Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
Mädchen, die aufgeregt über die jungen Männer flüsterten, die sie heute Abend kennengelernt hatten, und sie war stolz darauf, dass ihr Bruder der zu sein schien, den alle am meisten bewunderten. Sie konnte immer noch die Musik hören, die der alte Mann auf seiner Geige gespielt hatte, eine so fröhliche, wilde Musik, als hätte er jede Erfahrung seines Lebens darin einfließen lassen. Sie hatte noch nie gehört, dass jemand das Instrument so spielte, und sie fühlte sich inspiriert, ihm nachzueifern.
    Sie streckte den Arm aus und tastete unter ihrem Bett entlang, bis ihre Finger den abgenutzten schwarzen Kasten mit dem sich ablösenden Leder fanden. Ihn zu berühren war genug. Ihren Glücksbringer.
    »Riesig, nicht wahr?«
    Beth erschrak über die männliche Stimme hinter ihr an Deck, und als sie sich umwandte, sah sie einen der jungen Männer, mit dem sie letzte Nacht kurz getanzt hatte; sie erkannte ihn an der Narbe auf seiner rechten Wange. Es war die Narbe, die aussah, als stamme sie von einem Messer, und sie sorgte dafür, dass Beth ihm mit einer gewissen Vorsicht begegnete. Er war groß und ganz dünn, und sein schwarzer Haarschopf, der ihrer Meinung nach dringend mal gewaschen und geschnitten werden musste, war jetzt unter einer Kappe versteckt. Obwohl er vermutlich einige Jahre älter war als sie, ließen ihn sein zu großes Jackett und seine Baumwollhose wie einen Straßenjungen aussehen.
    »So groß, dass man Angst davor kriegen kann«, erwiderte sie. »Es gibt mir das Gefühl, sehr klein zu sein.«
    »Man sagt, es ist so kalt, dass man innerhalb von zwei Minuten an Schock stirbt, wenn man reinfällt.«
    »Was für ein schöner Gedanke!«, sagte sie sarkastisch. »Warum versuchst du es nicht? Ich schaue dann, ob du recht hattest.«
    Er lachte. »Du hast eine scharfe Zunge. Genau wie meine Ma.«
    »Fährst du deshalb nach Amerika, um ihr zu entfliehen?«
    »Irgendwie schon, schätze ich.« Auf seinem Gesicht erschien ein Grinsen. »Gar nicht zu reden von meinem Pa, dem alten Säufer. Warum fährst du?«
    »Aus dem gleichen Grund wie die meisten«, sagte sie mit einem Schulterzucken. »Um mein Glück zu machen; wegen des Abenteuers.«
    »Du bist Sam Boltons Schwester, stimmt’s?«, fragte er.
    Beth nickte. »Ich bin Beth Bolton. Und du?«
    »Jack Child.« Er streckte ihr vorsichtig die Hand hin. »Nett, dich kennenzulernen.«
    Sie nahm seine Hand und schüttelte sie kurz. »Woher kommst du? Das ist kein irischer Akzent und auch nicht der aus Liverpool.«
    »Aus dem Süden, aus dem Londoner East End. Ich kam vor einem Jahr nach Liverpool, um ein Schiff nach Amerika zu nehmen, aber mir wurde mein Geld gestohlen, deshalb musste ich mir Arbeit suchen, bis ich wieder genug für die Überfahrt zusammenhatte.«
    »Das war Pech«, sagte sie und erwärmte sich ein bisschen für ihn, weil er sanfte braune Augen hatte und ein sympathisches schiefes Grinsen.
    »Dadurch bin ich vorsichtiger geworden«, erwiderte er nachdenklich und lehnte sich neben ihr an die Reling. »Aber das ist gar nicht schlecht. Sie sagen, New York ist voller Schurken, die es auf uns Einwanderer abgesehen haben.«
    »Wirklich?«
    Er nickte weise. »Ein Freund von mir fuhr vor sechs Monaten rüber. Er schrieb mir, dass Männer vor der Einwanderungshalle warten und nach Dummen suchen, die sie ausnehmen können. Sie bieten einem Arbeit und eine Wohnung an, aber wenn man ihnen Geld gegeben hat, hauen sie ab.«
    Sam hatte Beth erzählt, dass Männer unten an den Docks in Liverpool falsche Fahrscheine für eine Überfahrt auf Schiffen verkauften, die es gar nicht gab; sie versprachen, die Fremden in Hotels zu bringen, und stahlen ihr Gepäck. Sie nahm an, dass es solche Dinge überall auf der Welt gab.
    »Dann müssen wir einfach vorsichtig sein.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Du und Sam, ihr werdet Erfolg haben«, meinte Jack. »Ihr habt beide etwas Besonderes an euch.«
    »Und was ist das?«, fragte Beth, amüsiert darüber, wie er sie ansah. Er war wirklich überhaupt nicht attraktiv – er hatte unreine Haut, und seine Züge wirkten zu groß für sein Gesicht. Sein Akzent, eine Mischung aus Londoner und Liverpooler, klang merkwürdig, doch er hatte etwas sehr Sympathisches.
    Er sah sie ein bisschen schüchtern an. »Na ja, Sam sieht gut aus und ist der Hahn im Korb. Und du bist elegant und wunderschön.«
    »Danke, Jack.« Sie lächelte. »Ich hoffe nur, dass die Leute das auch so sehen, wenn ich versuche, Arbeit zu finden.«
    Sie blieben

Weitere Kostenlose Bücher