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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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heraufgekommen waren und in einiger Entfernung an Deck standen.
    »Du bist ein stilles Wasser«, meinte Jack und grinste sie an. »Du hast mir nie erzählt, dass du so spielen kannst. Ich dachte, dass du nur diese kreischende Kammermusik machst, als ich den Geigenkasten sah.«
    »Es ist eine irische Geige«, entgegnete Beth lächelnd. »Ich glaube nicht, dass sie etwas anderes spielt als Jigs. Meine Mutter war nie begeistert davon; sie fand immer, es sei Wirtshausmusik.«
    »Du wirst immer Arbeit finden, wenn du so spielen kannst«, meinte Jack. »Aber wohin werdet ihr morgen gehen? Habt ihr schon Pläne?«
    »Ich glaube, Sam schon«, antwortete sie. »Wie steht’s mit dir?«
    »Ich werde zu meinem Freund gehen«, erwiderte er. »Ich glaube nicht, dass es ein toller Ort ist, so eine Art Pension, aber es wird reichen, bis ich Arbeit gefunden habe.«
    »Und was für Arbeit wird das sein?«
    »Alles, was gut bezahlt ist«, sagte er. »Ich wünschte nur, ich hätte ein Talent wie deins. Die Leute werden sich darum reißen, dich zu engagieren.«
    »Mich engagieren?«, rief sie. »Um Geige zu spielen?«
    »Ist es nicht das, was du tun willst?« Er sah verwirrt aus.
    »Ich dachte, ich suche mir eine Stelle als Hauswirtschafterin oder als Verkäuferin, so wie zu Hause«, sagte sie.
    Jack lachte schnaubend. »Na ja, das wäre aber ganz schön dumm, wenn du mit so einem Talent aufwarten kannst.«
    »Aber die werden doch keine Frau engagieren, oder?«
    »Das ist doch eine noch größere Attraktion«, widersprach Jack. »Vor allem bei einer so hübschen wie dir.«
    »Danke, Jack«, sagte sie und wurde ein bisschen rot.
    »Ich komme gerne und höre dir zu, aber ich glaube nicht, dass du mich noch kennen willst, wenn du erst in den schicken Etablissements verkehrst.«
    »So ein Unsinn«, erklärte Beth entrüstet.
    »Nein!« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin zu hässlich für jemanden wie dich. Deine Freunde werden mein vernarbtes Gesicht ansehen und glauben, dass ich der Falsche bin.«
    »Wo hast du die her?«, fragte sie und streckte die Hand aus, um die Narbe sanft zu berühren.
    »Das war mein Pa. Er schlug Ma, ich versuchte ihn aufzuhalten, und er nahm sich ein Messer und verletzte mich damit. Deshalb verließ ich London. Ich konnte nicht mehr.«
    »Wenn du sie bekommen hast, weil du deine Mutter verteidigen wolltest, dann musst du dich dafür nicht schämen«, sagte Beth und küsste seine Narbe.
    Plötzlich legten seine Arme sich um sie, und er küsste sie.
    Beth war überrascht, aber nicht unangenehm. Jacks Lippen waren weich und warm; sie mochte die Art, wie seine Hände ihr Gesicht streichelten, und den Schauer, der ihr über den Rücken lief. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schmiegte sie sich in seine Arme und legte ihre um seinen Hals.
    Als sich seine Zunge zwischen ihre Lippen schob, fand sie, dass er zu weit ging, aber es fühlte sich gut an, und sie wollte den Kuss nicht unterbrechen. Er atmete schwer, hielt sie fester und fester, und erst da wurde ihr klar, dass sie mehr nicht zulassen durfte.
    »Wir sollten jetzt zurückgehen«, sagte sie, als sie sich von ihm löste und aufstand. »Wir müssen morgen früh raus, und es liegt noch so viel vor uns.«
    »Ich will dich niemals mehr gehen lassen«, flüsterte er. »Du bist so wunderschön.«
    Beth lächelte und tätschelte sein Gesicht. »Das ist süß von dir, aber du siehst mich doch morgen.«
    »Ich würde alles für dich tun«, sagte er und hielt sie an den Schultern fest. »Alles!«
    Als Beth wieder unter Deck kam, war die Party zu Ende. Ein paar betrunkene Männer torkelten herum, aber die Frauen und Kinder lagen im Bett. Im Frauenquartier warteten Maria und Bridie auf Beth; offenbar hatte ihnen jemand berichtet, dass sie mit Jack gesehen worden war.
    »Bist du mit ihm zusammen?«, flüsterte Bridie, und auf ihrem sommersprossigen Gesicht erschien ein neugieriger Ausdruck.
    »Nein, zumindest glaube ich das nicht«, erwiderte Beth, zog sich schnell das Kleid und die Schuhe aus und schlüpfte ins Bett. Sie hatte keine Ahnung, ob man mit jemandem zusammen war, nur weil man ihn geküsst hatte. Sie mochte Jack, aber er war auch der einzige Mann, den sie auf dem Schiff kennengelernt hatte. Vielleicht würde sie ja jemand Passenderen kennenlernen, wenn sie an Land gingen.
    »Hat er dich geküsst?«, flüsterte Maria.
    »Ja.«
    »Wie war es?«, wollte Maria wissen.
    »Schön«, flüsterte Beth zurück. »Aber ich habe keinen Vergleich, weil es das erste Mal

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