Echo gluecklicher Tage - Roman
eine Windel und eine Decke.
Beth zitterte vor Angst, nicht vor Kälte. Jemand legte ihr eine Decke über die Schultern, und sie hörte, wie sie jemand fragte, ob sie irgendwo unterkommen könnten. Tränen schossen ihr in die Augen, heiße Tränen, die über ihre Wangen liefen und auf Molly fielen, die in ihren Armen eingeschlafen war.
Zwei weitere Feuerwehrwagen kamen, von denen einer auf die Rückseite des Gebäudes fuhr. Das Feuer wütete immer noch, und es sah aus, als würden der Eisenwarenladen auf der einen und der Kurzwarenhandel auf der anderen Seite ebenfalls abbrennen. Polizisten versuchten, die Leute zurückzudrängen, um Platz zu schaffen.
»Wie hat das angefangen?«, schrie jemand.
»Jemand hat das Feuer absichtlich gelegt«, rief Beth zurück. »Ich sah, wie jemand durch das Hoftor wegrannte. Sie haben Petroleum in den Briefschlitz gegossen, sie wollten uns alle umbringen.«
Einer der Polizisten kam zu ihr und bat sie, zu wiederholen, was er sie gerade sagen gehört hatte. »Haben Sie irgendeine Idee, wer es gewesen sein könnte?«, fragte er.
»Versuchen Sie es bei Jane Wiley.« Sie spuckte den Namen förmlich aus. »Sie war früher unsere Untermieterin.«
Mrs Craven kam plötzlich mit ihrem Mann an ihrer Seite durch die Menge auf sie zu. »Ich bin hier, Liebes«, rief sie. »Wir werden nicht zulassen, dass Sam und du obdachlos seid nach allem, was ihr durchgemacht habt.« Sie bahnte sich den Weg zu Beth und schlang ihre dicken Arme um sie und Molly. »Ihr kommt jetzt mit uns.«
Barfuß mit nur noch einem Baumwollnachthemd und einer Geige, die sie ihr Eigen nennen durfte, und Molly auf dem Arm ging Beth mit den Cravens in ihre Wohnung und ließ Sam zurück, der ihnen folgen würde, sobald er jemanden gefunden hatte, der Ernest und Peter aufnehmen würde. Die beiden kleinen Zimmer der Cravens waren der Hafen gewesen, in den Beth während der vergangenen Monate so oft gelaufen war, wenn sie ein Problem hatte oder einfach mit jemandem reden musste, der älter und weiser war. Aber sie wusste, dass ihre Nachbarn sie jetzt nur kurzfristig aufnehmen konnten, denn sie waren zu alt, um von unerwarteten Gästen gestört zu werden, und zu arm, um sie auch noch zu ernähren.
Beth konnte nicht schlafen. Es waren nicht nur das Zischen des Wasserstrahls, der auf das Feuer gerichtet war, oder die Feuerwehrleute, die sich weniger als vierzig Meter entfernt über die Gasse hinweg etwas zuriefen; es war nicht mal der harte Boden von Mrs Cravens Wohnzimmer oder die rauchgeschwängerte Luft, die sie wach bleiben ließen. Es war das Wissen, dass Jane Wiley das Feuer in böser Absicht und mutwillig gelegt hatte.
Wie konnte jemand nur so gemein sein? Sie hatte sie vielleicht nicht wirklich umbringen wollen, aber sie musste doch darauf aus gewesen sein, ihr Heim zu zerstören.
Alles war weg – die Kleidung, die Möbel und das Geld –, aber noch schlimmer war für Beth der Verlust all der kleinen persönlichen Dinge und Familienfotos, Erinnerungen an ihre Eltern und Großeltern, die nicht zu ersetzen waren. Sie war gerührt, dass Sam daran gedacht hatte, ihre Geige zu retten, aber sie schien ein so unwichtiger Gegenstand zu sein.
Praktisch, wie sie war, hatte Mrs Craven ein paar Windeln und einen Strampelanzug für Molly herausgesucht und ihr eine improvisierte Wiege aus einer ihrer Schubladen gemacht. Sie sagte, dass die Heilsarmee Leuten in Beths und Sams Lage helfe, indem sie ihnen Kleidung und Schuhe gebe, und dass sie nicht daran zweifelte, dass die Nachbarn etwas für sie sammeln würden. Aber Beth war zu niedergeschlagen, um sich davon getröstet zu fühlen.
»Mehr ließ sich so schnell nicht auftreiben«, sagte Mr Craven, als er Sam am folgenden Morgen ein Hemd, ein Jackett und Stiefel gab, die einem Nachbarn gehörten.
Sam zog alles dankbar an, aber der Besitzer musste deutlich größer sein als er, sodass er in den Sachen wie ein Clown aussah.
»Zumindest habe ich noch meine Hose«, bemerkte Sam. »Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass sie mir auf die Füße rutscht.«
»Die Leute im Büro werden Verständnis dafür haben«, erklärte Beth, die spürte, wie nervös er war, in diesem Aufzug vor dem Büroleiter zu erscheinen. Sie ging zu ihm und richtete seinen Hemdkragen.
»Mach dir keine Sorgen, Beth«, sagte er. »Auf dem Weg nach Hause gehe ich zur Heilsarmee und sehe nach, ob sie etwas Passendes für mich haben.«
Beth trug immer noch ihr rußgeschwärztes Nachthemd, aber Mrs Craven war zu
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