Echo gluecklicher Tage - Roman
Kleider. Die meisten kamen aus Irland, waren blass und unterernährt, doch trotz allem lag ein erwartungsvolles Strahlen in ihren Augen, und sie sprachen mit einer solchen Hoffnung und Leidenschaft von ihrem Ziel, dass Beth sich fast schämte, weil sie so zögerlich war.
Bridie und Maria, die beiden Irinnen, die sich so über Sam amüsiert hatten, schlugen ihr vor, das Bett neben ihren zu belegen. Ihre trällernden Stimmen, in denen so viel Wärme und Freundlichkeit lagen, erinnerten Beth an Kathleen und waren Balsam für ihr schmerzendes Herz.
»Wir können uns im Familienquartier mit den Männern treffen«, sagte Maria mit einem schelmischen Zwinkern. »Mein Onkel ist letztes Jahr ausgewandert, und er hat geschrieben, dass da abends getanzt und gesungen wird. Miss Giles ist nur hier, um sicherzustellen, dass keine Männer in diesen Bereich kommen, und das tut sie, aber sie kann uns nicht davon abhalten, draußen unseren Spaß zu haben.«
»Hast du deinen Liebsten zurückgelassen?«, wollte Bridie von Beth wissen. »Du hast die roten Augen eines Mädchens, das seit Tagen weint.«
Am folgenden Morgen waren sie auf dem Atlantik, und der rauere Seegang ließ viele seekrank werden. Beth ging es gut, aber weil sie wusste, dass ihr von den Würgegeräuschen und dem Geruch des Erbrochenen ebenfalls übel werden würde, ging sie an Deck.
Es war sehr kalt und windig, aber nach dem ständigen Lärm der Maschinen und der Leute, die sich unter Deck anschrien, taten die Ruhe und das Alleinsein gut. Hinter der Absperrung, die den kleinen Teil des Decks für die Zwischendeck-Passagiere vom Rest trennte, führten zwei Stewards Hunde spazieren, und ein einzelner Mann in einem schweren Mantel und mit einer Pelzmütze mit Ohrenklappen lief mit schnellen Schritten auf und ab.
Beth stellte sich an die Reling und starrte auf das offene graue Meer hinaus, das sich endlos vor ihr ausbreitete. Bei der Erinnerung an den vorangegangenen Abend lächelte sie.
Sie war mit Bridie und Maria ins Familienquartier gegangen und einigen Leuten vorgestellt worden, die mit den beiden aus Irland gekommen waren. Zuerst hatte es sie abgestoßen, dass fast alle sehr schäbig und eher dreckig waren und viel zu viele Kinder zu haben schienen. Sie erinnerten sie an die Iren in Liverpool, die in schlimmem Elend in den Slumvierteln lebten. Ihre Eltern hatten sie in dem Glauben erzogen, dass die Männer Nichtsnutze waren, die immer nur tranken und sich prügelten, und dass ihre Frauen wie die Karnickel warfen und ihre Kinder vernachlässigten.
Aber ihr wurde bald klar, dass diese Leute ihre Kinder liebten und sich ein besseres Leben für sie wünschten, egal wie arm sie waren und unter welchen Umständen sie in Irland oder Liverpool gelebt hatten. Sie konnte einfach nicht distanziert bleiben, wenn sie mit einer solchen Wärme und so viel Interesse begrüßt wurde und um sie herum so viel Fröhlichkeit und Optimismus herrschten. Ein Mann mit einer wunderbaren Tenorstimme fing an zu singen, und bald fielen alle mit ein. Ein alter Mann holte seine Geige heraus, und zwei kleine Mädchen wurden dazu aufgefordert, irische Tänze vorzuführen.
Es wurde eine richtige Party, als Sam und einige der anderen alleinstehenden Männer zu ihnen stießen. Alkohol wurde herumgereicht, aber die meisten waren nur trunken vor Freude darüber, auf dem Weg nach Amerika zu sein. Der Geiger spielte einen Jig, und zu Beths Überraschung fing Sam an zu tanzen, griff nach Marias Händen und zog sie auf die Füße. Beth wäre zufrieden damit gewesen, sitzen zu bleiben und dem Treiben zuzusehen, aber als alle anderen aufstanden und tanzten, wurde der Jig schneller, und bald wippte sie mit den Füßen mit. Als ein junger Mann mit roten Haaren und einem noch roteren Gesicht ihr die Hand hinstreckte, war sie nur zu gerne bereit, seine Partnerin zu sein.
Es war nicht die Art von ruhigem Tanz, die Beth in der Schule gelernt hatte, sondern einer, der vor Energie und Ausgelassenheit nur so sprühte. Wenn eine Melodie endete, forderte sie ein weiterer Mann auf. Es fühlte sich gut an, mit so viel Elan herumgewirbelt zu werden. Ihre Partner hatten raue, schwielige Hände, ihre Nagelschuhe trommelten im Takt auf den Holzboden, und Schweiß lief ihnen über die Gesichter, aber selbst wenn sie nicht die Art von Männern waren, mit denen sie sich ihren ersten Tanz erträumt hatte, war sie glücklich.
Später, zurück im Frauenquartier, lag Beth auf ihrer Stoffliege und lauschte den anderen
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