Echo gluecklicher Tage - Roman
kümmern. »Aber ich blieb, bis sie zehn Jahre später starb. Ich wollte die nicht gewinnen lassen«, erklärte sie stolz. »Dann habe ich den Laden verkauft und kam her und kaufte diesen.«
»Warum hier?«, fragte Beth.
Pearl lächelte. »Wegen einem Mann, Schätzchen, warum sonst wäre ich durch das ganze Land gereist?«
»Ist es Frank, der Freund, den Theo erwähnte?«
Pearl nickte. »Er ist gut zu mir und ein echter Gentleman, aber ein Spieler und ein Charmeur wie Theo. Und jetzt hör gut zu, was ich dir sage! Träume niemals von ›Glücklich bis an ihr Lebensende‹. Das gibt es mit Männern wie Frank oder Theo nicht. Du kannst Spaß mit ihnen haben, aber du musst das, was du verdienst, und alles, was er dir gibt, gut im Auge behalten. Schenke ihm deinen Körper, aber nicht dein Herz, denn er wird es dir brechen.«
Beth wollte Pearl gerade bitten, das noch weiter auszuführen, als die Frauen runter in die Küche kamen. Die Blonde mit dem schmollenden Gesichtsausdruck war Missy, die beiden Brünetten waren Lucy und Anna, und die wunderschöne Rothaarige war Lola. Missy, Lucy und Anna waren nicht älter als achtzehn, Lola vielleicht dreiundzwanzig. Alle vier trugen Morgenmäntel und Hausschuhe, und ihre Gesichter waren blass, weil sie so wenig an die frische Luft kamen.
Beth spürte, dass sie nicht sehr glücklich darüber waren, eine fremde Frau in ihrer Mitte zu haben. Sie entschuldigte sich und ging zurück in den Keller, um zu sehen, ob Sam und Jack wach waren.
Das waren sie, aber beide hatten Kopfschmerzen vom Trinken am Abend zuvor. Jack ging in die Küche, um ihnen Kaffee zu holen und Beth die Gelegenheit zu geben, mit ihrem Bruder allein zu sprechen.
»Ich bin irgendwie über den Schock hinweg, dass wir in einem Bordell wohnen«, sagte sie vorsichtig. »Ich habe mich mit Pearl unterhalten, und ich mag sie. Ich schätze, letzte Nacht hatte ich einfach Panik, aber das war Theos Schuld. Er hätte mich vorwarnen können.«
»Ich habe mir Sorgen gemacht, wie du wohl darauf reagieren würdest«, gestand Sam.
»Pearl hat mich die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen lassen«, erwiderte Beth. »Aber genug davon. Erzähl mir von euerm neuen Job.«
»Ich bin Manager im Bear, einem großen Saloon nur ein paar Straßen von hier«, sagte Sam. »Jack lernt alles von der Pike auf, die Bar und den Keller. Aber Frank Jasper, der Besitzer, hat auch mehrere Spielsalons, und er will mich dort einführen. Er ist toll, Schwesterchen, nicht so wie Heaney, ein echter Südstaaten-Gentleman.«
Beth lächelte. Sie fragte sich, ob er wusste, dass Frank Pearls Liebhaber war oder gewesen war. Irgendwie bezweifelte sie das, Sam war nicht so an Leuten interessiert wie sie. »Bezahlt er gut?«, erkundigte sie sich.
»Wir sind noch nicht lange genug da, um beurteilen zu können, wie es sich entwickeln wird«, antwortete er. »Aber er hat uns beiden gestern Abend zehn Dollar gegeben und gemeint, dass er im neuen Jahr darüber mit uns sprechen würde. Wir müssen auch für unsere Unterkunft hier nichts bezahlen, und Pearl ist eine gute Köchin.«
»Theo sagt, er hätte heute Abend einen Auftritt für mich organisiert. Meint er damit den Saloon, in dem ihr arbeitet?«
»Ich schätze ja, weil Frank, als wir ankamen, sofort wissen wollte, wann du kommst. Offenbar hat Theo ihm schon vor einiger Zeit von dir erzählt. Du wirst gut ankommen, Schwesterchen, es ist ein guter Laden, da geht es nicht so wild zu wie bei Heaney.«
»Wie verstehst du dich denn mit den Mädchen von oben?« Beth hob fragend die Augenbrauen.
Sam grinste schelmisch. »Pearl lässt es sie nicht für umsonst machen, das hat sie schon an unserem ersten Abend klargestellt. Und außerdem sehen wir sie kaum. Wir gehen nur rauf, wenn Pearl uns zum Essen ruft.«
Sie unterhielten sich noch eine Weile, und Beth erzählte ihm, wie es über Weihnachten gewesen war.
»Ich hoffe, Theo hat sich benommen.« Sam schnaubte. »Ich mag ihn, aber ich traue ihm nicht.«
»Pearl scheint viel von ihm zu halten.«
»Sie mag einfach Männer«, sagte Sam überlegen. »Und ich schätze, in ihrem Alter muss sie sich keine Sorgen mehr darüber machen, ob man einem von ihnen trauen kann oder nicht. Aber jetzt, wo du da bist, werden Jack und ich auf dich aufpassen.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen, danke schön«, erklärte Beth, schwächte aber ihre Bemerkung mit einem Lächeln ab. »Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich anziehen kannst, und vielleicht könntest du
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