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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hinunter, die in ihren Armen schlief. Tränen liefen über seine Wangen.
    »Warum, Mama?«, schrie er. »Warum musstest du das tun?«
    »Ich habe euern Vater geliebt, aber es war die zarte Liebe zu einem Freund«, erwiderte sie gebrochen. »Leidenschaft ist etwas ganz anderes. Vielleicht werdet ihr das eines Tages selbst feststellen und es verstehen.«
    »Aber warum ist dieser andere Mann jetzt nicht hier?«, rief Sam wütend. »Wenn es die wahre Liebe war, wo ist er dann jetzt?«
    »Mein größter Fehler war es, Leidenschaft mit Liebe zu verwechseln«, erwiderte sie, und ihre Augen brannten, als sie ihren Sohn ansah. »Er verschwand einfach spurlos, als er von Franks Tod erfuhr. Das war meine schlimmste Strafe: zu wissen, dass ich auf einen Schürzenjäger hereingefallen war, der sich nichts aus mir machte, und dass Frank in dem Glauben starb, er hätte einen Weg gefunden, mich glücklich zu machen.«
    »Wusste dieser andere Mann, dass du von ihm schwanger bist?«, schluchzte Beth.
    »Nein, Beth. Ich merkte es erst nach unserer letzten Begegnung.«
    Sie fing an zu husten und zu keuchen, und es war offensichtlich, dass sie zu schwach war, um noch mehr zu sagen. »Schlaf jetzt«, sagte Beth kurz angebunden. »Wir reden morgen weiter.«
    Später in der Küche ging Sam auf und ab, weiß vor Wut. »Wie konnte sie nur?«, wiederholte er immer wieder. »Und wenn sie sich nicht erholt, sollen wir uns dann um dieses Balg kümmern?«
    Beth weinte, während sie Molly auf ihrem Arm fütterte. »Sag das nicht, Sam. Sie ist nur ein Baby, das alles ist nicht ihre Schuld, und sie ist unsere Schwester.«
    »Meine Schwester ist sie nicht«, schrie er zornig. »Unser Vater war vielleicht schwach genug zu akzeptieren, dass seine Frau einen Liebhaber hatte, aber ich werde nicht in seine Fußstapfen treten – sie kann nicht hierbleiben.«
    »Und wo soll sie hin?«, fragte Beth unter Tränen. »Sollen wir sie ins Waisenhaus bringen? Sie jemandem vor die Tür legen?«
    »Ich kann und werde mich nicht um das Kind eines Mannes kümmern, der meine Mutter verführt und meinen Vater in den Selbstmord getrieben hat«, erklärte Sam ausdruckslos, und sein Mund wurde zu einer harten, entschlossenen Linie. »Schaff sie weg!«
    Beth blieb noch lange wach, nachdem Sam ins Bett gegangen war. Sie fütterte und wickelte Molly und legte sie in ihre Wiege, dann setzte sie sich in den Sessel und versuchte, das alles zu verstehen.
    Aber nichts davon ergab für sie einen Sinn. Bis zu diesem Abend hatte sie es nicht für möglich gehalten, dass eine Frau, die einen guten Mann, Kinder und ein schönes Zuhause hatte, jemals etwas anderes wollen könnte. Sie hatte natürlich Gerüchte über lose Frauen gehört, die mit anderen Männern als ihren Ehemännern etwas anfingen, aber sie hatte immer geglaubt, dass das jene Flittchen waren, die in Wirtshäuser gingen und sich das Gesicht anmalten. Keine normalen Frauen wie ihre Mutter.
    »Leidenschaft«, wie ihre Mutter es genannt hatte, sagte ihr nichts. Miss Clarkson hatte das Wort gerne benutzt, obwohl sie es meistens im Zusammenhang mit Musik gebrauchte. Aber einmal, als sie darüber sprachen, wie man Babys macht, sagte sie, dass manche Frauen von »Leidenschaft« überwältigt würden und dass sie ihnen den eigenen Willen raube. Beth nahm an, dass ihrer Mutter das passiert sein musste.
    Beth saß immer noch weinend im Sessel, als sie ein Geräusch aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter hörte. Etwas war auf den Boden gefallen, vielleicht das Wasserglas. Sie wollte Alice heute Abend nicht noch einmal sehen, aber sie wusste, dass sie hineingehen und nach ihr sehen musste.
    Ihre Mutter lag auf einer Seite des Bettes und versuchte, das Familienfoto zu erreichen, das auf dem Nachttisch stand. Es war vor einem Jahr am New Brighton Beach aufgenommen worden, als sie dort den August-Bankfeiertag verbracht hatten. Als sie danach greifen wollte, hatte sie eine Flasche mit Pillen umgeworfen, die der Doktor ihr dagelassen hatte.
    »Willst du das hier?« Beth holte es und hielt es ihrer Mutter hin, damit sie es sich ansehen konnte.
    Ihre Mutter hob unter großen Mühen den Arm und legte einen Finger an das Bild. »Erzähl niemandem das von Molly«, flüsterte sie. »Lass alle glauben, sie wäre von Frank. Nicht für mich, sondern für sie, und gib ihr das hier, wenn sie groß ist, damit sie weiß, wie wir ausgesehen haben.«
    Ihre Hand bewegte sich von dem Bild weg und legte sich um Beths Handgelenk. Sie fühlte sich so trocken an

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