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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Mannes gehen immer vor, wenn er irgendetwas erreichen will.«
    »Es gibt nur eine Art von Geschäft, die man in einem Bordell erledigt«, gab sie zurück, die Stimme wütend erhoben. »Und ich werde nicht die zweite Geige neben einer Hure spielen, also geh dahin zurück, und stell dich hinten an, während sie sich von jedem Mann in der Stadt durchficken lässt.«
    Er sah sie überrascht an.
    »Du bist ein verlogener, betrügerischer Lump«, fuhr sie fort. »Sagst den Leuten, du wärst ein Earl! Nimmst sie aus mit deinen gezinkten Karten! Damit hätte ich vielleicht noch leben können. Aber ich will nicht mit einem Mann zusammen sein, der mich nicht zu schätzen weiß. Ich habe immer zu dir gestanden, aber das ist vorbei. Hau ab, und komm ja nicht wieder.«
    Nur für einen Moment zögerte er, dann riss er seine Sachen aus dem Regal in der Ecke, stopfte sie in eine Tasche und ging, wobei er die Tür so fest zuschlug, dass die ganze Hütte wackelte.
    Beth weinte bittere Tränen, aber nicht, weil sie mit einem anderen Mann zusammen gewesen war, sondern weil ihre Liebe nicht mehr da war. Sie wäre für Theo bis ans Ende der Welt gegangen, und trotz ihrer harten Worte wusste sie, dass sie ihn noch immer liebte.
    Eine Woche später verbrachten Beth und Sam einen Abend zu Hause. Es war so kalt draußen, dass die Wimpern innerhalb von Sekunden mit Eis überzogen waren und die Lungen beim Atmen schmerzten. Sie hatten Holz in den Ofen gelegt und saßen dicht daneben, jeder in einen warmen Quilt gewickelt.
    Jack war bei den Arnolds, einer Familie mit drei Kindern, die Anfang Dezember nach Skagway gekommen waren. Sie waren von Anfang an schlecht ausgestattet gewesen, und das wenige Geld, das sie mitgebracht hatten, ging ihnen bald aus. Sie lebten noch immer in einem Zelt, wie so viele Leute hier, und eines ihrer Kinder, die neunjährige Nancy, war kurz nach Weihnachten an einer Lungenentzündung gestorben.
    Jack hatte versucht, dem Vater Sid Arnold Arbeit zu beschaffen. Er war in Portland Barbier gewesen, aber hier gab es für jemanden wie ihn wenig zu tun, denn fast alle Männer ließen sich dicke Bärte und Schnurrbärte stehen. Er hielt nur einen Tag im Sägewerk durch – er war einfach nicht stark genug für schwere Arbeit –, und er kam auch mit allen anderen Jobs nicht zurecht, die Jack ihm besorgte. Jetzt waren seine Frau und sein kleiner Sohn Robbie krank, und Jack hatte in Skagway für sie gesammelt, damit sie mit dem nächsten Schiff zurückfahren konnten. Aber Sids Augen glänzten genauso vor Goldfieber wie die seiner Frau vom richtigen Fieber. Er wollte noch immer unbedingt über den Chilkoot Pass gehen, überzeugt davon, dass es die Antwort auf alles war.
    »Glaubst du, dass Jack ihn überreden kann?«, wollte Sam von Beth wissen.
    Beth schüttelte den Kopf. Sie beobachtete den Goldwahnsinn jetzt schon so lange, dass sie inzwischen wusste, dass er nicht heilbar war. Die meisten Leute, die hierherkamen, hatten keine Ahnung, wie weit es nach Dawson City war – sie glaubten, es wäre nur eine kleine Wanderung über ein paar Berge. Wenigen war klar, wie kalt und gefährlich es im Gebirge war, und viele von denen, die im Herbst über den White Pass oder den Chilkoot Pass aufgebrochen waren, hatten umkehren und bis zum Frühling warten müssen.
    Aber die Chilkoot-Indianer, die den Pass oft benutzten, berichteten auch, dass viele von denen, die nicht zurückgekommen waren, es nicht überlebt hatten. Vögel und Aasfresser hatten ihnen das Fleisch völlig von den Knochen genagt.
    »Vielleicht ist die einzige Lösung, seine Frau und die beiden übrigen Kinder alleine auf das Schiff zu schicken«, sagte Beth traurig. »Ich glaube, sie haben Familie in Portland, die sie wieder gesund pflegen wird. Das heißt, wenn sie nicht sterben, bevor das Schiff dort ankommt.«
    »Hast du Angst, über den Pass zu gehen?«, wollte Sam wissen.
    »Ja«, gestand sie. »Aber wir sind so weit gekommen, wir würden es immer bereuen, wenn wir den Rest nicht auch noch gehen.«
    »Ohne Theo wird es nicht das Gleiche sein.«
    »Nein, wird es nicht.« Beth seufzte. »Es wird einfacher sein.«
    Sam schwieg für einige Zeit und starrte mit leeren Augen ins Feuer. Beth wusste, dass Jack und er Theo wegen seiner kreativen Ideen und dem Spaß vermissten, den man mit ihm haben konnte. Sie hatten ihr gestanden, dass sie schon seit einiger Zeit von Dolly wussten und gehofft hatten, Beths Nacht mit Jefferson würde ihn endlich wieder zur Vernunft

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