearl nickte heftig. »Ich bin noch nie ehrbar gewesen, und ich werde es nie sein. Aber ich werde von meinen Mädchen respektiert und von den Männern, die herkommen. Mehr brauche ich nicht.«
    Sie erzählte Beth, dass ihre Mutter von einer Kutsche überfahren und verkrüppelt worden war und dass sie glaube, dass es kein Unfall gewesen war. Ihre Mutter konnte nie wieder laufen, und Pearl musste sich um sie und um das Geschäft

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