Echo gluecklicher Tage - Roman
eine Kokosnuss an der Wurfbude. Außerdem ließen sie in einer Kabine am Strand ein Foto von sich machen. Sie standen ewig lange an, während die Mütter vor ihnen sich ihren dreckigen Kindern widmeten, ihnen mit spuckebefeuchteten Tüchern übers Gesicht wischten und ihr widerspenstiges Haar kämmten.
Beth konnte ein Lachen kaum unterdrücken, als sie schließlich in der Kabine waren und man ihr sagte, sie solle sich mit Molly auf dem Schoß auf den Stuhl setzen. Sam stand hinter ihnen, eine Hand auf ihrer Schulter. Die Hintergrundszene zeigte ein Schloss und einen See. Sie fragte sich, ob Molly in den kommenden Jahren wohl das Foto betrachten und sich wundern würde, wo dieses Schloss in Liverpool stand.
Es war fast acht Uhr, als sie wieder zu Hause ankamen, und Sams sonnenverbranntes Gesicht hatte die Farbe eines Hummers. »Ich mache Tee, während du Molly ins Bett bringst«, sagte er und beugte sich herunter, um das kleine Mädchen zu küssen, das verschlafen in Beths Armen lag.
Das war der Höhepunkt des Tages für Beth. Sie hatte vielleicht acht Monate auf diesen Moment warten müssen, doch er war umso süßer, weil sie wusste, dass Sam es nicht aus Pflichtgefühl tat, sondern aus echter Zuneigung.
»Du kleine Zauberin!«, flüsterte Beth Molly zu, als sie ihr die Kleider und die Windel auszog, um sie zu waschen. »Du hast endlich sein Herz erobert.«
Beth blieb noch lange in der Küche sitzen, nachdem Sam, Ernest und Peter zu Bett gegangen waren. Sie dachte daran, wie schön es gewesen war, dass Sam wieder gelacht hatte, dass sie in ihrem Herzen wieder Hoffnung gespürt hatte und auch ein bisschen Stolz, weil es ihr so erfolgreich gelungen war, Molly die Mutter zu ersetzen. Mollys dunkles Haar war jetzt lockig, ihre Wangen leuchteten wie kleine Äpfel, und viele Leute waren heute stehen geblieben, um sie zu bewundern. Bald würde sie auch laufen und sprechen. Beth lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie viel Angst sie in der Nacht gehabt hatte, als Molly geboren wurde und Mrs Craven ihr sagte, sie müsse sich um sie kümmern. Aber sie hatte es gut gemeistert, genau wie Sam.
Beth wachte plötzlich auf, weil ihr sehr heiß war. Sie setzte sich auf, um die Decken ans Fußende des Bettes zu schieben. Sie glaubte nicht, dass sie schon lange geschlafen hatte, denn sie konnte immer noch die Betrunkenen auf der Church Street hören. Aber als sie ihr Kissen umdrehte und sich wieder hinlegte, hörte sie ein Geräusch aus der Gasse hinter dem Haus.
Sie erstarrte. Sie war es gewohnt, dass Leute die Gasse hinauf- und hinunterliefen – fast alle, die über den Geschäften wohnten, benutzten die Hintertüren, um rein- und rauszugehen. Und Leute wie die Cravens, die in den Häusern in der Straße hinter der Church Street wohnten, hatten ebenfalls Zugang dazu. Aber das Geräusch, das sie hörte, stammte nicht von jemandem, der entschlossen nach Hause ging oder betrunken dorthin stolperte, sondern von jemandem, der sich anschlich und versuchte, nicht gehört zu werden.
Beth hatte noch einmal überprüft, ob sie nach ihrem letzten Gang zum Plumpsklo die Hintertür abgeschlossen hatte, deshalb wusste sie, dass niemand hereinkommen konnte. Aber als ihr einfiel, dass die Fahrräder von Ernest und Peter im Hof standen, überlegte sie, ob sie vielleicht jemand stehlen wollte.
Sie stand aus dem Bett auf und ging zum Fenster, aber obwohl sie das Hinterhoftor im Mondlicht gerade so ausmachen konnte, waren die Räder nicht zu sehen, weil die Männer sie vermutlich an die Seitenwand des Plumpsklos gelehnt hatten und das Dach des Anbaus ihr die Sicht versperrte.
Und sie konnte auch nichts mehr hören, deshalb beschloss sie, dass es vermutlich nur eine Katze gewesen war, und ging wieder ins Bett. Als sie jedoch ein paar Augenblicke später erneut ein leises Geräusch hörte, sprang sie auf und ging aus dem Schlafzimmer in die Küche, wo sie vom Fenster aus fast den gesamten Hof überblicken konnte.
Sie zog die Spitzengardine zurück, und obwohl es zu dunkel war, um mehr als einen dunklen Schemen an der Wand des Plumpsklos zu erkennen, konnte sie Chrom aufblitzen sehen, und sie war beruhigt, dass die Fahrräder offensichtlich noch da waren. Aber als sie die Gardine fallen ließ, hörte sie noch ein Geräusch. Sie riss den Stoff wieder nach oben und sah gerade noch die Silhouette von jemandem, der über den Hinterhof rannte, das Tor aufriss, hindurchlief und verschwand.
Die Gestalt war nur eine Sekunde lang in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher