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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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noch eine Weile an der Reling stehen und unterhielten sich. Jack erzählte ihr, dass er während seines Aufenthalts in Liverpool bei einem Fuhrunternehmer gearbeitet und bei einer Familie in der Leeds Street gewohnt hatte. »Die war schlimmer als meine eigene«, erzählte er lachend. »So derb, wie man es sich nur vorstellen kann. Die haben sich die ganze Zeit geprügelt und besoffen. Ich war echt froh, da rauszukommen. Aber sie haben mich aufgenommen, als ich gar nichts mehr hatte, und das würden nicht viele tun.«
    Beth berichtete ihm ihrerseits von dem Tod ihrer Eltern und dass sie Molly zurückgelassen hatten. »Du hast das Richtige für sie getan«, sagte er mit echtem Verständnis im Blick. »Ich habe mir gestern Abend die ganzen Leute mit ihren kleinen Kindern angesehen und mich gefragt, wie um Himmels willen sie in New York Fuß fassen wollen. Es wird schwer werden, irgendwo unterzukommen, und wenn die Männer nicht sofort Arbeit finden, wovon wollen sie dann leben?«
    Der gleiche Gedanke war Beth auch gekommen. Es war eher tröstlich als schmerzhaft, sich Molly vorzustellen, wie sie durch das Haus am Falkner Square lief und von allen vergöttert wurde. Ihr Leben würde konstant und sicher verlaufen, und sie würde immer in einem warmen, sauberen Bett schlafen, gut essen und sehr geliebt werden. Beth musste sich das vermutlich nur jeden Tag sagen, dann würde sie mit der Zeit in der Lage sein, sich wirklich darüber zu freuen, dass sie Molly den Langworthys überlassen hatte.
    Das Meer wurde am späten Nachmittag noch rauer, und während das Schiff schaukelte und rollte, wurden immer mehr Leute seekrank und legten sich in ihre Betten. Beth fühlte sich die meiste Zeit des Tages dazu verpflichtet, denen zu helfen, die litten, ihre Gesichter zu waschen, ihnen Wasser zu trinken zu geben und die Eimer mit dem Erbrochenen auszuleeren, aber im Laufe des Abends wurde der Geruch unter Deck so schlimm, dass ihr davon ebenfalls übel wurde, deshalb zog sie ihren Mantel an und ging wieder an Deck, um frische Luft zu schnappen.
    Es war bitterkalt und leer dort oben, aber sie konnte trotz des Lärms von Wind und Meer ein Orchester im Salon der ersten Klasse spielen hören.
    Um der Musik besser lauschen zu können, ging sie das Deck hinunter bis zu der Absperrung, die die Zwischendeck-Passagiere in ihrem Bereich hielt, und als sie einen Spind mit Rettungswesten sah, suchte sie daneben Schutz vor dem Wind und hörte der Walzermusik zu. In ihrer Fantasie trug sie ein blassblaues Kleid mit einer Satinschärpe und wurde von einem der Schiffsoffiziere herumgewirbelt.
    Sie war so versunken in ihren glücklichen kleinen Traum, dass sie aus ihrem schmalen Zufluchtsort heraustrat und allein tanzte. Aber als die Musik plötzlich lauter wurde und ein goldener Lichtschein auf das Deck fiel, wurde ihr schlagartig bewusst, dass jemand aus dem Salon der ersten Klasse gekommen war. Als sie sah, wie sich ein Mann in einem feinen Abendanzug eine Zigarette anzündete, zog sie sich hinter den Rettungswestenspind zurück, doch sie konnte nicht widerstehen, noch einen Blick auf ihn zu riskieren.
    Er war groß, schlank und dunkelhaarig, und obwohl er ungefähr zwanzig Meter von ihr entfernt stand und das Licht schlecht war, fand sie, dass er unruhig wirkte, denn er blickte sich nervös um.
    Ein paar Minuten später ging die Tür erneut auf, und eine Dame trat heraus.
    Mit der weißen Pelzstola, die sie um die Schultern trug, den blonden Haaren und dem hellen, glänzenden Kleid war sie wie ein Leuchtfeuer in der Nacht. Als sie die Hand hob, um den Mann zu grüßen, funkelte ihr Armband, und Beth nahm an, dass es aus Diamanten war.
    Das Paar umarmte sich, und Beth fragte sich, warum sie auf das bitterkalte Deck gekommen waren, wo sie doch zusammen im warmen Salon hätten tanzen können.
    Der Grund wurde offensichtlich, als sie anfingen, sich leidenschaftlich zu küssen, denn das konnten sie natürlich nicht vor den Leuten tun. Beth fand es ziemlich romantisch und überlegte, ob die beiden wohl Verlobte waren, die es geschafft hatten, ihrer Anstandsdame zu entwischen.
    Aber der Mann machte sich offensichtlich Sorgen darüber, entdeckt zu werden, denn während er die Frau küsste, bewegte er sich mit ihr über das Deck in Beths Richtung und in den Schutz des Rettungsbootes, das dort hing.
    »Ich wage es nicht, länger als ein oder zwei Minuten zu bleiben«, stieß die Frau atemlos hervor. »Er lässt mich fast nie aus den Augen.«
    »Du musst ihn

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