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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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mir und Jack ein bisschen die Gegend zeigen, solange es noch hell ist. Ich möchte nicht so blass werden wie die Mädchen oben.«
    Der Haarschmuck, den Beth von Pearl bekommen hatte, war ein mit roten Federn und Perlen besetzter Kamm. »Frank hat ihn mir geschenkt, als wir uns in Frisco kennenlernten«, sagte sie, als sie ihn Beth oben in der Küche ins Haar steckte. »Er war mein Glücksbringer, ich trug ihn immer bei meinen Auftritten. Du siehst damit noch hübscher aus als ich, und ich glaube, Frank wird sich freuen, ihn wiederzusehen. Er weiß, dass ich dich mag.«
    Beth ging in den Flur und betrachtete sich in dem großen Spiegel. Der stramme Spaziergang durch die Stadt mit Sam und Jack hatte Farbe in ihre Wangen gebracht, und die Art, wie Pearl ihr einige Locken seitlich mit dem Kamm hochgesteckt hatte, verlieh ihr ein elegantes Aussehen. Sie fühlte sich immer ein bisschen unwohl dabei, das rote Kleid anzuziehen, weil es so tief ausgeschnitten war, aber die Federn im Haar bildeten ein schönes Gegengewicht.
    Pearl beobachtete Beth von der Küche aus und lächelte in sich hinein. Das Mädchen sah umwerfend aus mit seinen schwarzen Locken, die auf die zarte Haut seiner Schultern fielen. So ein hübsches, ausdrucksvolles Gesicht mit großen Augen, vollen Lippen, genau die Art von Frau, die sich jeder Mann wünschte.
    Sie wünschte, sie könnte Beth heute Abend begleiten, um sie spielen zu hören, aber ihr Platz war hier. Und Frank würde ihr ja davon berichten.
    Da Sam und Jack schon früher zur Arbeit gegangen waren, begleitete Theo Beth in den Bear. Er trug seine normalen Sachen: ein weißes Hemd, eine Fliege, einen tadellos sitzenden Frack, einen Zylinder und einen schweren, satingefütterten Mantel, der ihm offen über die Schultern hing.
    »Der Saloon heißt Bear, weil sich der Besitzer einer alten Kneipe in der Nähe einen Bären im Hinterhof hielt«, erzählte Theo, während sie die Straße entlanggingen. »Wenn jemand Ärger machte, dann drohte er ihm, ihn dem Bären vorzuwerfen.«
    Beth wusste, dass er nervös war, denn er erzählte ihr oft alte Geschichten, um seine Gefühle zu verbergen. Sie wusste nicht, ob er befürchtete, dass sie heute Abend die Erwartungen vielleicht nicht erfüllen konnte oder dass sie sich erneut über das Bordell beklagen würde. Oder vielleicht war er auch nur angespannt, weil er später Karten spielen würde.
    Sie fragte nicht nach, denn sie war selbst so aufgeregt, dass ihr ganz übel war. Ihr Verstand sagte ihr, wenn sie im Heaney’s spielen konnte, dann konnte sie das überall. Aber damals hatte sie niemand angepriesen; wenn sie versagt hätte, dann hätte sie sich nur selbst blamiert. Sie wusste jedoch, dass Theo, Sam und Jack hier schon sehr von ihr geschwärmt hatten, also würden sie alle dumm dastehen, wenn ihr Auftritt eine Katastrophe war.
    Ihr Magen zog sich heftig zusammen, als sie in den Bear gingen. Der Saloon war viel größer als das Heaney’s, und die hohe Decke und die schmalen Fenster, die zweieinhalb Meter über dem Boden lagen, deuteten darauf hin, dass das Gebäude eine ehemalige Lagerhalle war, in der ein neuer Holzfußboden verlegt worden war. Eine lange Bar verlief an einer Seite; an der anderen standen auf einem breiten Podest hinter einem niedrigen Geländer Tische und Stühle. Die Bühne lag am anderen Ende gegenüber der Tür. Neues elektrisches Licht war installiert worden und funkelte in den großen Spiegeln hinter der Bar.
    Es war schon sehr voll, die Männer standen dicht an dicht an der Bar und warteten darauf, von den Barkeepern bedient zu werden, und zwei zusätzliche Kellner brachten Bestellungen zu denen, die auf dem Podest saßen. Es herrschte auch eine ganz andere Atmosphäre als im Heaney’s, vielleicht, weil es mehr Frauen gab. Nicht die Art von leichten Mädchen, die Beth sonst in den Saloons gesehen hatte, sondern normale, gut und dezent gekleidete Frauen, die in Büros oder Geschäften arbeiteten. Sie hatte Angst, vor ihnen zu spielen, denn sie würden das sicher missbilligen.
    Sie konnte Sam und Jack hinter der Bar bedienen sehen, aber sie schienen sie nicht zu bemerken.
    »Ich bringe dich jetzt zu Frank«, sagte Theo, nahm ihren Arm und führte sie hastig an den Tischen vorbei.
    Beth umklammerte mit beiden Händen ihren Geigenkasten, als sie durch eine Tür neben der Bühne und einen kurzen Flur hinuntergingen und vor einer weiteren Tür stehen blieben, an die Theo klopfte.
    »Er ist ein netter Mann. Hab keine Angst«,

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