Echo gluecklicher Tage - Roman
die Amerikanern sehr viel bedeuteten. Aber richtig gut kamen ihre schnellen irischen Jigs an, und unten im Zuschauerraum konnte man Hunderte von Köpfen nicken und Füße im Takt klopfen sehen.
Theo grinste Frank an. »Dann habe ich die hundert Mäuse gewonnen?«
»Sicher, du alter Gauner. Sie ist gut. Ich schätze, Pearl mag sie auch, sie trägt ihre Federn.«
Theo nahm seinen Whiskey und trank ihn in einem Zug aus. Er war ein zufriedener Mann: Er hatte seine Wette gewonnen, Sam und Jack hatten sich als Gewinn herausgestellt, und er konnte sich an alle Spieltische in Philadelphia setzen. Und seine kleine Zigeunerin verführen.
21
»Und, wie gefällt dir mein neues Zuhause?«, fragte Theo. »Bist du sprachlos, weil es so großartig ist?«
Beth kicherte. Sie hatte heute Abend im Bear ein bisschen zu viel getrunken, und Theo hatte sie überredet, mit ihm hierherzukommen.
Er scherzte über die Größe. Es waren nur zwei Zimmer über einem Stall, ganz ähnlich wie die beiden, in denen sie mit Sam am Falkner Square gewohnt hatte. Die Ausstattung war allerdings viel hübscher – dicke Vorhänge, ein heller Teppich auf dem Boden und ein altes Brokatsofa, das in ein Herrenhaus gepasst hätte. Aber wirklich schön war die Wärme, die aus einem dicken emaillierten Ofen kam, der mitten im Wohnzimmer stand. Draußen auf der Straße lag der Schnee fast einen Meter hoch, und Beth hatte erwartet, dass es hier drin genauso kalt sein würde.
»Ich bin beeindruckt darüber, wie warm und aufgeräumt es hier ist«, sagte sie und sprach langsam, um nicht zu lallen.
»Das ist nicht mein Verdienst«, erwiderte Theo und öffnete die Ofentür, um noch eine Schaufel Kohlen nachzulegen. »Ich habe ein Zimmermädchen. Also, eigentlich arbeitet sie für die Leute, von denen ich die Wohnung gemietet habe, aber ich habe ihr ein paar Silberdollar gegeben, und jetzt kümmert sie sich auch um mich. Sie ist alt und hässlich wie die Nacht, aber ich weiß es zu schätzen, wie gemütlich sie es mir macht.«
Beth lächelte. Theo würde immer eine Frau finden, die ihn von vorne bis hinten bediente. Pearl hatte nicht gewollt, dass er auszog, denn er hatte sie mit seinem Charme genauso eingewickelt wie vorher Miss Marchment und Miss Doughty.
»Das reicht, um das Feuer die Nacht über brennen zu lassen«, sagte Theo und schloss die Ofentür wieder.
Es war jetzt Anfang März, aber schon als die Kirchenglocken an Silvester geläutet hatten, um das Jahr 1896 willkommen zu heißen, und sie erst ein paar Tage in Philadelphia gewesen war, hatte Beth gewusst, dass sie hier glücklich sein würde.
Pearls vornehmem Kolonialzeit-Haus an der Spruce Street sah man von außen nicht an, was hinter der glänzenden, schwarz gestrichenen Tür vor sich ging, doch ganz in der Nähe in der Camac Street und in den vielen kleinen Gassen, die davon abgingen, gab es jede Menge Bordelle, Spielsalons und Saloons. Die anständigen Leute beklagten die Kriminalität und den Lärm, aber für Beth und die Männer war die ganze Gegend eine ungewöhnlich bunte und fröhliche Exklave von Freigeistern, die nicht an die strengen gesellschaftlichen Moralvorstellungen gebunden waren, die sonst überall in der Stadt herrschten.
Der Bear lag zwischen Pearls Straße und der Camac Street. Obwohl die meisten Gäste hart arbeitende Handwerker aus der Gegend waren, zogen die vielen Künstler, Musiker, Tänzerinnen und Schauspielerinnen, die ebenfalls häufig kamen, auch viele Leute aus der Mittel- und Oberschicht an, die gerne an Orten gesehen wurden, die als nicht ganz salonfähig galten.
Beth merkte bald, dass die meisten Männer, die an Freitagabenden zu Pearl oder in die anderen Bordelle kamen, Geschäftsleute und Industriebosse waren. Sie hatte auch von Damen aus der Oberschicht gehört, die ihre Diener schickten, um ihnen in den Spelunken am Kai Opium zu besorgen. Selbst Ma Connelly, die winzige Irin, die bei ungewollten Schwangerschaften half, behauptete, dass sie mehr Kundinnen aus der Oberschicht habe als Huren oder Dienstmädchen.
Philadelphia bedeutete »Die Stadt der brüderlichen Liebe«, und es war ganz sicher ein freundlicherer Ort als New York, denn hier fehlte das Bedrohliche und Gefährliche, das sie dort oft wahrgenommen hatte. Es mochte genauso viel Armut geben, vor allem unter den Schwarzen und den Iren, aber alles in allem schienen sich die Einwanderer hier besser eingelebt zu haben, und die verschiedenen Nationalitäten waren besser integriert.
Es war
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