Echo gluecklicher Tage - Roman
ihm gesehen, und wenn das nicht bedeutet, dass da was zwischen Ihnen war, dann bin ich ein Holländer.«
An diesem Punkt mischte sich Jack ein und sagte, dass Beth weiterspielen solle. Kurz darauf verließ Moss den Saloon.
Der folgende Tag war ein Samstag, und da sie lange schliefen, mussten sie sich beeilen, um den Saloon am Mittag öffnen zu können. Beth merkte, dass Theo sich ihr gegenüber ein bisschen kühl verhielt, aber sie hatten so viel zu tun, dass sie keine Gelegenheit fand, das anzusprechen.
Am Sonntag wachten sie erst gegen Mittag auf, aber als Beth sich an Theo schmiegte und davon ausging, dass er wie sonst mit ihr schlafen würde, stand er auf und zog sich an.
»Wo gehst du hin?«, fragte sie.
»Ich muss noch was erledigen«, erwiderte er knapp.
Nachdem er gegangen war, stand Beth am Fenster und blickte über die Front Street zum Fluss hinunter. Sie konnte spüren, dass der Winter nah war. Die Bäume auf den Bergen waren alle immergrün, also gab es keine Herbstfarben wie in England, Amerika und Montreal. Man hatte ihr erzählt, dass die Temperatur hier in den Wintermonaten auf fünfzig Grad unter den Gefrierpunkt fallen konnte, und bei dem Gedanken daran zitterte sie.
Vier Stunden später war Theo noch nicht zurück. Beth hatte die Zeit damit verbracht, einige kleinere Dinge zu erledigen, den Saum ihres Kleides zu nähen, etwas Wäsche zu waschen und einen Brief an die Langworthys zu schreiben. Draußen regnete es noch immer heftig, und sie konnte sich nicht vorstellen, wo Theo hingegangen sein konnte, denn die Läden hatten alle geschlossen.
Jack und sie kochten sich später etwas in der Küche und blieben danach unten, weil es am Herd warm war.
»Er ist wütend über das, was Moss gesagt hat«, platzte Beth später heraus. »Aber ich verstehe nicht, warum er mir das ankreidet. Schließlich war er derjenige, der etwas mit dieser Hure aus dem Red Onion angefangen hat, und ich habe mich um ihn gekümmert, als er angeschossen wurde.«
»Ich würde niemandem glauben, der für Soapy Smith gearbeitet hat«, entgegnete Jack. »Und ich wäre überrascht, wenn Theo es täte. Aber gestern Abend haben alle in der Stadt darüber gesprochen, und mehrere Leute haben sich über ihn lustig gemacht. Ich schätze, dass er deswegen ein bisschen sauer ist.«
Theo kam an diesem Abend nicht nach Hause. Am Montag erschien er am Mittag, um den Saloon zu öffnen, erklärte jedoch nicht, wo er gewesen war. Da er nicht mehr wütend zu sein schien und nur ein bisschen still war, ließ Beth ihn in Ruhe und ging einkaufen.
Sie war zwei Stunden weg, und als sie zum Golden Nugget zurückging, hörte sie das jetzt schon vertraute Geräusch des Dampfhorns des abfahrenden Schiffs. Als sie in die Front Street einbog, waren dort viele Menschen versammelt, die zum Abschied winkten, und sie winkte ebenfalls, so wie es die Leute machten, wenn sie in der Nähe waren.
Als Beth zurückkam, sagte Jack, dass Theo mit den Einnahmen zur Bank gegangen sei. Eine Stunde verging, dann noch eine, und er war noch immer nicht zurück.
»Er wird irgendwo bei einem Pokerspiel sein. Lass uns nur hoffen, dass er die Einnahmen zuerst zur Bank gebracht hat«, sagte Jack lachend.
Es war kurz nach sieben, als Wilf Donahue, besser bekannt als »One Eye« – er hatte ein Glasauge –, in den Saloon kam. Er war Stammgast im Golden Nugget, obwohl ihm ein ähnlicher Laden an der King Street gehörte. Beth fand den rundlichen, rotgesichtigen Mann aus Kansas grobschlächtig und plump vertraulich, aber Jack und Theo fanden ihn amüsant und behaupteten, er sei eben ein Mann.
»Ich will, dass du da raufgehst und spielst, mein Mädchen«, sagte Wilf zu Beth und deutete auf das kleine Podest, auf dem sie bei ihren Auftritten normalerweise stand. »Ohne Musik kommen keine Gäste rein.«
»Seit wann bestimmen Sie denn, was hier passiert?«, fragte sie leichthin, weil sie annahm, dass das ein Scherz sein sollte.
»Seit ich diesen Laden um zwei Uhr heute Nachmittag gekauft habe«, erwiderte er.
32
»Wo sollen Jack und ich denn schlafen?«, wollte Beth am nächsten Tag aufgebracht von One Eye wissen. Sie kochte vor Wut, denn sie hatte gerade zufällig gehört, wie er Dolores und Mary, zwei der Saloon-Mädchen, gesagt hatte, dass sie oben einziehen könnten.
»Ich werde dir dein Zimmer nicht wegnehmen, solange du mir nicht ständig dumm kommst«, antwortete er. Er stand halb abgewandt von ihr, und sein gesundes Auge sah in ihre Richtung, während das
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