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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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mit ihm auf seinem Pferd nach Dyea geritten war. »Ich mochte ihn sehr, aber wie es scheint, war es richtig, mich nicht für ihn zu entscheiden. Er war genauso wie Theo, oder? Glaubst du, es stimmt, dass Soapy jemandem befohlen hat, ihn zu töten?«
    »Ich denke, es wäre möglich, aber ich bezweifle, dass es dabei um dich ging. Ich schätze, Theo ist ihm in die Quere gekommen. Sie waren sich sehr ähnlich, beide Betrüger. Ich meine, nicht nur beim Kartenspielen und bei Frauen, sondern in allem. Sie benutzten ihren Charme, um sich die Leute gefügig zu machen und sie anschließend auszunutzen. Theo hat mich getäuscht, so viel steht fest, und was mir wirklich gegen den Strich geht, ist, dass ich für ihn gestorben wäre.«
    Mitte Oktober war es in Dawson sehr viel ruhiger. Es war Schnee gefallen, und der fest zugefrorene Yukon wurde nur von Schlittenhunden benutzt, die Vorräte zu den Goldminen brachten oder Feuerholz holten.
    Die Leute, die im Juni gekommen und wie verlorene Seelen durch den Schlamm gelaufen waren, hatten fast alle die Rückreise angetreten, solange das noch möglich war. Jetzt, wo keine Schiffe mehr Leute herbrachten oder mitnahmen, war das Ufer verlassen. Rauch stieg aus Tausenden von Kaminen auf und schuf einen grauen Nebel vor einem noch graueren Himmel.
    An den unteren Berghängen um Dawson herum standen keine Bäume mehr, und die schwarzen Stümpfe sahen aus wie verfaulende Zähne. Unter den Leuten, die noch immer in Zelten lebten, breiteten sich Krankheiten aus. Die Stadt war auf Sumpfland gebaut, und während des heißen Sommers forderten wegen der fehlenden Abflüsse und sanitären Anlagen Seuchen wie Typhus, Ruhr und Malaria viele Opfer. Skorbut trat ebenfalls immer öfter auf, genauso wie Fälle von Lungenentzündung und schlimmer Husten.
    Die Bewohner der Front Street nahmen die Not der ärmeren Einwohner gar nicht wahr oder interessierten sich nicht dafür, denn sie konnten es sich leisten, Feuer in ihren Boilern, Kaminen und Öfen zu entzünden und die Plumpsklos zu leeren, und ihre Vorratskammern waren immer gut gefüllt. Die Elektrizität hatte Einzug gehalten, ebenso wie das Telefon, und für diejenigen mit genügend Geld war Dawson genauso lustig und farbenfroh wie Paris, selbst wenn es bitterkalt war.
    Beth stellte dagegen fest, dass sie das Elend der Armen und Kranken nicht ignorieren konnte. Jeden Tag kochte sie einen großen Topf Suppe und brachte ihn auf einem Schlitten zu Vater William Judge, einem zierlichen, ausgezehrten Priester, der ein kleines Hospital am Fuße des Hügels am Nordende von Dawson führte.
    Für sie war Vater Judge ein Heiliger. Er arbeitete unermüdlich von frühmorgens bis spätabends und trug trotz der extremen Kälte nur eine abgewetzte Soutane. Beth nahm an, dass seine Krankenschwestern nicht so selbstlos waren und die im Sterben liegenden Patienten bestahlen, deshalb blieb sie immer so lange, bis die Kranken die Suppe gegessen hatten, um sicher zu sein, dass sie nicht weggebracht und anderswo mit Gewinn verkauft wurde.
    Jack war auch zunehmend desillusioniert darüber, wie die Dinge in Dawson liefen. Die meisten Leute katzbuckelten vor den Reichen und bewunderten die extravagante Zurschaustellung ihres Reichtums, während sie dafür sorgten, dass ein Teil davon bei ihnen landete. Er fand es abstoßend, dass viele der reichsten Leute in der Stadt die Armen ausbeuteten, ihnen nur einen Hungerlohn für das Wäschewaschen, das Holzhacken und andere Hilfsarbeiten zahlten. Wenn One Eye ihm befahl, Leute aus dem Saloon zu werfen, die lange über einem einzigen Drink saßen, um sich etwas aufzuwärmen, dann weigerte Jack sich. Er wusste, dass einige dieser Männer in ihren Zelten und ungeheizten Hütten erfrieren würden, und er war der Ansicht, dass One Eye etwas christliche Nächstenliebe zeigen sollte.
    Die beiden Männer stritten oft, denn One Eye hatte kein Verständnis für Jacks Ehrlichkeit und seine Menschlichkeit.
    »Ich muss hier weg«, sagte Jack schließlich eines Abends im November zu Beth, nachdem sie den Saloon geschlossen hatten. »Wenn nicht, dann werde ich irgendwann die Geduld verlieren und One Eye angreifen. Er verdünnt den Whiskey mit Wasser, er hat die Mädchen zu Huren gemacht und nimmt sich fast das ganze Geld, das sie verdienen, und ich glaube, er betrügt auch beim Kartenspiel. Ich kann nicht länger danebenstehen und dabei mitmachen.«
    Beth war auch entsetzt gewesen, als sie sah, wie die vier Saloon-Mädchen anfingen, an den

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