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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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sie ein Zimmer im obersten Stock eines Mietshauses an der Houston Street, wo sie sich die Küche mit einem italienischen Ehepaar teilten, das in dem anderen Zimmer der Wohnung lebte. Für fast jeden, den sie kannten, war ein Raum für nur zwei Leute ein Luxus, und obwohl Beth sich oft beklagte, dass man in dem Haus mit seinen fünf Stockwerken, in denen jeweils vier Wohnungen lagen, die durchschnittlich von acht bis zehn Leuten bewohnt wurden, nie seine Ruhe hatte, war sie dankbar dafür, dass es nur der Lärm war, mit dem sie sich abfinden musste, und nicht ein Zimmer voller Menschen.
    Das Zimmer selbst war nicht toll mit seiner dreckigen alten Tapete, und im Sommer wurde es zu einem Ofen, aber Beth hatte es nett hergerichtet. Sie hatte einige Theaterposter besorgt, um die fleckigen Wände zu bedecken, hatte in den Secondhand-Läden in der Nachbarschaft ein paar Möbel erstanden, und Ira hatte sie auf der Nähmaschine ein paar Vorhänge nähen lassen und ihr eine alte Tagesdecke gegeben, die jetzt zwischen den beiden Betten aufgespannt war, damit sie beide etwas Privatsphäre hatten.
    Die Houston Street war eine arme Gegend, mit Wäscheleinen, die aus jedem Fenster hingen, dürren, dreckigen Kindern, die auf den Straßen spielten, und einer Kneipe an der Ecke, und sie sah oft Frauen, die schwere Säcke mit Kleidung auf dem Rücken durch die Straße trugen, die sie zu Hause genäht hatten. Aber es war eine lebendige, fröhliche Nachbarschaft. An heißen Abenden saßen die Leute auf der Treppe vor den Haustüren und unterhielten sich, die Frauen teilten sich die Beaufsichtigung der Kinder und halfen den Italienern und Deutschen mit ihrem Englisch. Alle, mit denen sie sprach, waren froh, nach Amerika gekommen zu sein, und glaubten, dass sie mit harter Arbeit ihr Ziel erreichen würden.
    Das Schlimmste an dem Mietshaus war, dass es für alle nur zwei Plumpsklos im Hof gab, stinkende, schreckliche Orte, die Beth erschaudern ließen und die sie nur mit zugehaltener Nase betreten konnte. Aber Sam leerte jeden Morgen die Betttöpfe, bevor er zur Arbeit ging, und ihr Zimmer lag zur Straße raus, sodass der Gestank der Plumpsklos nicht durch ihre Fenster drang. Die Wohnung war außerdem so weit oben, dass sie keine Probleme mit Ratten hatten wie so viele im ersten und zweiten Stock.
    Manchmal, wenn ihr der Lärm und die Kochgerüche der Mietskaserne sehr zusetzten oder sie davon träumte, ein richtiges Badezimmer mit fließend heißem und kaltem Wasser zu haben wie das am Falkner Square, erinnerte sie sich selbst daran, dass diese Dinge nicht wichtig waren und wie sehr sich ihr Leben verbessert hatte, seit sie in Amerika war.
    Zu Hause wäre es für sie undenkbar gewesen, in einer Bar Geige zu spielen, denn dort waren junge Frauen nicht so frei wie hier. Sie konnte mit Jack abends oder an seinem freien Tag mehrere Stunden allein verbringen, ohne dass irgendjemand Anstoß daran nahm. Sie hatte mehr Geld, als sie in England jemals hätte verdienen können, und niemand hier wusste, wie ihr Vater gestorben war. Dann war da noch die große Auswahl an Essen, die man hier bekam. Sie kochte kaum je etwas, weil es so billig war, sich etwas zu kaufen. Sie liebte die Hotdogs, die Ofenkartoffeln, Donuts, Pfannkuchen und Waffeln. Ein Chinese verkaufte an einem Stand Nudeln, die sie sehr gerne aß, und sie mochte die Teller mit Spaghetti und Tomaten-Fleischsoße in dem Café, das von Italienern geführt wurde. Kaum ein Tag verging, an dem Ira sie nicht etwas Neues probieren ließ: Brezel, Pastrami, Pökelfleisch, Fischbällchen oder irgendeine deutsche Wurst.
    Das Einzige, was sie an England wirklich vermisste, war Molly, und das war ein dumpfer Schmerz in ihrem Innern, der sie nie ganz verließ. Sie konnte nicht an einer Mutter mit einem molligen, dunkelhaarigen kleinen Mädchen vorbeigehen, ohne anzuhalten und mit ihr zu sprechen, und in diesen kurzen Momenten fühlte sie akuten Neid.
    »Ich könnte dir ein eigenes Baby geben«, sagte Jack einmal, als sie zusammen waren und er gesehen hatte, wie sie mit einem Kind sprach. Er sagte es leichthin, denn jedes Mal, wenn sie sich küssten, erzählte er ihr, dass er davon träume, mit ihr zu schlafen.
    Beth hatte gelacht, denn erst ein paar Tage zuvor hatte sie mit Amy und Kate gesprochen, den beiden jungen Frauen, die in der Wohnung unter ihr wohnten. Sie waren ein paar Jahre älter als sie und schienen sehr viel mehr Erfahrung mit Männern zu haben, aber sie waren beide lustig und lebhaft,

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