Echo gluecklicher Tage - Roman
ein paar Hundert Dollar wert sein«, sagte er nachdenklich. »Es gab eine Zeit, da hätte ich sie mir eingesteckt, aber als ich dich kennenlernte, habe ich mich verändert.«
»Wirklich?«
»Jap.« Er nickte. »Du warst so rein und ehrlich, ich dachte, ich hätte keine Chance bei dir, wenn ich nicht genauso werde. Ich verdanke dir eine Menge.«
Beth war gerührt. »Es war dumm von mir, nicht sofort zu merken, dass du der Richtige für mich bist.«
»Zur Hölle, Beth, wenn wir damals in New York schon zusammengekommen wären, dann hätte das wahrscheinlich kein Jahr gehalten. Sieh dir doch nur an, welche Abenteuer wir zusammen erlebt haben!«
Sie wusste, das war seine Art, ihr zu sagen, dass er nicht verbittert darüber war, dass sie Theo ihm vorgezogen hatte, und dafür liebte sie ihn noch mehr.
Oz kam nicht nach ein paar Tagen zurück, wie er versprochen hatte. Jack und Beth wuschen weiter die Erde aus, fanden jedoch kein Gold in Jacks Halden, dafür aber noch mehr kleine Nuggets in Oz’. Außerdem sammelten sie etwas Goldstaub aus seiner Waschrinne.
Das Wetter war fast immer herrlich, obwohl die Moskitos eine Plage waren, aber als aus den Tagen eine Woche und dann noch eine wurde und Oz noch immer nicht zurück war, machte Jack sich Sorgen um ihn. Er hatte seine Hunde noch nie so lange bei jemand anderem gelassen, und die beiden saßen den ganzen Tag lang am Ufer und hielten nach ihrem Herrn Ausschau. Aber Jack wagte nicht, den Claim zu verlassen und nach ihm zu suchen.
Neuigkeiten aus Dawson City verbreiteten sich schnell, selbst zu den abgelegensten Orten, denn jeder, der vorbeikam, hatte etwas zu erzählen. Sie hatten gehört, dass die Stadt seit dem Feuer fast vollständig wiederaufgebaut worden war und dass an der Kanalisation und der Einrichtung von Elektrizität, Dampfheizungen und Telefonen gearbeitet wurde. Tausende neue Leute waren gekommen, seit das Eis aufgebrochen war, die Reichen über das Wasser und die Armen über die Berge, und es hieß, dass die allermeisten davon pleite waren und überall nach Arbeit suchten. Männer wie Jack, die für die Claimbesitzer arbeiteten, hatten Angst, dass ihre Löhne sinken würden, wenn es so viele Arbeitskräfte gab, und selbst die Claimbesitzer machten sich Sorgen, dass verzweifelte Männer vielleicht versuchen könnten, ihnen den Claim streitig zu machen, oder dass sie hier rauskamen, um sie zu berauben.
Am 4. Juli hörten sie das Knallen und Zischen des Feuerwerks in Dawson, und es erinnerte Beth daran, dass ein Jahr vergangen war, seit sie von Mollys Tod erfahren hatte. Aber Oz war noch immer nicht zurück.
Eines Nachmittags Mitte Juli fingen Flash und Silver an zu heulen, und endlich entdeckte Jack Oz, der in seinem Boot den Fluss hinaufruderte.
Sie freuten sich sehr, ihn zu sehen, aber als Oz zum Himmel stinkend an Land schwankte, war klar, dass er sich während der vergangenen Tage total besoffen hatte, und sie gingen vom Schlimmsten aus.
»Hast du alles verloren?«, fragte Jack, als er dem alten Mann in seine Hütte half.
»Ja, schätze schon«, sagte Oz, bevor er auf seinem Bett zusammenbrach und sofort in einen tiefen Schlaf fiel.
Jack ging zwei Mal während des Abends zu Oz’ Hütte, um nach ihm zu sehen, aber er wachte nicht auf.
»Er wird den Claim verspielt haben«, sagte Jack traurig, als er zu Beth zurückkam. »Er hat nichts wieder mitgebracht außer zwei Flaschen Whiskey. Keinen Proviant oder sonst irgendetwas. Ich schätze, wir müssen vielleicht doch schneller von hier weg, als wir dachten.«
»Das macht mir nichts aus«, sagte Beth. »Lass uns mit dem Schiff zurück nach Vancouver fahren. Ich kann wieder im Globe spielen, und du findest auch ganz leicht wieder Arbeit. Mit dem Geld, das ich gespart habe, kommen wir erst mal über die Runden.«
»Würdest du gerne nach Hause fahren?«, wollte Jack wissen.
»Nach England?«, fragte sie.
Jack nickte.
»Ich sehe es nicht mehr als mein Zuhause«, erwiderte sie nachdenklich. »Da wartet nichts mehr auf mich.«
»Genauso sehe ich das auch«, stimmte Jack ihr zu. »Mein Zuhause ist da, wo du bist. Ich schätze, wir müssen uns einen Ort suchen, wo wir beide uns wohlfühlen.«
In dieser Nacht lag in ihrem Liebesspiel ein Hauch von Traurigkeit, weil es für sie das Ende einer Ära war. Wochenlang waren sie ganz allein gewesen, und sie wussten, dass sie diese absolute Privatsphäre und die Freiheit, nur das zu tun, was sie wollten, nirgendwo anders finden würden. Sie hatten oft
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