Echo gluecklicher Tage - Roman
halten können.
Traurigerweise wurde bald klar, dass Thomas der Alkohol wichtiger war als seine Frau oder sein Zuhause. An den meisten Abenden kam er erst nach zehn Uhr zurück.
Beth versuchte wirklich, mit Jane auszukommen, aber es war von Anfang an klar, dass diese zu glauben schien, Untermieter müssten bedient werden. Am zweiten Tag befahl sie Beth, ihr die Zinkwanne in ihr Zimmer zu stellen. Als Beth ihr erklärte, dass sie und Sam immer in der Küche badeten, weil es da wärmer und bequemer sei, und dass Jane ihre Wanne selbst füllen und leeren müsse, stolzierte sie empört herum und behauptete, so etwas noch nie gehört zu haben.
Sie verschüttete Wasser auf dem Küchenboden, wenn sie badete, und machte keine Anstalten, es wieder aufzuwischen. Sie beschwerte sich darüber, dass Mollys Schreien sie nachts wecke und dass die Matratze des Bettes zu hart sei. Beth fütterte Molly immer möglichst schnell, wenn diese nachts aufwachte, und verbrachte eine gute Stunde damit, die Federmatratze draußen aufzuschütteln, um sie weicher zu machen, aber Jane zeigte sich in keiner Weise erkenntlich. Sie richtete manchmal Chaos an, wenn sie nur einen Tee kochte, und räumte hinterher nie auf. Sie legte ihre Wäsche in die Spüle und verschwand dann, sodass Beth erst alles für sie waschen musste, wenn sie die Spüle benutzen wollte.
Tag für Tag sah Beth, wie das gemütliche und geordnete Leben, zu dem sie erzogen worden war und das sie verzweifelt versuchte aufrechtzuerhalten, immer stärker ausgehöhlt wurde. Wenn sie Molly in der Spüle badete, kam Jane herein und fing an, Schinken zu braten. Dabei warf sie das saubere Nachthemd, das Leibchen und die Windel, die am Herd zum Lüften hingen, auf den Boden. Wenn Beth sich in den Sessel setzen wollte, um Molly zu füttern, saß Jane bereits darin. Sie bediente sich an ihrem Essen und wusch keine Teller oder Töpfe ab. Beth gab bald die Hoffnung auf, dass sie irgendwann anbieten würde, auch einmal das Putzen der Küche, der Treppe oder des Plumpsklos zu übernehmen; und Thomas kam abends oft mit schmutzigen Stiefeln nach Hause, und am nächsten Morgen fand Beth dann eine Spur, die über den Flur die Treppe hinaufführte.
Beth brachte es einfach nicht fertig, sich darüber zu beschweren. Zum einen hatte sie ein bisschen Angst vor Jane, und außerdem wusste sie, wie verzweifelt Sam und sie die Miete brauchten. Doch es war so schwer, mitanzusehen, wie ihr früher stets so sauberes und ordentliches Zuhause mehr und mehr verkam, oder sich Thomas’ betrunkenes Gefasel spät in der Nacht anzuhören und nie wirklich eine Privatsphäre zu haben. Klavier oder Geige zu spielen war Beths bewährte Methode gewesen, vor ihren Problemen zu fliehen, aber jetzt besaßen sie kein Klavier mehr, und solange Jane um sie herumschlich, mochte sie nicht Geige spielen. Sie konnte ihre eigene Anspannung spüren und hatte Angst, was passieren würde, wenn ihr eines Tages der Geduldsfaden riss.
Es passierte an einem Morgen im Juli. Sam und Thomas waren eine Stunde zuvor zur Arbeit gegangen. Beth kam mit Molly auf dem Arm in die Küche, um sie zu füttern, und sah, wie Jane Milch aus der Babyflasche in ihren Tee goss.
»Was machen Sie denn da?«, rief Beth. »Die ist für Molly.«
»Es ist keine andere Milch mehr da«, erwiderte Jane.
»Na, dann gehen Sie und kaufen Sie welche«, gab Beth wütend zurück. »Was für ein Mensch stiehlt einem Baby sein Essen?«
»Wag es nicht, so mit mir zu reden.« Janes Augen wurden schmal, und sie streckte Beth drohend ihr dünnes Gesicht entgegen. »Du fütterst sie sowieso viel zu viel, deshalb ist sie so fett.«
Mit sieben Monaten war Molly mollig, aber Beth war stolz darauf, dass sie so gesund und stark war. Sie hatte üppiges dunkles Haar, vier Zähne und konnte jetzt ohne Hilfe sitzen. Sie war ein glückliches, zufriedenes Baby, das den ganzen Tag lang lächelte und vor sich hin gurgelte.
»Sie ist wunderschön und nicht fett, und Sie sollten sich schämen«, fuhr Beth sie an. »Es ist schlimm genug, dass Sie uns das Essen stehlen. Muss ich jetzt Mollys Milch auch noch verstecken?«
»Nennst du mich eine Diebin?«, kreischte Jane. Sie griff in Beths Haare und riss ihr heftig den Kopf zurück, was Beth aufschreien ließ. »Genau, heul doch. Du hältst dich für was Besseres, was? Fragt sich nur, wieso! Dein Alter hat sich aufgehängt, und alle wissen, warum.«
Sie ließ Beths Haare los und blickte sie verächtlich an. »Weißt du, dass sich alle
Weitere Kostenlose Bücher