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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, eine Bleibe zu finden«, seufzte Sam verzweifelt. »Und auch nicht, dass so viele Leute versuchen würden, uns zu betrügen. Ich weiß wirklich nicht, wohin wir uns jetzt wenden sollen.«
    Beth trennte gerade im Kerzenlicht das Innenfutter ihrer Jacke auf, um an das letzte Geld zu kommen, das sie aus England mitgebracht hatten. Während Sam redete, sah sie zu ihm hinüber. Er saß an dem mickrigen Feuer im Kamin, ein Bild des Elends.
    Sie waren jetzt schon einen Monat in New York, aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass sie die Zielscheibe von so vielen Betrügern sein würden. Es war fast, als würden sie ein Plakat mit sich herumtragen, auf dem »Greenhorn« stand.
    Da war ein Stand an den Docks gewesen, der Einwanderer aufforderte, sich für Jobs registrieren zu lassen. Das Formular, das sie ausfüllen mussten, hatte offiziell gewirkt; der Mann, der sie beraten hatte, war elegant anzogen gewesen und schien sich um sie zu sorgen. Die Gebühr von zwanzig Dollar kam ihnen nicht zu hoch vor, nicht, wenn sie dafür eine anständige, gut bezahlte Arbeit bekamen. Aber nach drei Tagen, als in ihrem Hotel noch immer keine Nachricht eingetroffen war, waren sie zurück zu dem Stand gegangen, nur um festzustellen, dass er verschwunden war und die zwanzig Dollar mit ihm.
    Ein anderes Mal hatten sie auf eine Wohnungsanzeige in der Zeitung geantwortet. Sie hatten sich mit dem Wirt einer Pension getroffen, und er hatte ihnen zwei hübsche Zimmer gezeigt. Es hieß, der jetzige Mieter würde am Ende der Woche ausziehen. Sie zahlten fünfundzwanzig Dollar Miete im Voraus und bekamen einen Schlüssel. Aber als sie einziehen wollten, passte der Schlüssel nicht in die Haustür des Gebäudes, und nachdem es ihnen gelungen war, einen der anderen Mieter herauszuklingeln, wurde ihnen klar, dass der Mann, mit dem sie sich getroffen hatten, überhaupt nicht der Wirt war. Und es gab dort auch keine freien Zimmer.
    Sie fühlten sich nicht besser, als sie herausfanden, dass Dutzende von anderen Leuten ebenfalls auf diese Tricks hereingefallen waren. Doch dadurch hatten sie inzwischen ein in ihren Augen kleines Vermögen verloren, und sie waren verbittert darüber, dass die Trickbetrügerei hier so weit verbreitet war und niemand sie gewarnt hatte.
    Es gab auch viele andere unschöne Vorfälle: Jobangebote, die sich als Schwindel herausstellten, Wohnungen, zu denen sie sofort fuhren, nur um festzustellen, dass es nur Zimmer waren, die sie sich mit einem halben Dutzend anderen teilen sollten. Man hatte ihnen glaubwürdige Geschichten über schwere Schicksale erzählt und sie zu Glücksspielen überredet, die angeblich eine »sichere Sache« waren und die sie reich machen würden. Meistens waren sie im Hinblick auf Letzteres realistisch gewesen und hatten nur höchstens einen Dollar riskiert, aber auf einige der Leidensgeschichten waren sie hereingefallen und hatten diesen Leuten Geld gegeben, nur um nachher festzustellen, dass auch das ein Betrug gewesen war.
    Dieses Hotel war das vierte, in dem sie wohnten. Sie hatten jedes Mal in ein billigeres umziehen müssen, bis sie in dieser heruntergekommenen Bruchbude in der Diversion Street gelandet waren. Aber obwohl das Zimmer winzig, dreckig, trostlos und kalt war, wussten sie, dass es im Vergleich zu den Unterkünften, die Einwanderern mit wenig Geld angeboten wurden, ein Palast war.
    Wenn sie allerdings nicht bald Arbeit fanden, dann würden sie sich nicht einmal mehr leisten können, hier zu wohnen. Sam wusste vielleicht nicht, was sie als Nächstes tun sollten, aber Beth schon. Allerdings ahnte sie, dass es ihrem Bruder nicht gefallen würde.
    »Wir könnten uns an Jack wenden«, sagte sie leise und wappnete sich gegen seinen Ärger. »Ich habe ihn heute früh getroffen.«
    »Was!«, rief Sam, und sein Gesicht verdüsterte sich.
    Beth zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, du magst ihn nicht, weil er sich für mich interessiert, aber er kann uns helfen. Er hat bereits einen Job, er kennt die Leute hier, und mit ihm an unserer Seite werden wir nicht mehr so viel betrogen.«
    »Wir brauchen keine Hilfe von jemandem wie ihm«, erwiderte Sam kurz angebunden.
    »Dann wartest du darauf, dass uns jemand aus der Fifth Avenue rettet, nehme ich an?«, sagte Beth sarkastisch. »Oder darauf, dass das Waldorf jemanden vorbeischickt, der dich anfleht, ihr neuer Barkeeper zu werden?«
    »Sei nicht albern«, fuhr er sie an. »Du weißt, wie sehr ich mich

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