Echo gluecklicher Tage - Roman
sogar die Zinkwanne nach draußen gestellt und im Sonnenschein gebadet in dem Wissen, dass niemand sie sehen oder hören konnte. In der Stadt würden sie irgendwo in zwei Zimmern hausen müssen, umgeben von dem Lärm, dem Gestank und dem Streit, den es immer gab, wenn viele Menschen zusammenlebten.
Am folgenden Morgen machte Beth einen Berg Pfannkuchen und trug sie runter zu Oz; Jack folgte ihr auf dem Fuße mit einer Kanne Kaffee. Aber zu ihrer Überraschung saß Oz in sauberen Sachen und mit klatschnassen Haaren auf der Bank vor seiner Hütte. Auch den Bart hatte er sich abrasiert.
Beth hatte ihn immer für mindestens sechzig gehalten, aber ohne den Bart erkannte sie, dass er zwanzig Jahre jünger war.
»Also, so was.« Sie stellte den Teller mit den Pfannkuchen auf die Bank neben ihn und stemmte die Hände in die Hüften. »Wir dachten, du schläfst noch immer deinen Rausch aus. Oder bist du der jüngere Bruder von Ostrich?«
Er lächelte verlegen. »Ich war im Fluss schwimmen. Ich schätze, es war der Schock des kalten Wassers, der mich dazu gebracht hat, den Bart abzurasieren. Es tut mir leid, dass ihr so lange auf Flash und Silver aufpassen musstet, aber es ist ein bisschen kompliziert geworden.«
»Iss deine Pfannkuchen, solange sie warm sind«, sagte Jack und goss ihnen allen Kaffee ein. »Wann musst du von hier weg?«
»Olsen kommt heute Nachmittag«, antwortete Oz.
Jack nickte. Olsen der Schwede hatte bereits ein Vermögen mit seiner Mine am Eldorado gemacht und besaß sehr viele Häuser in Dawson. Er war ein Riese von einem Mann und ein erstklassiger Pokerspieler und hatte sich vermutlich sofort auf Oz gestürzt, als er hörte, dass er mit Gold in die Stadt zurückgekehrt war.
»In Dawson ist es nicht mehr wie früher«, sagte Oz traurig. »Sicher, sie haben alles neu gemacht, aber es herrscht eine bedrückte Atmosphäre überall, so als wäre die Blase geplatzt. Und jetzt kommen Frauen!«
»Aber das ist doch gut, oder nicht?«, rief Beth und setzte sich auf einen Baumstumpf. »Es waren doch immer viel zu wenige.«
»Es sind keine Lebedamen.« Oz schüttelte den Kopf, als wenn er traurig darüber wäre. »Es sind richtige Damen, die Frauen von Bankern, aus der gehobenen Gesellschaft, Lehrerinnen und so was, mit Sonnenschirmen und komischen Hüten. Sie lassen sich dort mit ihren Männern und Kindern nieder. Es gibt jetzt auch einen Laden mit schicken Kleidern, der einer Französin gehört, und es heißt, da bekommt man den letzten Schrei aus Paris.«
Beth und Jack sahen sich an und fragten sich, ob das alles stimmte oder ob Oz sich das einbildete. »Was macht das Monte Carlo?«, wollte Beth wissen.
»Hat einen neuen Anstrich, so als hätte es nie ein Feuer gegeben. Fallon ist schon lange weg. Sie sagen, er hat die Stadt Hals über Kopf verlassen, kurz nachdem du weg warst.«
»Was ist mit One Eye?«, fragte Jack.
»Er ist noch da. Es heißt, er hat einen Saloon in Louse Town und lässt dort ein paar Huren für sich anschaffen.«
»Und wo gehst du dann heute hin?«, erkundigte sich Jack.
»Das kommt ganz darauf an.«
»Darauf, wie viel du hier zusammenkratzen kannst?«, fragte Jack. »Ein Glück, dass ich weiter für dich die Erde ausgewaschen habe, während du weg warst.« Er griff in seine Tasche und holte den kleinen Lederbeutel heraus, in dem er die Nuggets aufbewahrte, die sie gefunden hatten, und warf ihn dem älteren Mann in den Schoß. »Tu mir bloß den Gefallen, Oz, und verspiel das nicht auch noch. Wir möchten nicht befürchten müssen, dass du im nächsten Winter pleite bist und frierst.«
Oz öffnete den Beutel und ließ die Nuggets in seine Hand gleiten. Dann sah er überrascht zu Jack auf.
»Wir haben auch noch etwas Goldstaub gefunden. Den habe ich nicht mitgebracht, aber den hole ich dir noch«, fügte Jack hinzu.
»Du hast das für mich aufbewahrt, obwohl du wusstest, dass du gehen musst?«, fragte Oz und blinzelte zu Jack auf.
»Sicher, es gehört mir doch nicht.«
»Es gibt nicht viele, die so ehrlich wären«, sagte Oz nachdenklich. »Schätze, dann habe ich es doch richtig gemacht.«
»Das hast du, Oz«, erwiderte Jack, weil er annahm, dass er damit meinte, dass er ihn hatte bleiben und eine Hütte auf seinem Claim bauen lassen. »Ich war glücklich hier, und seit Beth da ist, bin ich sogar noch glücklicher.«
»Dann werdet ihr heiraten?«
Beth kicherte. »Er hat mich noch nicht gefragt, Oz. Bring ihn nicht in Verlegenheit.«
»Eine Frau, die solche
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