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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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warum sie gekommen waren. Was hofften sie in dieser kleinen Pionierstadt zu finden, die acht Monate des Jahres von der Außenwelt abgeschnitten war?
    Als sie weiter die Front Street hinuntergingen – Beth mit ihrer Geige und einer kleinen Tasche, Jack mit dem Rest ihrer Habseligkeiten –, glaubte sie, in einem jener merkwürdigen Träume zu sein, in denen man sich an einem vertrauten Ort befand, an dem nichts so war, wie es sein sollte.
    So fühlte sie sich schon, seit sie sich darauf gefasst gemacht hatten, die billigsten Fahrscheine kaufen zu müssen, die es gab, und dass ihnen in Vancouver harte Zeiten bevorstanden.
    Und dann, ohne jede Vorwarnung, waren sie plötzlich reich.
    Obwohl das eine wunderbare Überraschung gewesen war, fiel es ihnen sehr schwer, den Ort zu verlassen, an dem sie so glücklich gewesen waren. Dann, nach dem emotionalen Abschied von Oz, waren sie hierhergerudert und auf unheimliche Weise daran erinnert worden, wie sie vor einem Jahr hier angekommen waren, tieftraurig und erschüttert über Sams Tod.
    Letztes Jahr, als sie sich durch den tiefen Schlamm auf genau diesen Straßen gekämpft hatten, waren sie Cheechakos gewesen, wie die Einheimischen die Greenhorns nannten: aufgeregt, ängstlich, müde, erwartungsvoll und völlig verwirrt. Dawson City hatte sie verändert. Es konnte nicht anders sein – es war, als hätte man sie in einen riesigen Mixer geworfen, aus dem sie durch die ungewöhnlichen Menschen, die Frivolität, die hier Tag und Nacht herrschte, die Not, die Überfüllung, die lasche Moral und die Träume von unermesslichem Reichtum verändert wieder herausgekommen waren.
    Beth fragte sich jetzt, ob sie sich jemals wieder in eine normale Gesellschaft würde einfügen können. Darüber hatte sie während der Bootsfahrt schon nachgedacht und deshalb kaum geredet, und da Jack ebenfalls schweigsam gewesen war, nahm sie an, dass er sich genauso viele Sorgen darüber machte, wie es sein würde, wieder zurückzukommen.
    »Wir schaffen das schon, wir haben uns«, sagte Jack plötzlich, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Wenn wir wollen, dann können wir das nächste Schiff nehmen.«
    Beth lächelte ihn dankbar an. Sie fand es bemerkenswert, dass er immer zu wissen schien, was sie dachte.
    Um acht Uhr abends machten sie sich gerade fertig, um auszugehen und sich in der Stadt umzusehen. Man hatte ihnen im Fairview eines der besten Zimmer gegeben. Es war luxuriös mit einem dicken Teppich, schicken französischen Möbeln, einer Federmatratze und Samtvorhängen an den Fenstern. Beth dachte zynisch, dass es ein Skandal war, dass die Besitzer die Innenwände nicht robuster gebaut hatten. Jack und sie konnten jedes Wort hören, das die Leute im angrenzenden Zimmer sagten.
    Sie hatten Beths Sachen aus dem Restaurant abgeholt, den Scheck bei der Bank eingelöst, und Jack hatte sich einen eleganten neuen Anzug gekauft, sich die Haare schneiden und seine besten Schuhe polieren lassen.
    Beth band ihm gerade seine Fliege um, als es an der Tür klopfte. Jack öffnete und sah einen jungen Hotelpagen in Livree, der einen Brief in der Hand hielt. »Das hier ist für Miss Bolton gekommen«, sagte er. »Sie haben gesagt, ich soll auf Ihre Antwort warten.«
    Überrascht und verwirrt öffnete Beth den Brief und stellte fest, dass er von Percy Turnball kam, dem derzeitigen Besitzer des Monte Carlo.
    Verehrte Miss Bolton , las sie.
    Ich war hocherfreut zu erfahren, dass Sie und Mr Child wieder in der Stadt sind. Es wäre mir eine große Ehre, wenn Sie beide heute Abend im Monte Carlo meine Gäste wären, und ich hoffe, dass Sie es vielleicht in Erwägung ziehen, einige Stücke für all jene zu spielen, die Sie so schmerzlich vermisst haben. Ihr ergebener Diener P. Turnball
    Sie gab Jack den Brief zu lesen. »Was meinst du?«
    »Ist das der Schotte, den sie ›Big Balls‹ nennen?«, fragte Jack. »Der große Kerl mit dem Diamanten an der Krawattennadel, der immer im Nugget war?«
    Beth kicherte. Dolores hatte ihn immer Percy the Pig genannt, wegen seiner kleinen dunklen Augen und seines roten Gesichts. Wie One Eye liebte auch er karierte Anzüge in grellen Farben, aber er war ein anständiger, großzügiger Mann, und Beth hatte ihn gemocht.
    »Ja, stell dir vor, und ausgerechnet ihm gehört jetzt das Monte Carlo! Sollen wir hingehen?«
    »Wenn du willst. Vielleicht wäre es gut für dich, dort ein letztes Mal zu spielen.«
    Beth wandte sich zu dem Pagen um. »Sagen Sie ihm, wir kommen gerne.«
    Es war

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