Echo gluecklicher Tage - Roman
falsches Telegrafenamt. Es gab keine Telegrafenlinien nach Alaska, aber er hatte eine kleine Hütte am Strand eröffnet und ein Kabel bis ins Meer verlegt, um es echt aussehen zu lassen. Er nahm mehrere Dollar von den Leuten, die eine Nachricht nach Hause schicken wollten, und dachte sich sogar Antworten von ihren Frauen oder Müttern aus, in denen sie darum baten, ihnen für ein Kind oder ein anderes Familienmitglied, das krank war, Geld zu schicken.
Beth fand das ziemlich schäbig, genauso wie den Trick mit der Seife, aber Soapy machte seine Verdorbenheit wieder wett, indem er die Straßenhunde in der Stadt fütterte und denen Geld zusteckte, die keinen Penny mehr besaßen, den Kranken und den Witwen.
Theo dagegen schien überhaupt keine gute Seite mehr zu haben. Er gab vor, ein Earl zu sein, und sorgte mit seinem Charme dafür, dass die Leute ihm blind vertrauten, nur um dann jeden, der sich zum Kartenspielen mit ihm an einen Tisch setzte, nach Strich und Faden auszunehmen. Sie wusste, dass er falschspielte, aber er war clever genug, es nur bei echten Greenhorns zu tun. Eines Morgens hatte Beth einen Mann weinen sehen, während er versuchte, seine Ausrüstung zu verkaufen, um sich die Schifffahrt nach Hause leisten zu können. Theo hatte ihm am Abend zuvor jeden Cent abgenommen, den er besaß.
Aber es war nicht nur das Spielen und das Betrügen, das sie aufregte, es war die Tatsache, dass er vergessen zu haben schien, dass sie ein Team aus vier Leuten waren. Sam und Jack hatten seit ihrer Ankunft hart gearbeitet, im Sägewerk und beim Bau ihrer Hütte. Inzwischen bauten sie welche für andere Leute. Beth trug ihren Teil bei, indem sie abends spielte, für sie kochte und wusch.
Aber Theo tat nichts für sie. Er lag die meiste Zeit des Tages im Bett, dann verlangte er nach einem sauberen Hemd, damit er anständig angezogen in irgendeine Spelunke gehen konnte, in der er sich einen neuen Trottel für den Abend suchte. Er kam fast nie ins Clancy’s, um Beth spielen zu hören, und er überließ es Sam oder Jack, sie nach Hause zu begleiten. Die Bänder, die sie mitgenommen hatte, waren verschwunden, und dann sah sie Dirty-neck Mary mit den grünen im Haar.
Doch das Schlimmste war für sie, dass er offenbar die Bordelle mit Frauen versorgte. Als sie ihn zum ersten Mal die Tasche von zwei jungen Frauen tragen sah, die gerade mit dem Schiff angekommen waren, hatte sie geglaubt, es wäre reine Höflichkeit. Aber später an jenem Abend sah sie die Frauen in dem neu gebauten Red Onion Saloon, und sie erkannte an ihren angemalten Gesichtern, dass sie jetzt zu den Prostituierten gehörten, die im oberen Stockwerk arbeiteten.
Jeden Tag waren unter den Passagieren, die die Schiffe brachten, zwei Dutzend junge Frauen, und es konnte sein, dass einige von ihnen schon in den Städten, aus denen sie kamen, Huren gewesen waren. Aber nicht alle – einige waren Mädchen vom Land, die das Abenteuer suchten. Theo wartete bei der Ankunft jedes Schiffes, und er ging immer auf die hübschesten jungen Frauen zu und bot ihnen seine Hilfe bei der Suche nach einer Unterkunft an.
Er schien Beth nicht mehr zu lieben und all die Pläne vergessen zu haben, die sie alle vier in Vancouver geschmiedet hatten.
26
»Du hast wirklich eine Zigeunerseele«, murmelte Jefferson und hob Beths Hand an seine Lippen. »Ich könnte dir ewig zuhören und würde nie genug davon bekommen.«
»Ich hätte genug davon«, sagte sie mit einem Lächeln und griff nach dem Glas mit dem französischen Champagner, den er ihr eingegossen hatte.
Es war Ende Januar, und draußen lag eine dicke Schneeschicht, aber sie waren im Jeff Smith’s Parlour, dem Saloon und Spielsalon für diejenigen, die zu seinem engeren Kreis gehörten. Der Ofen bullerte, Beth war ein bisschen betrunken, und es fühlte sich gut an, dass ein attraktiver Mann versuchte, sie zu verführen.
Jefferson warb schon seit Dezember um sie. Er hatte ihr einen Schaukelstuhl für ihre Hütte geschenkt, ihr Süßigkeiten gekauft und sie immer wieder auf einen Drink oder zum Essen eingeladen. Aber heute war sie zum ersten Mal ganz allein mit ihm; normalerweise waren auch alle seine Kumpane da, wenn er mit ihr in seinen Saloon ging.
Sie waren früher am Abend da gewesen, aber vor einer Weile verschwunden, und sogar Nate Pollack, der Barkeeper, war gegangen, nachdem er noch ein paar Holzscheite in den Ofen gelegt hatte.
»Hast du immer noch vor, nächsten Monat zu den Goldfeldern aufzubrechen?«, fragte
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